„Zermürbungskrieg“

Schwere Kämpfe im Norden Gazas nehmen kein Ende

Ausland
09.07.2024 07:00

Ein erneutes Aufflammen intensiver Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens überschattet die wiederaufgenommenen Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln und eine Waffenruhe. Israel geht sowohl am Boden als auch aus der Luft gegen Hamas-Kämpfer in der Stadt Gaza vor. 

In den letzten Wochen kehrten die israelischen Streitkräfte mehrfach in Gebiete zurück, aus denen sie sich bereits zuvor zurückgezogen hatten. Dies zeige, wie der Kampf gegen die Hamas zu einem „langwierigen Zermürbungskrieg“ werden könnte, schreibt das „Wall Street Journal“.

Geiselverhandlungen drohen zu scheitern
Das erneute Vorgehen Israels in der Stadt Gaza könne dazu führen, dass die in Kairo wiederaufgenommen indirekten Verhandlungen über ein Geiselabkommen scheitern, erklärte die Hamas. Ihr Auslandschef Ismail Hanija habe die katarischen und ägyptischen Vermittler entsprechend gewarnt. Die USA, die in dem Krieg ebenfalls als Vermittler fungieren, sehen dennoch Chancen für eine Einigung.

In das Gebiet der Stadt Gaza waren die israelischen Truppen bereits im ersten Kriegsmonat eingedrungen. Laut einer Analyse von Satellitendaten sind rund 75 Prozent der Gebäude in dem Gebiet beschädigt oder zerstört. (Bild: AP)
In das Gebiet der Stadt Gaza waren die israelischen Truppen bereits im ersten Kriegsmonat eingedrungen. Laut einer Analyse von Satellitendaten sind rund 75 Prozent der Gebäude in dem Gebiet beschädigt oder zerstört.

„Kämpfe aufnehmen, bis Ziel erreicht“
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte zuvor als eine nicht verhandelbare Bedingung für ein Abkommen das Recht für Israel zur Fortsetzung der Kämpfe gegen die Hamas eingefordert (siehe Video unten). „Jedes Abkommen wird Israel erlauben, die Kämpfe wieder aufzunehmen, bis alle Kriegsziele erreicht sind“, heißt es in einer Liste an Bedingungen, die das Büro des israelischen Ministerpräsidenten veröffentlichte.

Video: Netanjahu besteht auf Fortsetzung des Krieges

Netanyahu lege „den Verhandlungen zusätzliche Hindernisse in den Weg“, heißt es in einer Erklärung der Hamas.

Vermittler bemühen sich derzeit um Formulierungen, um die Kluft in noch strittigen Punkten zu überbrücken. Netanyahus Auflistung an Bedingungen war auf Kritik gestoßen.

Schulgebäude angegriffen
Unterdessen griff Israels Luftwaffe auch im mittleren Gazastreifen nach eigenen Angaben mehrere in einem Schulgebäude verschanzte Terroristen an. Wie Israels Militär mitteilte, sei die Gruppe aus Kämpfern der Hamas und des Islamischen Jihad (PIJ) im Raum Nuseirat am Montagabend mit Präzisionsmunition beschossen worden, um zivile Opfer zu vermeiden.

Die israelische Armee wies einmal mehr darauf hin, dass die beiden Terrororganisationen „systematisch gegen das Völkerrecht“ verstießen, „indem sie zivile Einrichtungen und die Bevölkerung als menschliche Schutzschilde für Terroranschläge gegen den Staat Israel missbrauchen“. Unterdessen erreichte Israels Armee die Zentrale des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNRWA in der Stadt Gaza. Das Armee-Radio berichtete von Kämpfen mit Bewaffneten der Hamas. 

Luftangriffe auf Küstenstadt
Man müsse mangels einer politischen Strategie immer wieder an Orten kämpfen, die die Armee eigentlich zuvor eingenommen hatte, hatte bereits vor Wochen Israels Generalstabschef Herzi Halevi beklagt und laut Medienberichten vor einer „Sisyphusarbeit“ gewarnt. Israel flog auch einen Luftangriff auf ein Ziel in der Nähe der syrischen Küstenstadt Baniyas. Der Angriff habe Sachschäden verursacht.

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