Wohl bleibende Schäden

Nach Weltrekord drohte die Amputation eines Zehs

Extremsport-Weltrekord! Michael Strasser bestieg solo unsupported in sieben Tagen die sieben höchsten Berge in den sieben Alpenländer und legte die Strecken dazwischen mit dem Fahrrad zurück. Der Niederösterreicher meisterte 1400 Kilometer und 36.500 Höhenmeter, bangte danach aber um seine linke große Zehe.

Strasser erklomm den Mont Blanc (Frankreich), den Gran Paradiso (Italien), die Dufourspitze (Schweiz), die Vordere Grauspitze (Liechtenstein), die Zugspitze (Deutschland), den Großglockner (Österreich) und den Triglav (Slowenien). Dabei absolvierte er zu Fuß 155 Kilometer und 20.500 Höhenmeter.

Alles per GPS-Live-Tracking festgehalten
Insgesamt war er bei diesem Projekt nach zwei Jahren Vorbereitungszeit sieben Tage, zehn Stunden und 56 Minuten unterwegs, hielt alles per GPS-Live-Tracking und auf seinem STRAVA-Profil fest. Hier veröffentlichte der Extremsportler nach jeder Etappe seine körperliche Aktivität inklusive Puls- und Powermeter-Daten. Die ersten Nächte schlief er drei Stunden, am Ende nur noch zwei Stunden.

Michael Strasser war mit einem 6,5 Kilogramm schweren Fahrrad und 13,5 Kilogramm Gepäck unterwegs. (Bild: Markus Frühmann / Red Bull Content Pool)
Michael Strasser war mit einem 6,5 Kilogramm schweren Fahrrad und 13,5 Kilogramm Gepäck unterwegs.

Powernap auf den Fliesen einer Bankfiliale
Kurz vor dem großen Finale nickte er fast auf Fahrrad ein, legte sich um 4.30 Uhr in eine Bankfiliale auf die Fliesen für einen halbstündigen Powernap. Als er eine halbe Stunde später dank doppeltem Wecker (sehr lautes Handy-Signal und sehr starke Vibration der Armbanduhr) wieder aufwachte, erschreckte er eine Frau, die vor der Tür sofort umdrehte.

Michael Strasser hatte teils strahlenden Sonnenschein, aber auch Regen, Wind und Temperaturen von minus zehn Grad. (Bild: Michael Strasser)
Michael Strasser hatte teils strahlenden Sonnenschein, aber auch Regen, Wind und Temperaturen von minus zehn Grad.

Literweise Limonaden und tütenweise Gummibärchen
Sehr ungewöhnlich war auch seine Ernährung. Neben extrem bitter schmeckenden Recovery-Packerln, die vor allem Magnesium und Proteine enthielten, gab es täglich literweise zuckerhaltige Limonaden, etliche Schokoriegel, tütenweise Gummibärchen und nur eine vernünftige Mahlzeit. „Anders“, erklärt Strasser, „geht es bei einem so einem extremen Projekt mit einer Mega-Belastung nicht.“ Folge war, dass der Magen-Darm-Trakt immer wieder einmal verrückt spielte.

Der linke große Zeh machte Strasser nach dem Projekt Sorgen. (Bild: Markus Frühmann / Red Bull Content Pool)
Der linke große Zeh machte Strasser nach dem Projekt Sorgen.

Ebenfalls nichs für Zartbesaitete: Da er aus Gewichtsgründen in seiner 13,5 Kilogramm schweren Ausrüstung (dazu kam das 6,5 Kilogramm schwere Fahrrad) kein Ersatzgewand hatte, trug er immer nur ein Outfit: „Das ist schon grauslich, gehört aber dazu, da darf man nicht zimperlich sein.“ Umso schöner war die Dusche im Ziel in einem Schutzhaus am Fuße des Triglav in Slowenien, auch wenn das Wasser lediglich lauwarm war.

„Es war die härteste Woche meines Lebens“
Das Fazit des Extremsportlers: „Der alte Rekord aus dem Jahr 2012 lag bei neuneinhalb Tagen. Die neue Marke hat in der Szene für viel Aufsehen gesorgt. Es war aber die härteste Woche meines Lebens. Ich war noch nie so am Limit.“ Das lag auch daran, dass er sich beim Aufstieg auf den Mont Blanc, den ersten Berg des Projekts, Erfrierungen an sechs Zehen zuzog. Besonders den linken großen Zeh erwischte es schlimm. Während des Projekts konnte Strasser die Schmerzen größtenteils ausblenden, aber in der ersten Nacht danach konnte er trotz der massiven Erschöpfung kaum schlafen. Nach der ersten Untersuchung stand sogar kurz eine Amputation im Raum. „Das“ ächzt Strasser, „wäre schon ziemlich sch… gewesen.“

Expertin für Höhenmedizin hilft
Aber dann kam die erste Entwarnung. Eine Amputation ist vom Tisch, aber es bleiben wohl bleibende Schäden. Aktuell ist er auf dem Weg nach Salzburg, wo ihn Donnerstag Abend um 22 Uhr Dr. Anita Maruna (Expertin für Höhenmedizin) weiter versorgt. Strasser dankbar: „Es gibt in Österreich nicht so viele Ärzte mit Expeditionserfahrung. Sie hat schon viele erfrorene Zehen gesehen.“

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