Es könnte der nächste laute Knall in der Causa rund um den freigestellten Brucknerhaus-Intendanten und LIVA-Vorstandsdirektor Dietmar Kerschbaum sein: Fragwürdige Spesenabrechnungen und In-Sich-Geschäfte sollen nur die Spitze des Eisbergs sein. Laut Rathaus-Insidern dürfte in der aktuell laufenden Sondersitzung des LIVA-Aufsichtsrates neuer Zündstoff auftauchen.
Die Basis hierfür soll ein Bericht des Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG liefern, das mit einer Compliance-Prüfung über die Geschäftstätigkeiten von Kerschbaum beauftragt wurde. Konkret analysierten Experten mögliche In-Sich-Geschäfte, Nebenbeschäftigungen, Spesen, Dienstreisen sowie die Beauftragung externer Dienstleister.
Anders als bei dem bereits vorgelegten Bericht des städtischen Kontrollamts, das primär Belege und Honorare bei seinen Untersuchungen heranzog, wurden auch ausgewählte Mitarbeiter zu konkreten Fällen befragt. Kolportiert wird, dass ein bislang nicht öffentlich bekannter Verstoß bei der Vergabe eines Prestige-Projektes vorliegen soll.
Schon Kontrollamt stellte Vergabe-Verstöße fest
Wie vergangene Woche ausführlich berichtet, stufte das städtische Kontrollamt mehrere Fälle Kerschbaums Geschäftspraxis betreffend als problematisch ein. Unter anderem stellten die Prüfer eine teils intransparente, ausufernde Spesengebarung, Nebengeschäfte und ungleiche Honorarmodelle – insbesondere bei Kerschbaums Selbstengagements und jenen seiner Ehefrau – fest. Was nach Bekanntwerden der Vorwürfe folgte, war ein Schlagabtausch zwischen dem freigestellten Intendanten und dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger, die sich jeweils in offenen Briefen äußerten.
Öffentlicher Schlagabtausch in offenen Briefen
So brach Kerschbaum das ihm auferlegte Sprechverbot und beteuerte in seinem Schreiben, sämtliche Vorbehalte restlos aufklären zu können. Zugleich kritisierte er, vom Kontrollamt niemals zu der Causa befragt worden zu sein. Und er betont: „Ich darf weiter festhalten, dass ich dem Brucknerhaus mit großem Engagement die letzten Jahre gewidmet und keineswegs die Absicht habe, diese Tätigkeit einzustellen.“
Linzer Bürgermeister pocht weiter auf Entlassung
In einer am Montag an die „Krone“ übermittelten Entgegnung stellt Luger in Aussicht, dass der Linzer Intendant doch noch zu Wort kommen könnte. Wann und vor welchem Gremium, ließ er offen. An seiner Grundeinstellung habe sich allerdings nichts geändert. Diese lautet: „Das Dienstverhältnis wird mit sofortiger Wirkung aufzulösen sein.“
Die Entscheidung fällt allerdings nicht Luger, der lediglich – genauso wie der Aufsichtsrat – eine Empfehlung über das weitere Vorgehen abgeben kann. Der Ball liegt bei den Geschäftsführern der LIVA-Muttergesellschaft KKV Holding GmbH (Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsholding), Gerfried Stocker und Thomas Ziegler. Sie bestimmen letztlich, ob Kerschbaums Karriere bei der LIVA endet. Offiziell läuft der Vertrag des Intendanten noch bis 2027.
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