Hattmannsdorfer sagt:

„Menschen wenden sich von Kickl und der FPÖ ab“

Oberösterreich
11.07.2024 23:00

Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (44) wird im Oktober seinen angekündigten Rücktritt in die Tat umsetzen und die bundespolitische Bühne betreten. Ist der Linzer ein Zugeständnis an die FPÖ? Zu einem möglichen blauen Koalitionspartner auf Bundesebene hat der künftige Nationalratsabgeordnete eine klare Meinung. 

Vor einer Woche wurde bekannt, dass Wolfgang Hattmannsdorfer seinen Platz in der Landesregierung mit dem mächtigen Posten des Generalsekretärs der Wirtschaftskammer in Wien tauscht. Dieser Coup kam für viele überraschend, obwohl Insider immer wussten, dass der ÖVP-Politiker höher hinaus will.

Der 44-Jährige galt als Kronprinz von Landeshauptmann Thomas Stelzer, hatte stets mehr Zug am Ski, als vielen in der Partei lieb war. Mit klaren Kanten und harten Ansagen in der Integrationspolitik gilt er in der Volkspartei als Hardliner, aber auch als Verbindungsmann zur FPÖ. Arbeitet er im Hintergrund bereits an einer ÖVP-FPÖ Koalition?

„Krone“: Ihr engster Kreis wusste seit vier Wochen, dass Sie die Landespolitik verlassen werden und nach Wien wechseln. Mussten Sie lange darüber nachdenken, zu gehen?

Wolfgang Hattmannsdorfer: Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich bin seit mehr als 20 Jahren in der Landespolitik tätig, ich habe das Sozialressort modernisiert und reformiert. Aber wer mich kennt, weiß: Ich bin durch und durch ein politischer Mensch. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mich eine Tätigkeit im Managementbereich auch interessieren würde. Der Wirtschaftskammer-Generalsekretär ist einfach so einzigartig in der Kombination von Politik, von Wirtschaft und Management.

„Krone“: Ist Ihnen Oberösterreich letztlich zu klein geworden?

Hattmannsdorfer: Überhaupt nicht. Ich fühle mich in Oberösterreich wohl, meine Verbundenheit bleibt. Ich habe diesen Job nicht am Radar gehabt, auch den Zeitpunkt nicht.

„Krone“: Die Energiekosten sind zu hoch, viele Gesetze sind überbordend, Vorgaben der EU in der Praxis kaum umsetzbar, die steuerliche Belastung ist enorm. Viele Unternehmer überlegen deshalb, ihre Standorte ins Ausland zu verlegen. Was muss sich ändern?

Hattmannsdorfer: Die Schicksalsfrage ist der demografische Wandel in unserem Land. Insbesondere für den Arbeitsmarkt, für den Wohlstand und für die Wirtschaft. Deswegen wird auch der Fokus auf die Arbeitsmarktpolitik und die Rahmenbedingungen gelegt.

„Krone“: Was sagen Sie einem Unternehmer, der überlegt, ins Ausland zu gehen?

Hattmannsdorfer: Es gibt klare Ansagen im Österreichplan von Karl Nehammer, wo es um die Fragen geht: Attraktivierung des Steuersystems und Attraktivierung der Standortfaktoren. Wir sind in einem Wettbewerb. Ich kann meine Erfahrungen als Landesrat aus einem starken Wirtschaftsland kommend in meiner Tätigkeit einbringen.

„Krone“: Hat es Oberösterreich immer besser gemacht als der Rest Österreichs?

Hattmannsdorfer: Man soll immer demütig bleiben. Aber ich glaube, dass sich die Dinge, die wir jetzt in den letzten Jahren umgesetzt haben, positiv entwickelt haben. Da gibt es ein paar Punkte in Oberösterreich, die durchaus adaptierbar sind für Österreich.

Noch-Landesrat und Bald-Generalsekretär Wolfgang Hattmannsdorfer sprach mit der „Krone“ über seinen Wechsel nach Wien und die Politik im Allgemeinen.  (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Noch-Landesrat und Bald-Generalsekretär Wolfgang Hattmannsdorfer sprach mit der „Krone“ über seinen Wechsel nach Wien und die Politik im Allgemeinen. 

„Krone“: Kürzlich hieß es: Von Hattmannsdorfer wird man in Zukunft mehr hören, als manche ihm zutrauen. Was kann man Ihnen denn zutrauen?

Hattmannsdorfer: Dass ich Probleme offen und unmissverständlich anspreche. Ich habe mein Ressort sehr sozialpartnerschaftlich geführt. Diesen Stil wird es von mir auch in der neuen Funktion geben.

„Krone“: Gewaltbereite Flüchtlinge sollen abgeschoben, Integrationswillige aufgenommen werden. Sie sind bekannt für eine sehr harte Linie in der Integrationspolitik. Das erinnert stark an die FPÖ.

Hattmannsdorfer: Es gibt einen wesentlichen Unterschied zur FPÖ. Bei uns gibt es ein Aufstiegsversprechen. Menschen, die sich integrieren, sollen Chancen haben. Wir setzen auf das Miteinander in der Gesellschaft und nicht auf das Gegeneinander.

„Krone“: Was geschieht, wenn die FPÖ die Wahl gewinnt?

Hattmannsdorfer: Man merkt in letzter Zeit, dass sich wieder mehr Menschen von Kickl und der FPÖ abwenden. Sie sehen, dass Kickl ein Sicherheitsrisiko für die Republik ist und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet.

Umfragen sehen die ÖVP derzeit abgeschlagen hinter der FPÖ – woran Wolfgang Hattmannsdorfer aber nicht glaubt. Die ÖVP habe alle Chancen zum Sieg, sagt er im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Robert Loy. (Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)
Umfragen sehen die ÖVP derzeit abgeschlagen hinter der FPÖ – woran Wolfgang Hattmannsdorfer aber nicht glaubt. Die ÖVP habe alle Chancen zum Sieg, sagt er im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Robert Loy.

„Krone“: Ihr Regierungskollege Manfred Haimbuchner sieht in Ihnen einen Verbinder zur FPÖ. Und menschlich würde es auch passen, sagt er. Kann die blau-schwarze Koalition in Oberösterreich ein Vorbild für eine Koalition im Bund sein?

Hattmannsdorfer: Eine Koalition braucht zwei Voraussetzungen. Die inhaltliche Schnittmenge und die persönliche Beziehung. Solange es einen Herbert Kickl an der Spitze der FPÖ gibt, ist das unmöglich.

„Krone“: Und wenn die Person an der Spitze der FPÖ nicht mehr Herbert Kickl heißt?

Hattmannsdorfer: Diese Entscheidung liegt nicht bei der ÖVP. Das Match ist komplett offen, es gibt einen Zweikampf zwischen ÖVP und FPÖ.

Wer ist Wolfgang Hattmannsdorfer?

Wolfgang Hattmannsdorfer war Student, als er seinen ersten Job für die ÖVP antrat: Er war Chauffeur des ÖVP-Strategen Michael Strugl, der als einer seiner politischen Ziehväter gilt. Dann ging es bergauf mit der Karriere: Assistent, Landesparteisekretär, Abgeordneter und Landesrat. Der promovierte Wirtschaftswissenschafter (JKU) studierte in Indonesien, bildete sich in den USA und Taiwan weiter. Der Linzer ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen (7, 10).

„Krone“: Umfragen besagen, dass sich eine FPÖ-ÖVP-Koalition im Bund ausgehen würde. Mit der SPÖ würde man eine dritte Partei brauchen. Was präferieren Sie?

Hattmannsdorfer: Es geht darum, dass die ÖVP Nummer 1 wird. Dieses Ziel ist erreichbar, ist möglich. Generell bin ich ein Fan einer soliden Zweierkoalition, mit wem sich die ausgeht, wird sich zeigen.

„Krone“: Bei der Landtagswahl 2027 ist LH Thomas Stelzer 60 Jahre alt. Für Sie wäre das ein idealer Zeitpunkt, in die Heimat zurückzukehren.

Hattmannsdorfer: Landeshauptmann zu werden ist nicht Teil meiner Lebensplanung.

„Krone“: Was werden Sie am meisten vermissen?

Hattmannsdorfer: Meine Mitarbeiter im Büro und in der Sozialabteilung. Sie waren für den Erfolg entscheidend. 

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