Luis de la Fuente freute sich über den „Geniestreich“, internationale Beobachter wie Englands Gary Lineker über „die Geburt eines Superstars“. Lamine Yamal hat sich mit seinem Zaubertor bei Spaniens Halbfinal-Erfolg gegen Frankreich bei der Fußball-EM endgültig in den Geschichtsbüchern verewigt. Jüngster Spieler bei einer EM-Endrunde war der Teenager bereits, nun ist er mit 16 Jahren und 362 Tagen auch jüngster Torschütze in der Historie von Europas Kontinentalturnier.
Am Tag vor dem Finale am Sonntag wird Lamine Yamal Nasraoui Ebana, wie der nahe Barcelona geborene Sohn einer Auswanderin aus Äquatorialguinea und eines Marokkaners mit vollem Namen heißt, 17 Jahre alt. Einen speziellen Wunsch habe er nicht, gab er nach dem 2:1 gegen den Vizeweltmeister am Dienstagabend in München an. „Nur gewinnen, gewinnen, gewinnen“, sagte das Supertalent des FC Barcelona. „Mein Ziel war es, meinen Geburtstag hier in Deutschland zu feiern“, meinte der Flügelstürmer.
Sicher freue er sich, sein erstes Turniertor ausgerechnet im Halbfinale geschossen zu haben, so Yamal, der selbstredend auch zum Spieler des Spiels gekürt wurde. Darüber habe sich auch die Mama gefreut. „Meine Mutter hat immer gesagt, dass es auch ihr Traum ist, dass ich bei der EM ein Tor mache.“ Und das ausgesprochen sehenswert. Mit seinem starken linken Fuß richtete sich der Angreifer den Ball 20 Meter vor dem Gehäuse zurecht, traf mit einem Schlenzer ins Kreuzeck und ließ damit TV-Experten weltweit frohlocken.
Mannschaft mit 26 „Fußball-Genies“
Selbst der schwer enttäuschte Didier Deschamps lächelte kurz, als er auf das Tor angesprochen wurde. „Es war ein wundervoller Schuss. Wirklich wundervoll“, sagte der französische Nationaltrainer. Seine Spieler hätten Yamal zu viel Platz gelassen, aber der Schuss sei auch perfekt gewesen. De la Fuente war der Trubel um seinen Schützling fast zu viel. „Ich möchte ihm einen Rat mit auf den Weg geben: Ich möchte, dass er weiter demütig und mit beiden Füßen auf dem Boden bleibt und sich weiter verbessern will“, sagte Spaniens Cheftrainer. Er habe eine Mannschaft mit 26 „Fußball-Genies“, hielt er mit Blick auf das gesamte EM-Aufgebot fest.
Yamal löste den Schweizer Johan Vonlanthen als jüngsten EM-Torschützen ab, der 2004 bei seinem Treffer 18 Jahre und 141 Tage alt gewesen war. Er ließ auch Brasiliens Legende Pele hinter sich, der sein erstes Tor bei Endrunden als 17-Jähriger bei der WM in Schweden 1958 geschossen hatte. Ob er nun ein Idol dieser EM sei, wurde Yamal gefragt. „Daran denke ich nicht wirklich. Es hilft auch nichts auf dem Spielfeld. Ich versuche, der Mannschaft zu helfen“, erklärte er dazu. „Und wenn es dann klappt wie heute, umso besser.“
Duell mit Rabiot
Er hatte auch eine Botschaft parat. „Sprich jetzt“ rief Yamal nach Schlusspfiff in die Kamera. Frankreichs Mittelfeldmann Adrien Rabiot hatte vor dem Halbfinale angemerkt, dass sich der Jungstar steigern müsse, um im Finale zu spielen. Dass er dabei Rabiot meinte, wollte der Spanier nicht bestätigen. Die Person wisse es selbst genau, sagte er nur vielsagend.
Eine Milliarde Euro
Sein erstes Tor für Spanien hatte Yamal bei seinem Debüt für „La Roja“ im vergangenen September beim 7:1 gegen Georgien mit 16 Jahren und 57 Tagen erzielt. Nach seinem dritten Tor im Nationaltrikot wird der Marktwert noch einmal gestiegen sein. 250 Millionen Euro soll Paris Saint-Germain laut Medienberichten bereits geboten haben, Barcelona habe abgelehnt. Sein Vertrag bei den Katalanen läuft bis 2026, die Ausstiegsklausel soll bei einer Milliarde Euro liegen.
Vergleiche mit Messi
51 Spiele (7 Tore) hat der Schüler von La Masia für den Klub in jungen Jahren bereits bestritten. Zu Barcelona ging er mit sieben Jahren, nachdem sein Talent beim Kicken in Parks des sozial benachteiligten Vororts Rocafonda aufgefallen war. Der Vergleich mit Lionel Messi liegt auf der Hand. Der Argentinier soll laut Berichten selbst über die Künste seines Nachfolgers auf der rechten Außenbahn gestaunt haben. „Wie leicht lässt Lamine das alles aussehen?“, schrieb Messi demnach an Bekannte. Yamal selbst will keinen Vergleich ziehen. „Es wird niemals einen anderen wie Messi geben“, betonte er einmal.
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