Katerstimmung bei Frankreichs Ultrarechten. Sie fühlen sich „vom System“ betrogen, doch schuld ist das Mehrheitswahlrecht auch in diesem Land.
Die Le-Pen-Partei landete im zweiten Durchgang auf Platz 3, obwohl sie am Sonntag mit 37 Prozent die mit Abstand stimmenstärkste Partei geworden war – mehr Stimmen denn je. Bei einem Verhältniswahlrecht könnte sie nun die Führung einer Koalitionsregierung beanspruchen – falls jemand mit ihr koaliert.
Die mandatsstärkste Volksfront, die im Siegesrausch den Regierungsanspruch stellt, kam auf 25 Prozent! Den Sieg verdankt sie den 200 Politikern aus dem Macron-Lager, die für den zweiten Durchgang zugunsten der Volksfront verzichtet hatten – alles im Namen einer vereinten „Republikanischen Front“ gegen Le Pen.
Deshalb sind mir die Rufe liberaler und linker Parteien in Europa nach Volksfronten quasi als Rezept gegen Ultrarechts unverständlich. Es ist sogar eine gefährliche Selbsttäuschung. Das Rezept ist nicht gefunden, denn auf dem Kontinent gilt mit Ausnahme Ungarns das Verhältniswahlrecht.
Die Wahlbündnisse in Frankreich werden auch nicht lange halten, und die französische Politik wird weiterhin aus ihrer Krise nicht herauskommen. Die große Abrechnung folgt noch. Le Pen setzt auf die Revanche bei der Präsidentenwahl 2027, wenn sich bis dahin Macrons „republikanische Regierungen“ abgenutzt haben.
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