In der Woche nach der Wiedereröffnung des Böhler-Spitals als Tagesklinik findet der Betrieb dort langsam in geordnete Bahnen. Fragen zur Zukunft bleiben jedoch.
Seit Donnerstag wird im Böhler-Spital wieder operiert, auch wenn Patienten nicht stationär aufgenommen werden können. Die anfänglichen Kinderkrankheiten im tagesklinischen Betrieb geben sich langsam: In den letzten Tagen mussten keine Rettungsautos mehr weggeschickt werden, weil Patienten an Bord waren, die zumindest einmal über Nacht bleiben hätten müssen. Am ersten Tag mussten von 22 ankommenden Rettungsautos noch acht wieder Kehrt machen.
“Sie können mit allen Problemen kommen“
Christian Fialka, ärztlicher Leiter der AUVA-Traumazentren, spricht von „Kommunikationsproblemen, die nicht zu vermeiden waren“. Das Patientenwohl sei nie in Gefahr gewesen, wird betont: Im Schockraum des Böhler-Spitals könne man im Fall des Falles jederzeit Patienten stabilisieren. Jeder Patient würde untersucht und versorgt – auch jene, die dann nicht bleiben können. „Sie können mit allen Problemen kommen“, will Fialka die Patienten wissen lassen.
Sieben bis acht Operationen pro Tag sind nun im Böhler-Spital wieder möglich, dazu kommt wie bisher auch schon die Versorgung von Patienten in der Ambulanz auch ohne OP, etwa durch Eingipsen nach Brüchen. Täglich finden so nun wieder an die 100 Patienten im Böhler-Spital Hilfe. Weil die anderen Wiener Spitäler alle Patienten schultern müssen, die stationären Aufenthalt brauchen, übernehmen die Böhlerianer ihrerseits alles an Hand-, Arm- und Knieverletzungen, um umgekehrt die anderen Spitäler zu entlasten.
Böhlerianer tun, was sie können
An der Böhler-Belegschaft soll die Patientenversorgung nicht scheitern: Die 16 Mediziner und 25 Pflegekräfte in der Tagesklinik takten die Operationen, so dicht sie nur können, die Öffnungsdauer der OP-Säle wird bis zum letzten Moment ausgereizt, und entgegen den ursprünglichen Plänen wird nun auch am Samstag operiert. Immerhin gilt es auch die sommerliche OP-Sperre im Meidlinger AUVA-Spital abzufedern. „Wir sind bereit, Patienten gibt es auch genug, der Rest liegt an der Infrastruktur“, betont Chirurg Heinz Brenner.
Verzögerungen bei Container-Ersatzlösung?
Zur Infrastruktur gibt es allerdings Fragezeichen: Laut Fialka ist zwar „völlig klar“, dass das versprochene Containerspital kommen wird, und zwar mit „dem vollen Umfang“ des bis Februar gewohnten Böhler-Spitals. Ob es allerdings, wie ebenfalls versprochen, zu Jahresanfang 2025 kommt, ist inzwischen mehr als ungewiss. Zu einem Gutteil geht das weiterhin auf Kosten der Böhler-Belegschaft, die weiterhin zwischen verschiedenen Standorten pendeln muss. Laut AUVA-Angaben wurde auch damit aber der OP-Rückstau, der sich seit der Schließung des Böhler-Spitals im Februar angesammelt hatte, abgearbeitet: Nur noch zehn OPs seien offen, und die auf Wunsch der Patienten auf Herbst verschoben worden.
Ein weiteres Fragezeichen betrifft den geplanten „Gesundheitscampus“, der die Böhler-Zwischenlösungen ersetzen soll. Auf die Frage, wo der komplette Spitalsneubau am Ende stehen wird, antwortet Fialka schlicht: „Ich weiß es nicht.“ Der Verwaltungsrat als höchstes Gremium der AUVA tagt am 10. Juli wieder. Es bleibt zu hoffen, dass dann zumindest in Sachen Containerspital Nägel mit Köpfen folgen.
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