Entsetzen in Dolomiten

Eltern tragen Kind ungesichert durch Klettersteig

Die Bergretter in den Dolomiten sind entsetzt: Auf einer Route, für die dringend gute Ausrüstung empfohlen wird, treffen sie auf Eltern, die dort mit ihren Kindern unterwegs waren – gänzlich ungesichert. Ein Kleinkind musste sogar getragen werden. Ein Video dieser waghalsigen Aktion sorgt nun für Schlagzeilen in Italien.

Eigentlich gelten die Routen rund um den Gipfel Cima Uomo (3010 Meter Höhe) als ungeeignet für unerfahrene Bergsteiger. Auf der Ferrata Bepi Zac, einer mittelschweren Route der Kategorie C/D, trafen Alpinisten auf eine Familie und dokumentierten den Vorfall sofort auf einem Video, das die italienischen Bergretter „Noi Soccorritori“ („Wir Retter“) geschockt via Facebook veröffentlichten.

Am Abgrund entlanggehangelt
Während für die Route eine komplette Klettersteigausrüstung – bestehend aus Helm, Klettergurt, Karabinern, eventuell einer Stirnlampe und für die Besteigung des Gipfels sogar einem Sicherungsseil – empfohlen wird, sieht man in den Aufnahmen, wie eine Frau einem Buben in Turnschuhen durch die Felswand hilft.

Das Kind hangelt sich dabei lediglich an einem dort angebrachten Stahlseil am steilen Abhang entlang. Kurz darauf sieht man einen Mann, der offensichtlich ein Kleinkind am Arm durch dieselbe Passage trägt, ebenfalls gänzlich ungesichert und offenbar ohne passende Bergschuhe oder sonstige angemessene Ausrüstung.

„Um die mit Sandalen zu retten, setzt man die Bedürftigen aufs Spiel“, kommentieren Bergretter die gedankenlose Tour. (Bild: Screenshot facebook.com/Noi Soccorritori, Krone KREATIV)
„Um die mit Sandalen zu retten, setzt man die Bedürftigen aufs Spiel“, kommentieren Bergretter die gedankenlose Tour.

Bergretter: „Das kann man nicht rechtfertigen“
Der Aufschrei in den sozialen Medien ist angesichts der fahrlässigen Aktion groß. Der Vorfall sei gar „an der Grenze zum Verbrechen“, zeigte sich Maurizio Dellantonio, Präsident der italienischen Bergrettung, gegenüber dem Onlineportal „il Dolomiti“ entsetzt. Einige Passagen der Ferrata Bepi Zac gelten schließlich als komplex und anspruchsvoll – es ist definitiv kein banaler Klettersteig.

Zwar sei es richtig und wichtig, rechtzeitig professionelle Hilfe zu rufen, wenn man sich am Berg unsicher oder in Gefahr fühle, „aber man muss gesunden Menschenverstand haben“, führte er weiter aus. „Dass die Eltern solch ein Risiko eingegangen sind, kann man nicht rechtfertigen“, ergänzte Christian Ferrari vom Alpenverein „Società Alpinisti Tridentini“ gegenüber dem Portal.

„Keine Angst oder Scham haben, umzukehren“
Für die Familie nahm die gefährliche Tour laut „il Dolomiti“ wie durch ein Wunder ein glückliches Ende: Sie dürfte es ohne Zwischenfall glimpflich vom Berg geschafft haben. Dennoch warnt Walter Cainelli, Präsident der Trentiner Bergrettung: „Es herrscht leider immer mehr die Haltung, das Risiko zu unterschätzen.“

Die richtige Vorbereitung und Ausrüstung seien bei solchen Kletterrouten zentral. Und sollte man unterwegs zu kämpfen haben, rät Cainelli: „Man darf keine Angst oder Scham haben, aufzugeben und umzukehren.“

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