Kuriose Besetzung

Benkos Pilot sitzt plötzlich im Stiftungsvorstand

Wirtschaft
12.07.2024 06:00

René Benko hat mit seiner Signa-Gruppe die größte Pleite der österreichischen Nachkriegsgeschichte hingelegt. In der Laura Privatstiftung, in der Insolvenzverwalter verschobene Vermögenswerte vermuten, kam es kürzlich zu einer eigenartigen Nachbesetzung im Vorstand.

René Benko, 47, inszenierte sich über viele Jahre als Überflieger. Nicht nur im Immobilien- und Handelsbereich. Auch auf Geschäftsreisen hob der Finanzjongleur stets mit einem Privatjet ab. Im Cockpit oftmals mit an Bord: Christof Jauschnegg, 48, der dem Signa-Gründer und dessen Signa Holding als Pilot diente.

Aufstieg statt Ausstieg
Mittlerweile hat Österreichs bekanntester Bankrotteur Benko eine veritable wirtschaftliche Bruchlandung hingelegt: Die Signa-Pleite steht für die größte Insolvenz der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Nicht nur zahlreiche seiner Gesellschaften, sondern auch er selbst musste den Weg zum Konkursrichter antreten. Doch Benkos Pilot Christof Jauschnegg ist nicht aus-, sondern aufgestiegen: Er firmiert seit Ende Juni als neuer Vorstand der Laura Privatstiftung, in der Masseverwalter und Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Vermögenswerte der Benkos vermuten.

Vielflieger René Benko: Sein langjähriger Pilot sitzt seit Ende Juni im Vorstand seiner Laura Privatstiftung. (Bild: Kronen Zeitung/Christof Birbaumer, APA/Roland Schlager, Krone KREATIV)
Vielflieger René Benko: Sein langjähriger Pilot sitzt seit Ende Juni im Vorstand seiner Laura Privatstiftung.

Ein Pilot als Stiftungsvorstand. Ein derart kreativer Kniff hat selbst in der österreichischen Wirtschaft Seltenheitswert. Der Einstieg ins Cockpit der in massive Turbulenzen geratenen Benko-Stiftung war notwendig geworden, da Benkos Vertrauensanwalt Bernhard Vetter von der Lilie bereits mit Ende März seinen Ausstieg aus dem Stiftungsvorstand erklärt hatte. Eigentlich sollte auch Benkos langjähriger Finanzchef Manuel Pirolt per Ende Juni zurücktreten – sein Name findet sich jedoch noch im Wirtschafts-Compass. Als Vorstand der Laura Privatstiftung, die nach Benkos ältester Tochter benannt ist, firmiert der Südtiroler Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Heinz Peter Hager, der als letzter Statthalter des Immobilienspekulanten gilt.

War René Benko „wirtschaftlicher Stifter“?
Benko selbst will mit der Stiftung offiziell nichts mehr zu tun haben, obwohl er bis Ende Jänner 2024 in deren Beirat saß. Begünstigte ist Benkos Mutter Ingeborg, hinter der die Insolvenzverwalter ihres Sohnes eine „Stroh-Mama“ vermuten. Kurz: Die Mutter, eine pensionierte Kindergärtnerin, sei nur „vorgeschoben“, Benko in Wahrheit der „wirtschaftliche Stifter“ gewesen.

Im persönlichen Konkursverfahren des einstigen Signa-Machthabers haben Gläubiger Forderungen von rund zwei Milliarden Euro angemeldet. Benkos Insolvenzverwalter von der Kanzlei CHG hatten zuletzt bei Gericht eine Einstweilige Verfügung gegen Ingeborg Benko erwirkt, laut der diese keine Änderungen an den Stiftungserklärungen bzw. den beiden Stiftungsstatuten mehr durchführen dürfe.

Die „Zustimmungserklärung“ von Ingeborg Benko erfolgte unmittelbar nach den jüngsten Razzien. (Bild: zVg)
Die „Zustimmungserklärung“ von Ingeborg Benko erfolgte unmittelbar nach den jüngsten Razzien.

Die „Zustimmungserklärung“, wonach der Pilot ihres Sohnes in die Kanzel der Laura Stiftung gehievt wird, hat Ingeborg Benko allerdings unterzeichnet. Am 28. Juni 2024. Sie verzichtete sogar „auf die Einhaltung allfälliger Fristen.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele