Die Politik dürfe Umweltschutz und Energiewende nicht gegeneinander ausspielen, warnten Naturschützer am Mittwoch in Graz: Renaturierungsgesetz schnell umsetzen!
Es hat 32 Grad, sogar in den grünsten Teilen der Stadt Graz, sogar direkt an der Mur. „Den Klimawandel spüren wir alle. Die Biodiversitätskrise nicht“, sagt Alpenvereins-Vorsitzender Norbert Hafner. Mehrere NGOs haben sich am Mittwoch versammelt, um die Folgen des beschlossenen Renaturierungsgesetzes zu diskutieren. Die Grundaussage der Naturschützer: „Klimaschutz kann ohne Naturschutz nicht gehen“, sagt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes.
Man denkt an Autos, Flieger, Fleischkonsum, aber fast ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen komme aus zerstörten Ökosystemen. Flächen wie Moore oder Feuchtwiesen speichern das Kohlendioxid nämlich – werden sie verbaut oder trockengelegt, dann entweicht es.
Der Respekt vor dem Wert der Natur ist gering. Nur mit Maßnahmen zur Wiederherstellung kann sie gewahrt werden.
Umweltanwältin Ute Pöllinger
Bild: Pail Sepp
Enteignungen kein Thema
Einig sind sich die Naturschützer auch darin, dass das EU-Renaturierungsgesetz starken Rückenwind für ihre Vorhaben bieten wird. „Das bedeutet nicht, dass es Enteignungen und weniger Flächen für den Anbau von Lebensmitteln geben wird“, sagt Karin Hochegger, Regionalstellenleiterin des Naturschutzbundes Ennstal-Ausseerland.
„Über 90 Moore im Ausseerland gehören den Bundesforsten“, sagt sie, ebenso wie 61.000 Hektar Wald – dort könne man viel bewirken, indem man zum Beispiel Monokulturen vermeidet. Der Naturschutzbund selbst kauft Flächen und schützt sie so.
Die Grenzen des ökologisch vertretbaren Ausbaus der Wasserkraft sind erreicht. Man opfert die Natur für den kurzfristigen Profit.
Karin Hochegger, Naturschutzbund
Energiewende und Umwelt nicht ausspielen
Gleichzeitig merken Hochegger und die steirische Umwelt-Anwältin Ute Pöllinger auch an: „Alle nicht nötigen Querbauwerke (das sind unpassierbare Stufen, die nicht für die Sicherheit nötig sind, Anm.) können und sollen abgerissen werden.“ Viele kleinere, alte Wasserkraftwerke haben etwa kaum Erträge, beeinflussen die Ökologie eines Flusses aber massiv.
Eindringlich warnen die Frauen vor jedem neuen Bauprojekt, das die natürlichen Flussläufe behindert – etwa an der Mur nördlich von Graz oder auch an der oberen Enns, wir haben berichtet. „Nur 17 Prozent der Flussläufe in Österreich sind noch intakt“, warnt Hochegger. „Die Politik soll den Konflikt zwischen Energiewende und Natur nicht befeuern!“
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