Seit 1969 lebt Gertrud Kinz im Stationsgebäude des Freistädter Bahnhofs. Ein Wegziehen kam für die 82-Jährige nie in Frage. Ein Umzug steht für se auch jetzt nicht zur Debatte, obwohl sie die einzige Bewohnerin des Gebäudes ist. Vor einigen Jahren lebten noch fünf Familien in dem großen Haus.
Im Mühlviertel ist der Zuspruch für die kürzlich gegründete Initiative „Pro Summerauerbahn“ groß. Politiker, die Wirtschaftskammer und auch Privatpersonen unterstützen die Forderung nach einem zweigleisigen Ausbau der Strecke von Linz nach Summerau. Dem Bündnis angeschlossen hat sich auch Gertrud Kinz. Die 82-Jährige verbindet mit der Summerauerbahn ihr ganzes Leben. Als Kind und Jugendliche fuhr sie mit den alten Zuggarnituren und der Dampflok regelmäßig nach Linz und zurück.
Gemeinsam mit ihrem Gatten Hans bezog sie 1969 im Freistädter Stationsgebäude eine 85 Quadratmeter große Wohnung mit Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer. „Mein Mann hat bei den ÖBB gearbeitet und deshalb die Wohnung bekommen. Leider ist er schon 1996 gestorben“, so die gebürtige Lasbergerin.
Bis zu fünf Familien haben in dem Bahnhofsgebäude gewohnt. Unter anderem auch die Freistädter Künstlerin Manuela Eibensteiner, deren Eltern das mittlerweile geschlossene Bahnhofs-Restaurant betrieben. Jetzt bewohnt nur noch Kinz das gelbe, mehrstöckige Haus. Ans Wegziehen denkt sie nicht. „Außer sie werfen mich da raus“, lächelt die noch immer fitte Seniorin, die mühelos die Stiegen in den ersten Stock ihrer Wohnung auf- und abgeht. Früher ist sie auch oft zu Fuß in das vier Kilometer entfernte Stadtzentrum marschiert. „Wir hatten nie ein Auto. Wenn wir weiter wegfahren wollten, sind wir mit dem Zug gefahren.“
Erinnerung an Grenzöffnung
In bester Erinnerung ist ihr auch die Grenzöffnung zu Tschechien und der Fall des eisernen Vorhangs 1989 geblieben. „Da sind auf einmal so viele Leute zu uns gekommen. Die meisten hatten nur wenig Geld. Sie waren aber alle so freundlich!“
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