Fast wie im Krimi

Milliardenschwerer Oligarch nach Wien „geflohen“

Ausland
11.07.2024 11:29

Fast schon filmreif hat sich der ukrainische Oligarch Hennadij Boholjubow offenbar vor Kurzem nach Wien abgesetzt. In der Ukraine wurde ein Ermittlungsverfahren wegen eines illegalen Grenzübertritts eröffnet – der milliardenschwere Unternehmer will nun über eine angebliche Erpressung auspacken.

Boholjubow gilt als einer der reichsten Ukrainer – wie ukrainische Medien berichten, möchte er sich mit seiner „Flucht“ wohl einer möglichen Strafverfolgung in seiner Heimat entziehen. „Der Oligarch ist am 24. Juni 2024 in Begleitung eines nahen Verwandten mit dem Zug ,Kiew – Chełm‘ (nach Polen, Anm.) ausgereist, obwohl er laut ukrainischen Datenbanken die Grenze nicht überquerte“, hieß es in einer Presseaussendung des staatlichen Ermittlungsbüros DBR.

Mit fremdem Pass aus dem Land gelangt
Boholjubow habe dabei einen ungültigen Reisepass eines Ukrainers verwendet, der sich im Land aufhalte und die Ukraine nicht verlassen habe, begründete die Behörde die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen illegalen Grenzübertritts sowie der Aneignung des betreffenden Passes.

Die Rede war zudem von der Festnahme eines involvierten Offiziers des Grenzschutzes. Boholjubows nachfolgende Einreise in Polen sei indes regulär mit seinem eigenen Reisepass passiert, berichtete das Onlinemedium „Ukrajinska Prawda“ mit Verweis auf geleakte Dokumente.

Oligarch: „Weiß nicht, wo ich leben werde“
Nach einem Aufenthalt in Großbritannien, wo der 62-jährige Unternehmer seine kranke Mutter besuchte, reiste er laut eigenen Angaben am Dienstag nach Wien weiter: „Ich bin heute nach Wien geflogen, weiß aber nicht, wo ich leben werde“, sagte Boholjubow in einem in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichten Telefoninterview mit der „Ukrajinska Prawda“.

Er dementierte, mit einem falschen Pass ausgereist zu sein, berichtete aber gleichzeitig, dass er bereits 2023 Probleme mit der Ausreise aus seinem Heimatland gehabt habe: Bei einem versuchten Grenzübertritt sei ihm sein Reisepass wegen Fälschungsverdacht entzogen und vernichtet worden, bei einem weiteren Versuch im vergangenen Jahr habe es nach anfänglichen Problemen dann doch noch geklappt. Laut „Ukrajinska Prawda“ hatte damals der Chef des ukrainischen Grenzschutzes in Kiew höchstpersönlich für den Oligarchen interveniert.

Geschäftspartner sitzt bereits in U-Haft
Beim 2022 vom ukrainischen „Forbes“-Magazin mit einem Vermögen von einer Milliarde Dollar taxierten Boholjubow handelt es sich um einen langjährigen Mitstreiter des ehemals äußerst einflussreichen Oligarchen Ihor Kolomojskyj, dessen Fernsehsender „1+1“ bei der Wahl von Wolodymyr Selenskyj zum Präsidenten eine wichtige Rolle gespielt hatte.

2019 gab es zudem gegen beide Unternehmer einen US-amerikanischen Korruptionsverdacht, unabhängig davon befindet sich Kolomojskyj seit September 2023 im Zusammenhang mit mutmaßlichen Wirtschaftsverbrechen in ukrainischer Untersuchungshaft. Die Vorwürfe beziehen sich unter anderem auf die 2016 zwangsverstaatlichte PrivatBank, die zuvor zu je 50 Prozent Kolomojskyj und Boholjubow gehört hatte. Gegen letzteren war bisher offiziell nicht ermittelt worden.

Boholjubow will über angebliche Erpressung auspacken
„Herr Boholjubow plant Informationen zu veröffentlichen, wonach ihm vorgeschlagen worden sei, dass bei der Bezahlung von 100 Millionen Dollar keine Strafverfahren gegen ihn in der Ukraine eingeleitet würden“, schrieb die Wochenzeitung „Dserkalo Tyschnja“ (zn.ua) am Dienstag mit Verweis auf anonyme Quellen. Das Onlinemedium berichtete gleichzeitig von einem Konflikt mit dem Büro von Präsident Selenskyj, das dem Unternehmer die Ausstellung eines Diplomatenpasses versagt habe.

Boholjubow habe als Ehemann der Diplomatin Emine Dschaparowa eigentlich Ende März gemeinsam mit ihr nach Österreich übersiedeln wollen. Die ehemalige Vizeaußenministerin Dschaparowa war im Februar 2024 von Selenskyj zur Ständigen Vertreterin der Ukraine bei den internationalen Organisationen in Wien ernannt worden, hat diesen Posten jedoch bisher nicht angetreten.

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