Kerschbaum muss gehen

Das sagt Brucknerhaus-Chef zu seiner Entlassung

Oberösterreich
09.07.2024 16:37

Der Intendant des Brucknerhauses, Dietmar Kerschbaum, muss gehen. Die Geschäftsführer der LIVA-Muttergesellschaft KKV Holding hat in einer Generalversammlung beschlossen, den Vertrag mit dem seit März freigestellten Kulturmanager umgehend aufzulösen. Im „Krone“-Gespräch setzt Kerschbaum zur Gegenwehr an und stellt klar: „Das lasse ich mir nicht gefallen!“

Drei Stunden lang hatte der Aufsichtsrat der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA), zu der auch das Brucknerhaus gehört, getagt und dabei den einstimmigen Beschluss gefasst, die sofortige Auflösung des Vertags mit Kerschbaum zu empfehlen. Das Ergebnis der Sonderprüfung durch den Kontrollausschuss und das Ergebnis der Compliance-Prüfung durch die KPMG habe „schwere Verfehlungen der Künstlerischen Geschäftsführung offengelegt“.

Wenig später folgte die KKV Holding (Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsholding) dieser Empfehlung: Noch am Dienstagnachmittag wurde Kerschbaums Entlassung bekannt gegeben.

Das sagt der betroffene Kulturmanager nach seiner Entlassung
Die „Krone“ erreichte Dietmar Kerschbaum wenige Minuten nach seiner offiziellen Entlassung. Wie auch schon in seinem offenen Brief mehrmals betont, pocht der Kulturmanager auf sein korrektes Verhalten: „Ich verstehe die Aufregung nicht.“ Er sei in seinem Leben immer transparent gewesen und habe sich stets – ob Gastengagement oder Nebentätigkeiten – punktgenau an seinen Vertrag gehalten. „Bei einer meiner Abendvorstellungen war sogar der Kontrollamtsdirektor persönlich anwesend und hat mir sogar gratuliert, wie gut der Event als Kundenbindung sei“, erzählt der geschasste Intendant. Jeder wisse, wo und wann er im Brucknerhaus gesungen habe: „Zu sagen, das wäre intransparent gewesen, ist lächerlich!“ 

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In meiner sechsjährigen Tätigkeit habe ich 8,2 Millionen Euro an Sponsorengeldern für das Brucknerhaus gebracht.

Dietmar Kerschbaum zieht Bilanz

Die Kritik an seinen vielen Dienstreisen sei für ihn nicht nachvollziehbar, weil „die meisten davon nach Wien gegangen sind“. Und er fügt hinzu: „Wenn man bei einem internationalen Brucknerfest nicht nach außen hin im Ausland auftreten darf, sollte man das internationale Brucknerfest wohl nur noch national machen.“

In seiner Funktion als Brucknerhaus-Intendant habe er 8,2 Millionen Euro an Sponsorengeldern in die Kassen gespült. Dass man sich in diesem Zusammenhang bei Großsponsoren mit einem Essen erkenntlich zeige, sei für ihn selbstverständlich. Damit spielt der Kulturmanager auch auf die vom städtischen Kontrollamt monierten Wirtshausrechnungen an.

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Ich verstehe die Aufregung nicht. Meine ganze Kraft floss in die Gestaltung des Brucknerhauses.

Dietmar Kerschbaum

„Verkaufszahlen sprechen für mich“
Die Zahlen würden für ihn sprechen, zieht Kerschbaum Bilanz. So habe sich der freie Abendverkauf zwischen 2018 und 2023 um 70 Prozent erhöht. „Der Durchschnitt für ein großes Abo lag bei 1025 Personen – das ist großartig für Linz“, betont er. Dass er rund um die Uhr an der Programmierung des Kulturjahres 2024 sowie für die Saison 2025 gearbeitet habe, lasse sich auch daran ablesen, dass er außerhalb des Brucknerhauses in den vergangenen drei Jahren kein anderes externes Engagement angenommen habe: „Meine ganze Kraft floss in die Gestaltung des Brucknerhauses.“ Mit seinem Abgang befürchte Kerschbaum nun, dass die wirtschaftlichen Erfolge der renommierten Linzer Kulturinstitution nachlassen könnten. „Ich bin ein Verkäufer. Das war mein Tagesgeschäft. Ich habe ständig die Werbetrommel für das Brucknerhaus gerührt.“

Das hat Kerschbaum nach seiner Entlassung vor
Wenig verwunderlich scheint da Kerschbaums Antwort auf die Frage, wie es mit ihm nun weitergeht: „Ich lasse mir die Vorwürfe nicht gefallen! Ich sehe mich vollkommen im Recht.“ Das nächste Kapitel des LIVA-Krimis wird sich daher auf juristischer Ebene abspielen. Kerschbaum: „Jetzt ist das Arbeitsgericht am Zug.“

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