Ja, es gibt sie, die Profiteure kellerloser Immobilien. Auch im Burgenland entdecken immer mehr Entrepreneurs das Geschäft mit den ausgelagerten Raumlösungen – etwa Familienmitglieder von Politikern.
Steigende Zinsen, strenge Kreditvergabe-Richtlinien und die hohen Grundstückspreise: Immer weniger Burgenländer können sich noch ein Eigenheim leisten und entscheiden sich alternativ für eine Doppelhaushälfte, ein Reihenhaus oder eine Genossenschaftswohnung. Damit schrumpfen die Finanzierungskosten, aber auch die Nutzflächen. Denn die meisten neu gebauten Objekte werden ohne Keller gebaut oder nur mit kleinen Abteilen, die kaum Stauraum für all den Krempel bieten, der sich im Leben so anhäuft. Aber auch etlichen Einzelunternehmen ist das Pachten von herkömmlichen Lagerräumen mittlerweile zu teuer geworden. Deshalb prosperiert gerade das Geschäft mit Garagen und Containern zum Mieten.
Zahlreiche Anbieter, unterschiedliche Preise
Allein im Bezirk Eisenstadt-Umgebung schießen die Anlagen wie Schwammerl aus dem Boden. In der Landeshauptstadt hat etwa die österreichweit tätige Kette „Diskont Depot“ einen Standort und bietet einbruchs- und vandalensichere Container mit Zugangscode und Bügelschloss ab 69 Euro pro Monat an. Auch Unternehmer Günter Buchreiter vom gleichnamigen Autohaus offeriert 35 Mitgaragen – zum Preis von 120 Euro im Monat.
In Siegendorf hat Alfred Buschek von Bautenschutz Buschek sein Revier, in Schützen am Gebirge Dominik Müller, Sohn der Csello Mühle-Eigentümer Mario und Ulrike Müller. In Steinbrunn gibt es das „Garagenland“ und in Trausdorf sind der Brennholzhändler Florian Andronik und seine Frau Martina mit ihrer Firma „Smart Cont“ dick im Geschäft.
16 videoüberwachte Eisencontainer in der Größe von 7,5 bis 29 m² haben die beiden aktuell im Sortiment. Die günstigsten kosten 58 Euro pro Monat: „Derzeit sind alle vermietet, Interessenten werden auf einer Warteliste gereiht. Die meisten unserer Kunden sind Dauermieter und verwenden die Lagerräume als Keller. Einer parkt dort zum Beispiel seinen Oldtimer“, erzählen die Androniks.
Lukrative Nebenjobs und Expansionspotenzial
Seit kurzem mischen auch Familienmitglieder von burgenländischen (Ex-)Politikern den Container-Markt auf: Silvia Hergovich, Lehrerin und Ehefrau von Landtagspräsident Hergovich, Christian Rotpuller, Versicherungsangestellter und Bruder von Trausdorfs Bürgermeister Andreas Rotpuller sowie Ulrike Porics, Chefin bei Schiller Bau und Gattin von Siegendorfs ehemaligem Ortschef Rainer Porics. Gemeinsam mit der pensionierten Landesbediensteten Erika Toth haben sie die Firma „Tigerbox Lagervermietung“ gegründet und bieten nun als gleichbeteiligte Gesellschafter auf einem 1400 m² großen erworbenen Grundstück in Eisenstadt Container in drei Größen zum Mieten an.
Der kleinste mit zehn Zoll kostet 82,50 Euro netto pro Monat. 41 Boxen sind geplant, 30 stehen bereits, die Hälfte davon wird schon genutzt. „Zu unseren Kunden gehören klein- und mittelständische Firmen sowie private Personen, die in ihren Heimen zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten für Sachen haben. Aber auch Menschen, die ihren Wohnraum verkleinern oder nach einer Scheidung den gemeinsamen Haushalt auflösen und ein Zwischenlager für Möbel benötigen, fragen bei uns an“, so Rotpuller.
Personalkosten hat der „Freundeskreis“ keine, denn die vier wickeln alles selbst ab. Während sich Rotpuller um Logistik und Organisation kümmert, sind Hergovich und Porics mit dem Marketing und der Kundenakquirierung bzw. den Finanzen betraut: „Unsere gute Seele ist Erika. Sie macht den Kundenservice und sorgt dafür, dass alle Anliegen schnell bearbeitet werden.“
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