Als erste Tennis-Spielerin seit US-Star Serena Williams hat Jasmine Paolini binnen weniger Wochen nach dem French-Open-Endspiel auch das Wimbledon-Finale erreicht! Die 28-Jährige gewann das umkämpfte Halbfinale gegen die Kroatin Donna Vekic am Donnerstag mit 2:6, 6:4, 7:6(8). Paolini ist damit die erste italienische Wimbledon-Finalistin in der Open Era seit 1968. Ihre Gegnerin am Samstag kommt mit Barbora Krejcikova aus Tschechien.
Die in London als Nummer 31 gesetzte Krejcikova eliminierte die kasachische Weltranglisten-Vierte Jelena Rybakina im Halbfinale mit 3:6, 6:3, 6:4. Die French-Open-Siegerin von 2021 greift damit nach ihrem zweiten Grand-Slam-Titel. Für Paolini wäre ein Erfolg auf dieser Ebene eine Premiere.
Zunächst hatte es nicht nach einem Erfolg der Italienerin ausgesehen. An einem sonnigen Mittag nach verregneten Wimbledon-Tagen dominierte zunächst Vekic mit ihrem druckvollen Spiel. Vor rund 15.000 Zuschauern auf dem Centre Court entschied sie in ihrem ersten Grand-Slam-Halbfinale mit zwei Breaks zum 3:2 und 5:2 den ersten Satz für sich.
„An dieses Match werde ich mich immer erinnern!“
Vekic, die unmittelbar vor den French Open über eine Auszeit vom Tennis nachgedacht hatte, konnte den Vorteil des gewonnenen ersten Satzes ebenso wenig nutzen wie ihre Führungen im dritten Durchgang. Die 1,63 Meter große Italienerin kämpfte sich immer wieder zurück und hatte bereits bei 5:4 und 6:5 jeweils einen Matchball. Aber erst im Tiebreak konnte sie sich letztlich behaupten.
Vekic kamen schon während des Matches die Tränen, eine Stunde nach der Partie wirkte sie bei der obligatorischen Pressekonferenz noch immer schwer mitgenommen. Vekic klagte über Probleme im Arm und im Bein. „Ich habe geweint, weil ich so Schmerzen hatte. Ich weiß nicht, wie ich überhaupt weiterspielen konnte.“
„An dieses Match werde ich mich immer erinnern. Die letzten Monate sind verrückt für mich gewesen“, sagte Paolini. „Es ist ein Traum.“ Ihr steiler Weg in die Weltspitze liest sich imposant. Vor der Saison 2024 war die Italienerin bei keinem Grand-Slam-Turnier über die zweite Runde hinausgekommen. Nun hat sie gut einen Monat nach der Endspiel-Niederlage von Paris gegen die Polin Iga Swiatek die zweite Chance auf einen Grand-Slam-Titel. In Wimbledon hatte sie zuvor in drei Anläufen noch kein Hauptfeld-Spiel gewonnen.
„Ich bin so stolz auf mein Spiel und meinen Kampfgeist!“
Krejcikova könnte in die Fußstapfen ihrer Landsfrau Marketa Vondrousova treten, die im Vorjahr beim Rasen-Klassiker triumphiert hatte. Dabei galt Rybakina nach ihrem Sieg 2022 im Südwesten Londons als Favoritin und legte auch forsch los. Krejcikova konnte die Partie aber im zweiten Satz ausgeglichener gestalten und schaffte schlussendlich vollends die Wende. Im siebenten Spiel des dritten Satzes gelang ihr das vorentscheidende Break.
„Es ist unglaublich“, sagte Krejcikova: „Es ist sehr schwer zu erklären, was ich gerade fühle. Ich bin so stolz auf mein Spiel und meinen Kampfgeist.“ Sie erinnerte auch an ihre verstorbene frühere Trainerin Jana Novotna. Krejcikova drehte sich im Interview auf dem Centre Court weg, um ihre Rührung zu verbergen. „Ich vermisse sie einfach sehr“, sagte sie dann. Novotna hatte 1998 Wimbledon gewonnen, 2017 war sie mit nur 49 Jahren an Krebs gestorben.
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