Auch NATO reagiert

„Hölle“ von Kiew: Sogar China hebt den Zeigefinger

Ausland
10.07.2024 11:22

Der Raketeneinschlag in das Kinderkrankenhaus in Kiew hat den globalen Blick auf den Krieg in der Ukraine wieder geschärft. Wolodymyr Selenskyj dürfte nun bekommen, was er seit langer Zeit erbittet: mehr Luftabwehr. Selbst aus Peking kommen ungewohnt kritische Töne.

Wenn Krankenhäuser in Friedhöfe verwandelt werden, regiert entmenschlichter Wahnsinn. Immer häufiger geraten in der Ukraine die Schwächsten ins Visier. Flächendeckend hämmerten am Montag russische Raketen nieder.

Menschen wurden aus ihren Wohnzimmern, Krankenbetten oder Arbeitsplätzen gesprengt und gnadenlos in den Tod gerissen. Es handelt sich um den schwersten russischen Luftangriff seit Monaten.

Bei dem Raketenhagel auf die Ukraine sind insgesamt 43 Zivilisten getötet worden, sagte der ukrainische Präsident Selenskyj am Rande des NATO-Gipfels in Washington.

Peking hebt den Zeigefinger
Der UN-Sicherheitsrat hat am Dienstag eine Dringlichkeitssitzung abgehalten. Dabei waren aus Peking ungewohnt sorgenvolle Wortmeldungen zu vernehmen. Die Kämpfe hätten sich in letzter Zeit nicht beruhigt, „sondern verschärft und es kam von Zeit zu Zeit zu brutalen Angriffen, die schwere Opfer forderten. China ist darüber zutiefst beunruhigt“, stellte Pekings stellvertretender Botschafter Geng Shuang fest.

Eine Strafe hat Russland als Veto-Macht jedoch nicht zu befürchten, Moskau sitzt dem Rat zudem turnusmäßig vor. Russlands Verhalten sei „eine Schande für den Sicherheitsrat und insbesondere für den Vorsitz der Präsidentschaft“, erklärte die britische Botschafterin Barbara Woodward.

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Es läuft mir sogar kalt den Rücken runter, wenn ich diesen Satz ausspreche.

(Bild: AFP/Mike Coppola)

Linda Thomas-Greenfield

„Wir sind heute hier, weil Russland, ständiges Mitglied des Sicherheitsrats, der derzeitige Präsident des Sicherheitsrats, ein Kinderkrankenhaus angegriffen hat – und es läuft mir sogar kalt den Rücken runter, wenn ich diesen Satz ausspreche“, sagte die amerikanische UNO-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield.

Krankenhaus-Direktor spricht von „Hölle“
Der Direktor des angegriffenen Kinderkrankenhauses, Wolodymyr Schownir, sprach ebenfalls zum Weltsicherheitsrat und beschrieb den Moment des Einschlags und der Explosion in der Klinik als „wirkliche Hölle“.

Die Aufräumarbeiten in Kiew dauern an. (Bild: AFP/Anatolii STEPANOV)
Die Aufräumarbeiten in Kiew dauern an.

Eine Hölle, für die Russland nicht verantwortlich sein will. Moskau hält eisern an seiner Version fest, dass der russische Angriff einer Fabrik in der Nähe des Krankenhauses gegolten habe. Dabei sei eine verirrte ukrainische Flugabwehrrakete in der Folge in die Klinik eingeschlagen.

UN: Russische Rakete verantwortlich
Das Kinderkrankenhaus in Kiew ist nach vorläufigen Untersuchungen des UN-Menschenrechtsbüros aber von einer russischen Kh-101 Rakete direkt getroffen worden. Zu diesem Schluss kommen Experten, die Videoaufnahmen ausgewertet und die Schäden vor Ort direkt untersucht haben. 

Die Ukraine hofft jetzt auf mehr internationale Unterstützung. „Wir arbeiten weiter am Schutz unserer Städte und Gemeinschaften vor dem russischen Terror“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj im sozialen Netzwerk X. Bei seiner Rede am NATO-Gipfel in Washington zitierte er die Worte von Ronald Reagan: „Die Strategie für den Frieden war schon immer einfach: Sei stark genug, sei entschlossen genug, sodass kein Gegner auch nur einen Augenblick lang auf die Idee kommt, dass sich ein Krieg lohnen könnte.“

Selenskyjs Worte lassen keinen Zweifel daran, dass sich die Ukraine noch breitere Unterstützung wünscht. Die größten Probleme bereitet aktuell die Luftabwehr. Die NATO und ihre Partner haben bereits weitere Ausrüstung zugesagt. Das kündigte US-Präsident Joe Biden bei dem Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Verteidigungsbündnisses an. In einem gemeinsamen Statement der USA und mehrerer Partner war auch die Rede von „zusätzlichen“ Patriot-Luftabwehrsystemen.

NATO geschlossen hinter Ukraine
Außerdem sollten Dutzende taktischer Luftabwehrsysteme – etwa vom Typ Nasams oder Iris-T – an Kiew gehen, hieß es darin weiter. „Diese Systeme werden die Luftverteidigung der Ukraine weiter ausbauen und stärken.“ Die gemeinsame Erklärung kam unter anderem von den USA, Deutschland, den Niederlanden, Rumänien und Italien.

F-16-Jets

  • Mit Zustimmung der USA als Herstellerland wollen unter anderem die Niederlande und Dänemark der Ukraine F-16 liefern.
  • Die Ausbildung ukrainischer Piloten und Bodenmannschaften für diesen Flugzeugtyp läuft seit Monaten.
  • Doch in der Ukraine eingetroffen sind die Jets bisher nicht.
  • Die Maschinen sollen vor allem die ungehinderten Bombenabwürfe russischer Flugzeuge unterbinden.

Der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre sagte in Washington, dass sein Land der Ukraine sechs Kampfflugzeuge des Typs F-16 schenken werde, wie die Osloer Zeitung VG berichtete. 

Ukraine braucht 128 Jets
Selenskyj hoffe in diesem Sommer auf die ersten einzelnen Maschinen vom Typ F-16, dabei brauche sein Land mindestens 128 Kampfflugzeuge, sagte der ukrainische Präsident bei seiner Rede in der Ronald-Reagan-Stiftung. Russland könne täglich 300 Flugzeuge zu Angriffen auf die Ukraine einsetzen.

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