GUTEN MORGEN

Fatale Schnitzer | Nicht für immer

(Bild: AFP/Brendan Smialowski)

Fatale Schnitzer. Er muss einem ja fast leid tun, der Präsident der größten westlichen Macht, der nicht aufgeben will, um seine Wiederwahl im kommenden Herbst zu kämpfen: Joe Biden, der spätestens seit seinem desaströsen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen Herausforderer Donald Trump als schwerst angeschlagen gilt. Und allerspätestens seither ganz genau beobachtet wird. Aber das, was er jetzt wieder geliefert hat, wäre auch ohne intensive Beobachtung um die Welt gegangen: Beim NATO-Gipfel in Washington bat er den ukrainischen Staatschef Zelenskij zu sich auf die Bühne – er stellte ihn ausgerechnet als „Präsident Putin“ vor. Bei der nachfolgenden Pressekonferenz, bei der Biden an sich gute Figur machte, dann der zweite fatale Schnitzer: Da bezeichnete er seine eigene Vizepräsidentin (und Parteifreundin) Kamala Harris als „Vizepräsident Trump“. Zwei haarsträubende Fehler, die das letzte Vertrauen in den Geisteszustand des Präsidenten erschüttern.

Nicht für immer. Es verdichtet sich in der Wiener Gerüchteküche: Othmar Karas, sein ganzes politisches Leben lang ÖVP-Mann, der sich in den vergangenen Jahren aber immer weiter von seiner Partei entfremdet hat (oder die Partei sich von ihm) könnte es nach seinem Abschied als EU-Parlamentarier schon sehr bald zurück in die EU-Hauptstadt schaffen – als österreichischer EU-Kommissar. Als erste Wahl der ÖVP-Spitze gilt er ganz sicher nicht – und gerade das macht ihn zum interessanten Kandidaten bei anderen Parteien. Letztlich könnte er als Kompromiss durchgehen. Was er dazu sagt? Conny Bischofberger schreibt darüber heute in ihrer „Krone“-Kolumne nach einem Treffen in Brüssel:  „Zu den politischen Personaldebatten in Wien kommt Karas nicht einmal ein Halbsatz über die Lippen.“ Bischofberger beobachtete gestern auch den „starken Abgang“ von Karas und meint – „vielleicht nicht für immer“. Ja, das zeichnet sich immer deutlicher ab.

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