„Gute Nachrichten“

Sprungbrett in ein selbstbestimmtes Leben

Ombudsfrau
14.07.2024 06:00

Der Wiener Verein sprungbrett unterstützt Mädchen, junge Frauen, trans-, inter- und nichtbinäre Jugendliche dabei, Probleme zu bewältigen und erfolgreich in die Berufswelt zu starten.

Während die 21-jährige Ronja eine Lehre zur Maschinenbautechnikerin abgeschlossen hat, wird die ein Jahr jüngere Fatma zur Speditionskauffrau ausgebildet. Die beiden stehen für eine Vielzahl von Jugendlichen, denen vom Verein sprungbrett geholfen werden konnte, eine passende Ausbildung zu finden. Seit zwei Jahren ist Martina Fürpass die Geschäftsführerin dieser Anlaufstelle, die unter anderem von verschiedenen öffentlichen Stellen finanziert wird.

Perspektiven öffnen, Angst nehmen
Das kostenlose Angebot richtet sich an Mädchen, junge Frauen und TIN-Personen (trans, inter- und nichtbinäre Jugendliche) in der Altersspanne von 11 bis 25 Jahren, von denen im vergangenen Jahr 1.579 beraten wurden, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht. „Der Verein wurde gegründet, um diesen Gruppen eine breitere Perspektive bei der Berufsorientierung zu ermöglichen. Es gibt mehr Berufe als Friseurin, Einzelhandels- oder Bürokauffrau. Wir wollen den Zugang zu technischen Berufen aufzeigen, weil es hier ausgezeichnete Zukunftschance und höhere Gehälter gibt, was für ein selbstbestimmtes Leben durchaus wichtig ist“, erklärt Fürpass.

Martina Fürpass hilft Jugendlichen unter anderem dabei, einen passenden Beruf zu finden. (Bild: Astrid Knie)
Martina Fürpass hilft Jugendlichen unter anderem dabei, einen passenden Beruf zu finden.

Daher sehe sie den Verein als Schnittstelle zwischen Betrieben und jungen Menschen, damit sich mehr Betriebe, für weibliche und diverse Lehrlinge in technischen Berufen entscheiden würden. „Bei unseren Check It Out-Workshops können die jungen Menschen verschiedenstes ausprobieren, vom Feilen und Bohren, bis zu einem 3 D-Drucker. Wichtig ist uns, ihnen die Angst vor technischen Geräten zu nehmen und Lust auf Technik zu machen“, sagt Fürpass.

Multiple Krisen
Die 13.812 Beratungen im vergangenen Jahr, bezogen sich aber auf weit mehr Themen als die Berufswahl. „Oft kommen sie zu uns, weil sie Hilfe bei der Berufsorientierung brauchen. Dann gelangen aber andere Probleme ans Licht, wie Zoff mit den Eltern oder Schwierigkeiten in der Schule“, sagt Fürpass. Nicht selten seien es auch multiple Krisen aus Gewalt, Armut und Arbeitslosigkeit.

Person statt Problem
Die Auswahl des geeignetsten Hilfsangebots, erklärt Geschäftsführerin Fürpass wie folgt: „Alle, die sich an uns wenden, haben zu Beginn ein Erstgespräch, nach dem die Beraterin entscheidet, welches unserer Projekte zu der Person passt. Uns ist es wichtig, ein ganzheitliches Beratungskonzept zu bieten. Wir sehen die gesamte Person, nicht nur ein bestimmtes Problem, sondern auch ihr Umfeld, um zu verstehen, was sie braucht.“

Damit sich Jugendliche etwa vor Übergriffen schützen können, werden mit dem Projekt Act4Respect Präventionsworkshops gegen sexuelle Belästigungen sowie eine Hotline für Betroffene angeboten. Die Projekte youngFBZ und AusbildungsFIT unterstützen bei der Berufsorientierung und Lehrstellensuche sowie beim Übergang von der Schule zum Beruf. YoungFIT ermöglicht das Hineinschnuppern in handwerklich-technische Berufe.

Besonders wichtig hervorzuheben ist Fürpass, dass sprungbrett ein feministischer Verein ist: „Wir setzen uns dafür ein, dass die Mädchen, jungen Frauen und TIN-Personen selbstbestimmt leben, wissen, was sie wollen und vielfältige Perspektiven jenseits bekannter Rollenbilder kennen sowie ein gewaltfreies Leben führen können. Wenn eine junge Frau Astronautin werden will, werden wir nicht sagen, dass das unmöglich ist, sie aber gut begleiten, damit sie ihre Chancen realistisch einschätzen kann und evtl. einen Plan B entwickelt. Dasselbe gilt beim Berufswunsch Friseurin, wenn jemand unterschiedlichste Berufsperspektiven kennt und die Leidenschaft Friseurin ist, dann finden wir eine passende Lehrstelle.“

Vorbild Ronja
Wichtig in diesem Zusammenhang sei es daher, Vorbilder, sogenannte Role Models, zu zeigen, an denen sich die Jugendlichen orientieren könnten. Eines davon ist die bereits angesprochene Ronja, die bei den ÖBB eine Maschinenbautechnik-Lehre mit Berufsmatura machte. Anschließend möchte sie „Bahntechnik und Mobilität“ studieren, um danach bei der Planung neuer Brückenprojekte mitzuarbeiten.

Schilderungen wie diese machen Martina Fürpass besonders stolz. „Es ist eine Freude, wenn etwas aufgegangen ist. Das motiviert unsere Beraterinnen.“ Bleibt noch zu klären, wie der Verein sprungbrett, der 1987 von fünf Personen gegründet wurde und aktuell 72 Angestellte hat, zu seinem Namen gekommen ist. Fürpass begründet dies mit folgender Veranschaulichung: „Unser Verein soll ein Sprungbrett bieten, damit junge Frauen in eine selbstbestimmte, unabhängige Zukunft springen können.“

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