Zu viel Bürokratie

Totschnig will Green Deal aufmachen

Politik
13.07.2024 10:12

Der europäische Green Deal besteht aus vielen Verordnungen, die für Landwirte und Unternehmen viel Bürokratie bedeuten. Nach dem wilden Politstreit um die Renaturierung, sorgt nun wieder eine solche EU-Verordnung für politische Debatten in Österreich. Diesmal ist es Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP), der für Unmut sorgt.

Umweltschutzorganisationen sind alarmiert. Greenpeace schreibt Totschnig einen Offenen Brief. „Die ÖVP versucht erneut, eine bereits beschlossene Verordnung zum Schutz der Natur und des Klimas zu torpedieren“, kritisiert Ursula Bittner, Sprecherin von Greenpeace Österreich.

Es geht um die Entwaldungsverordnung, die Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) ein Dorn im Auge ist. Das EU-Waldschutzgesetz sei weltweit die erste legislative Initiative, um das globale Waldsterben zu beenden, so Greenpeace. Totschnig kritisierte den hohen Bürokratieaufwand für die Forstwirte. Doch die Behauptung, wonach Waldbesitzer in Österreich jeden Baum, den sie verkaufen wollen, mit lateinischem Namen registrieren und dessen genaue Geo-Koordinaten angeben müssen, sei falsch, betont Greenpeace.

Kommissionspräsidentin von der Leyen hat eigentlich Bürokratieabbau versprochen  (Bild: AFP)
Kommissionspräsidentin von der Leyen hat eigentlich Bürokratieabbau versprochen 

Verordnung ist Teil des Green Deal
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) soll 2025 umgesetzt werden und wurde vor einem Jahr – nach jahrelangen Verhandlungen – nahezu einstimmig im Europäischen Parlament beschlossen. Auch sehr viele Abgeordnete der Europäischen Volkspartei EPP stimmten dafür. Seit Jahresbeginn formiert sich jedoch Widerstand dagegen, vor allem aus der Holzindustrie und den von den Waldbesitzern.

Befürworter wie Franz Essl, Wissenschaftler des Jahres 2022 und Mitglied im Leitungsteam des Österreichischen Biodiversitätsrats, halten dagegen. „Die EU-Waldschutzverordnung ist eine der derzeit größten Chancen für den Schutz unserer Wälder. Holzprodukte aus allen Regionen müssen hohe Standards erreichen, bevor sie in der EU gehandelt werden dürfen. Der geringe Mehraufwand von Österreichs Waldbesitzenden steht in keinem Verhältnis zu dem Nutzen für die Biodiversität. Denn der schädigende Raubbau an den Wäldern der Erde kann so unterbunden werden.“

Universitätsprofessor Franz Essl (Bild: APA/Screenshot)
Universitätsprofessor Franz Essl

Greenpeace und Universitätsprofessor Essl fordern Minister Totschnig in einem offenen Brief dazu auf, seine „Blockadehaltung“ zu beenden. Die EUDR müsse zügig und mit ausreichenden Ressourcen in Österreich umgesetzt werden, verlangen sie. Minister Totschnig bekräftigt gegenüber der „Krone“ seine ablehnende Haltung, er geht sogar einen Schritt weiter und will den gesamten Green Deal auf nicht umsetzbare Vorhaben abklopfen und neu verhandlen.

„Die neue EU-Kommission ist dringend aufgefordert, den Green Deal einem Fitness-Check zu unterziehen. Wir müssen wissen, welche Auswirkungen die zahlreichen Rechtsakte, unter anderem zur Renaturierung und Entwaldung, auf unsere Regionen haben, dabei müssen auch die Wechselwirkungen der Rechtsakte untereinander geprüft werden. Es braucht einen Aktionsplan, der mit Anreizen und nicht mit ideologiegetriebenen Verboten arbeitet“, so Totschnig. Die neue EU-Kommission müsse neben der Kurskorrektur beim Green Deal auch ein klares Bekenntnis für eine starke, produzierende und ökonomisch leistungsfähige Gemeinsame Agrarpolitik liefern.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt