Mit 238 eröffneten Insolvenzverfahren gab's um fast 90 mehr als im ersten Halbjahr 2023, die Passiva stiegen auf 206 Millionen Euro – die Pleitewelle hat in Oberösterreich Fahrt aufgenommen. Was es den Firmen schwer macht und in welchen Branchen mehr Betriebe unter die Räder kommen? Wir fragten eine Expertin des KSV 1870.
Durch den Boom in der Corona-Zeit wurden Mitarbeiter und Lagerbestände aufgestockt. Mit dem Ukraine-Krieg, der Energiekrise und den Teuerungen geriet die Nachfrage nach Sportartikeln ins Stottern, was dazu führte, dass die Lager voll blieben, Geld gebunden ist und zu wenig eingenommen wird ...
Das ist stark verkürzt die Situation, die dazu führte, dass über die Texspo Textil- und Sportartikelgroßhandels GmbH am 28. Juni ein Sanierungsverfahren eröffnet wurde. Mit Passiva in Höhe von acht Millionen Euro sorgte der Sportbekleidungsspezialist aus Linz für eine der fünf größten Insolvenzen des ersten Halbjahrs.
Trauriger Spitzenreiter war hier die Syn Trac GmbH aus Bad Goisern: Der Spezialfahrzeughersteller kam bei einem Schuldenberg von 14,5 Millionen Euro zu liegen.
Die Last der gestiegenen Kosten bleibt
Bei Firmen mit 238 eröffneten Insolvenzverfahren, die gesamt rund 206 Millionen Euro an Passiva angesammelt haben, kam die Pleitewelle in Oberösterreich zwischen Jänner und Juni gewaltig ins Rollen.
Jede Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bedeutet für den Unternehmer eine Chance auf Sanierung der Firma und für die Gläubiger die Chance auf Quotenzahlungen in einem geordneten Umfeld.
Petra Wögerbauer, Leiterin der Region Nord beim KSV 1870
Bild: Starmayr
„Die wirtschaftliche Lage zahlreicher Unternehmen ist angespannt“, sagt Petra Wögerbauer vom Kreditschutzverband 1870, „die gestiegenen Kosten können oft nicht im selben Umfang an die Endkunden weitergegeben werden“.
Plus von fast 60 Prozent
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 stieg die Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren um fast 60 Prozent. Besonders betroffen sind drei Branchen: 71 Firmen im Handel landeten vorm Insolvenzrichter, 61 aus der Baubranche, dazu 51 aus der Gastronomie.
Wögerbauer rechnet, dass die Zahl der Firmenpleiten heuer die 700er-Marke knacken könnte – mit eingerechnet auch jene Fälle, bei denen kein Verfahren eröffnet wird, weil der Kostenvorschuss von 4000 Euro nicht bezahlt werden kann oder Vermögenswerte von 4000 Euro nicht vorhanden sind.
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