Er war der Erfinder der Fake News: Die NS-Propagandamaschinerie von Joseph Goebbels steht im Zentrum des neuen Kinofilms „Führer und Verführer“ von Joachim A. Lang. Fritz Karl spielt darin Adolf Hitler, Robert Stadlober Goebbels. Für beide waren es besonders fordernde Rollen, wie sie in unseren Interviews verrieten: „Es war gespenstisch.“
„Diesen Film hätte es schon 20 Jahre früher geben müssen“ – die Worte einer Holocaust-Überlebenden, die den neuen Kinofilm „Führer und Verführer“ über die Propagandastrategien des Dritten Reichs vorab gesehen hat, haben Filmemacher Joachim A. Lang am meisten bedeutet. Er lässt in dem erschütternden und brillanten Streifen gleich mehrere Überlebende zu Wort kommen, deren Statements immer wieder den Spielfilm durchbrechen, um uns daran zu erinnern, dass die Gräueltaten von Adolf Hitler und Joseph Goebbels keine Fiktion sind.
Fiktion zu Fakten machen, das war schließlich die Aufgabe von Goebbels. Welche perfiden Methoden dieser Vater der Fake News anwendete, wird einem in „Führer und Verführer“ vor Augen geführt: „Nehmen wir die Sportpalastrede von Goebbels, die ich ja im Film darstelle. Das war eine multimediale Inszenierung, würde man heute sagen. Und wenn man erkennt, was er mit den damaligen Medien gemacht hat und sieht, was heute alles möglich ist mit Social Media oder KI, dann muss man doch sehen, dass das noch gefährlicher ist. Ich will mit meinem Film wachsam machen. Es ist ein Film gegen Verführung.“
Goebbels wird fulminant von Robert Stadlober verkörpert, der in den intensiven 24 Drehtagen kaum jemals von der Thematik wegkam: „Da gab es keine wirklichen Möglichkeiten für Abstand, das war ein manischer Ritt. Jeder Drehtag ging von in der Früh bis in die Nacht.“ Fordernde Rollen für Stadlober und KarlEinzig bei nächtlichen Spaziergängen durch den Drehort Bratislava kamen positive Gedanken auf: „Da habe ich mir junge Menschen angeschaut, wie sie fröhlich und friedlich miteinander gefeiert haben und dachte: All diese grauenhaften Vorstellungen davon, wie eine Welt zu sein hat, die haben letztlich nicht gewonnen. Wir haben gewonnen.“ Mit der Uniform habe er sich Goebbels jedes Mal gleichsam übergestreift: „Ich habe diese grauenhafte Uniform angezogen und dann war ich wieder drin. Ich hatte auch einen Spezialschuh, der diesen Klumpfuß von Goebbels nachgestellt hat. Das war eine Verkleidung. Es war immer ein theatraler Moment. Ich ziehe mich an und gehe jetzt auf die Bühne und bin auch froh, dann von der Bühne wieder runter zu dürfen.“
Dieser Film zeigt sehr anschaulich, was Menschen Menschen antun können. Leider ist er hochaktuell und dadurch besonders wichtig. Denn NIE WIEDER ist JETZT.
Eva Szepesi, Holocaust-Überlebende
Der Oberösterreicher Fritz Karl war für Lang die Idealbesetzung für Hitler. Auch an ihm zehrte die Rolle: „Plötzlich merkt man, dass rundherum die Leute sich völlig anders benehmen: die Statisten, die Kollegen Das war immer sehr gespenstisch. Das ist eine sehr anstrengende Rolle gewesen, vor allem auch für mein Umfeld oder für die Familie.“
Ex-„Tatort“-Kommissarin Franziska Weisz brilliert als Magda Goebbels und sieht klare Parallelen zur Gegenwart: „Wenn man sich anschaut, was da auf Sylt passiert ist oder jetzt bei der EURO. Manche denken, das sind doch nur ein paar blöde Witze, aber selbst wären es nur blöde Witze, ist es nicht die Zeit, in der man solche Witze machen kann. Es kann jederzeit kippen.“
Und wer sind nun die Verführer unserer Zeit? Stadlober: „In Österreich ist das relativ leicht zu beantworten. Es gibt eine Partei, die permanent gegen ihre eigene Wählerschaft Politik macht und es trotzdem schafft, die Menschen dazu zu bringen, sie zu wählen. Und das haben sie vor allem geschafft, indem sie ein eigenes Medienuniversum geschaffen haben, wo den Menschen eingeredet wird, alles andere sei Staatsfunk. Das ist wirklich wahnsinnig gefährlich.“
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