Freilauf verboten

Gemeinde macht jeden Hundehalter zum Tierquäler

Tierecke
13.07.2024 07:41

Für die meisten Hundehalter gibt es wohl nichts Schöneres, als auf weitläufigen Feldwegen mit ihrem Vierbeiner den Tag in der Abendsonne ausklingen zu lassen. Doch wenn es nach einem burgenländischen Bürgermeister geht, dürfen Hunde nun gar nicht mehr von der Leine, auch wenn weit und breit niemand zu sehen ist. 

Im burgenländischen Krensdorf (Bezirk Mattersburg) herrscht Aufregung unter Hundefreunden. Ab sofort wird im gesamten Gemeindegebiet die Leinenpflicht exekutiert – unabhängig, um welchen Hund es sich handelt und ob man auf der Hauptstraße oder auf einem der weitläufigen Feldwege unterwegs ist. 

Die Leinenpflicht wird immer von der jeweiligen Gemeinde festgelegt, die Rechtslage ist daher überall unterschiedlich. Üblicherweise gilt, dass Hunde im Ortsgebiet mit Maulkorb oder Leine gesichert sein müssen. Außerhalb der Ortstafeln wird Freilauf meist toleriert. 

Die neuaufgestellten Schilder verweisen auf eine Verordnung aus 2019. Exekutiert wurde diese bis jetzt nicht, Hundehalter sind nun verunsichert. (Bild: privat)
Die neuaufgestellten Schilder verweisen auf eine Verordnung aus 2019. Exekutiert wurde diese bis jetzt nicht, Hundehalter sind nun verunsichert.
(Bild: privat)
(Bild: privat)

Aus Tierschutzsicht problematisch
Das ist auch richtig so, denn im Tierschutzgesetz ist klar verankert, dass „Hunden mindestens einmal täglich, ihrem Bewegungsbedürfnis entsprechend, ausreichend Gelegenheit zum Auslauf gegeben werden muss“. Bewegungsfreudige Rassen wie Husky, Border Collie oder Weimaraner wird man aber kaum körperlich auslasten können, wenn sie die gesamte Gassirunde an der Leine bleiben. 

Wenn also der Gesetzgeber – in dem Fall der Bürgermeister von Krensdorf – kompletten Leinenzwang erteilt, müsste er gleichzeitig zumindest für entsprechende Hundezonen sorgen, in denen der artgerechte Auslauf ermöglicht wird. Ansonsten macht er jeden Hundehalter automatisch zum Tierquäler. 

Das steht im Tierschutzgesetz:

  • Gemeinden sind verpflichtet, Anliegen des Tierschutzes zu fördern. 
  • Hunden muss mindestens einmal täglich, ihrem Bewegungsbedürfnis entsprechend, ausreichend Gelegenheit zum Auslauf gegeben werden.
  • Bei Leinenzwang müssen passende Alternativen, sprich entsprechende Auslaufzonen, angeboten werden. 

Ombudsfrau appelliert
Doch in der betreffenden burgenländischen Gemeinde herrscht diesbezüglich Fehlanzeige. Auch die zuständige Tierschutzombudsfrau Gabriele Velich hat sich eingeschaltet, und klärte Bürgermeister Karl Izmeny über ihre Bedenken auf – vorerst ohne Erfolg. 

„Ich verstehe den Gedanken hinter dem Leinenzwang – man möchte die Bevölkerung und Wildtiere vor Übergriffen schützen. Doch diese Maßnahme ist kontraproduktiv, denn wenn ich Hunden ihren Freilauf verweigere, schaffe ich erst recht problematisches Verhalten bei ihnen. Vor allem bei Welpen ist es wichtig, dass sie ihre Umgebung erkunden dürfen und so auch der Rückruf trainiert wird. Aus Tierschutzsicht ist das ein klarer Verstoß, die Politik ist hier gefordert neue Wege zu finden“, so Velich. 

Suche nach Lösungen
Die Tierschutzexpertin nennt Beispiele, wo es besser gelöst ist. Denn auch eine winzige eingezäunte Hundezone, ist in ihren Augen nicht der Weisheit letzter Schluss und eine für jedermann passende Lösung. Der Ball liegt aber dennoch beim jeweiligen Bürgermeister, alle Faktoren – eben auch den Tierschutz – zu berücksichtigen und eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden. 

Zitat Icon

Aus Tierschutzsicht ist das ein klarer Verstoß, die Politik ist hier gefordert neue Wege zu finden

(Bild: Velich)

Gabriele Velich, Tierschutzombudsfrau Burgenland

„Das Problem ist ja nicht auf dieses aktuelle Beispiel begrenzt, viele Gemeinden setzen das leider so um. Ich kenne Projekte in Wien und Baden, aber auch in Deutschland oder auch Vorarlberg, wo es anders gelöst wird. Hier gibt es große Zonen, wo der Hund zeitlich und örtlich begrenzt von der Leine genommen werden darf. Man muss auch natürlich die Jägerschaft einbeziehen, für die der Schutz des Wildes im Vordergrund steht“, so Velich im Gespräch mit der „Krone“. 

Gemeindemitarbeiter schwer überfordert
Auch die „Krone“ wollte beim Bürgermeister in dieser Sache nachfragen und versuchte, diesen telefonisch zu kontaktieren. Ein Mitarbeiter winkte ab und ließ wissen, dass niemand für ein Gespräch zur Verfügung steht. Mit den Worten „Wir brauchen keine Zeitung!“, beendete er das Gespräch, in dem er auflegte. 

Tierfreunde können sich nun selbst ein Bild machen, welchen Stellenwert Tierschutz und ein höflicher Umgang im Gemeindeamt Krensdorf haben. 

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