Travis feiern heuer ein wichtiges Jubiläum. 25 Jahre ist es her, dass die Schotten mit dem Album „The Man Who“ und der Hitsingle „Why Does It Always Rain On Me?“ bekannt wurden. Mit ihrem melancholischen, aus Sicht ihrer Kritiker manchmal etwas einseitigen Sound, gelang ihnen aber nie der ganz große Durchbruch wie etwa Oasis oder Blur. Doch die Band aus Glasgow hat vor allem in ihrer britischen Heimat eine treue Fangemeinde und liefert regelmäßig neue Musik.
„L.A. Times“ heißt das neue Album, das insgesamt zehnte von Travis. Das Cover ziert ein Foto der Bandmitglieder vor der Skyline der kalifornischen Metropole. Frontmann Fran Healey wohnt seit Jahren in Los Angeles und besitzt ein Tonstudio am Rande von Skid Row. Der Bezirk ist bekannt für seine hohe Population an Obdachlosen, eine der höchsten in den USA.
Soziale Kontraste
Der Titelsong, bei dem Healy eher spricht, als singt, geht zurück auf das Bild, das sich ihm täglich in Skid Row bietet. „Hier leben Leute, die buchstäblich nichts haben“, sagte der Sänger dem britischen Magazin „NME“, „und dann fährt da ein kanariengelber Lamborghini durch, in dem ein Typ sitzt, der seinen Arm raushängen lässt. Er hatte einiges an Juwelen an seiner Hand.“ Dieser soziale Kontrast lieferte Healy thematische Inspiration.
Die Bandbesetzung ist seit ihrer ersten, damals kaum beachteten Single „All I Want to Do Is Rock“ aus dem Jahr 1996 konstant geblieben. Neben Hauptsongwriter Healy, der mit seiner orangefarbenen Stachelfrisur derzeit ein wenig wie eine nerdige Mischung aus Keith Flint und Pumuckl aussieht, sind Gitarrist Andy Dunlop, Bassist Dougie Payne und Schlagzeuger Neil Primrose an Bord.
Besonderer Song
Die erste Singleauskopplung „Gaslight“ ist ein echter Ohrwurm. Das Lied dreht sich um psychische Gewalt und Manipulation – und ist dafür überraschend stimmungsvoll, insbesondere im Vergleich zu anderen Travis-Liedern. Auf der aktuellen Tour der Schotten im Vorprogramm der US-Superstars The Killers stach der launige Song besonders heraus, weil die Setlist von Travis ansonsten überwiegend langsam, ruhig und melancholisch war.
Von „Gaslight“ abgesehen bleibt das Quartett seinem warmen, emotionalen Sound allerdings auch auf „L.A. Times“ überwiegend treu und lässt es ruhig angehen. Sanfter Indie-Pop („Bus“) trifft auf gefühlvollen Akustik-Gitarren-Folk mit Radiohead-Einflüssen („Live It All Again“ dreht sich um Healys gescheiterte Ehe) und psychedelischen Folk-Pop („I Hope That You Spontaneously Combust“). Im ergreifenden „Alive“ verarbeitet Healy den Krebs-Tod des Musikvideo-Regisseurs Ringan Ledge, mit dem er befreundet war. Hingegen ist „The River“, ein Song über das Vatersein, fast schon stürmisch.
Erinnerung an früher
Das Coverfoto, das der Fotograf und langjährige Travis-Kollaborateur Stefan Ruiz schoss, erinnert nicht zufällig an die Albumcover der beiden Erfolgsalben „The Man Who“ und „The Invisible Band“. Denn „L.A. Times“ ist laut Healy, der während der Produktion des Albums 50 Jahre alt wurde, ihr persönlichstes seit 1999 – und erinnerte auch klanglich daran. Fast 30 Jahre nach ihrer ersten Single klingen Travis immer noch unverwechselbar nach Travis.
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