Kleine ertrinken still

Pool als Todesfalle: So schützen Sie Ihr Kind

Gesund
09.07.2024 11:00

Jedes Jahr sterben in Österreich rund drei Kinder durch Ertrinken. Der Tod im Wasser kommt meist lautlos und blitzschnell. Ein Viertel der Vorfälle ereignet sich im privaten Garten, das heißt, in Pools oder Biotopen. Experten geben Tipps, wie Eltern ihre Kinder vor diesen Gefahren schützen können.

Ertrinken ist hierzulande die häufigste tödliche Unfallursache bei kleinen Kindern unter fünf Jahren, die zweithäufigste bei den fünf bis 14-Jährigen.  „Jährlich ertrinken in Österreich durchschnittlich drei Kinder. Bei etwa drei weiteren werden aufgrund des Sauerstoffmangels lebenslange, teils schwere Behinderungen die Unfallfolge sein“, betont Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz. Rund 40 Kinder müssen nach einem Ertrinkungsunfall stationär behandelt werden.

Gefahr im eigenen Garten
Etwa die Hälfte der Unfälle im Wasser ereignet sich in öffentlichen Bädern. Dort ist jedoch die Überlebenschance laut Experten mit 93 Prozent am höchsten. Die Gefahr im eigenen Garten wird nach wie vor unterschätzt.  Ein Viertel der Ertrinkungsunfälle betrifft private Pools oder Biotope und das Risiko, dass der Vorfall tödlich für das Kind endet, ist dort sogar etwa viermal so hoch wie im öffentlichen Schwimmbad, wie Dr. Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE erklärt.

Es ist daher nicht nur von größter Bedeutung, dass Kinder möglichst früh gut schwimmen lernen, im und am Wasser sollte – vor allem den Kleinsten – die hundertprozentige Aufmerksamkeit der Eltern geschenkt werden. Das Durchschnittsalter der Kinder beträgt bei den Ertrinkungsvorfällen im Garten zwei Jahre. Folgende Sicherheitstipps rund ums kühle Nasse sollten daher unbedingt eingehalten werden:

Allgemeine Regel in der Nähe von Wasser
  • Kinder im und am Wasser immer beaufsichtigen, bis sie sehr gut schwimmen können und mind. 10 Jahre alt sind!
  • Verlassen Sie sich nicht auf Schwimmhilfen! Sie bieten keinen zuverlässigen Schutz.
  • Mit auffälliger, neonfarbener Badekleidung sind Kinder im Fall des Falles (vor allem in trüben Gewässern) rascher aufzufinden.
  • Älteren Geschwistern nicht die Aufsicht übertragen!
  • Bringen Sie Kleinkindern bei, nur mit Erwachsenen ans und ins Wasser zu gehen, und größeren Kindern, immer nur zu zweit zu schwimmen!
  • Wenn Kinder verschwunden sind: Suchen Sie immer zuerst dort, wo Wasser ist!
  • Zumindest für kleinere Kinder empfehlen sich im Planschbecken und im Schwimmbad rutschfeste Badeschuhe.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind die wichtigsten Baderegeln!
  • Achtung bei Kindergruppen, gerade in der Pubertät: Mehr Kinder, mehr „Kreativität“ und „Imponierverhalten“. Erklären Sie Ihren Kindern, dass es eine schmale Gratwanderung zwischen Spaß und Ernst sein kann, vor allem beim Tauchen, Springen und Rutschen!
Besondere Maßnahmen bei privaten Pools/Teichen
  • Pools/Biotope/Teiche mit einem 1,5 m hohen Zaun und selbstschließender Tür sichern oder mit einer versperrbaren Überdachung ausstatten.
  • Überlegen Sie gut: Muss ein privater Pool wirklich jetzt schon sein oder wollen Sie lieber damit warten, bis die Kinder älter sind und bereits (gut) schwimmen können?
  • Für private Pools gibt es elektronische Sicherheitssysteme, die Alarm schlagen, wenn ein Kind unbeobachtet ins Wasser geht oder zu ertrinken droht.
  • Bei Kinder- und Grillpartys muss immer ein Erwachsener am Pool das Geschehen überwachen.
  • Schaffen Sie eine sichere Poolumgebung (Achtung bei Steinen, scharfen Kanten/Ecken)!
  • „Hochpool“: Bedenken Sie die Gefahr des Herunterstürzens von der Leiter und die des Herausstürzens über den Poolrand!

 Das Ertrinken von Kindern passiert innerhalb weniger Minuten, lautlos und bereits ab wenigen Zentimetern Wassertiefe. Durch den Totstellreflex, der bis zum dritten Lebensjahr anhält. Die Stimmritze schließt sich, das Kind kann nicht mehr schreien oder sich bewegen, verliert extrem rasch das Bewusstsein. Bereits nach vier bis fünf Minuten unter Wasser kommt es zum Atemstillstand.

Um im Ernstfall rasch und richtig reagieren zu können, empfiehlt Univ.-Prof. Dr. Till für Eltern und Aufsichtspersonen, einen Kindernotfallkurs zu besuchen.

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