„Ich trete an!“
Biden energisch: Ansage an Kritiker bei Auftritt
Auf dem geistigen Fitnesszustand von Joe Biden liegt aktuell ein Hyperfokus. Der US-Präsident will sich davon offenbar nicht beirren lassen. Im US-Bundesstaat Michigan hat er bei einem Wahlkampfauftritt seinen Kritikern eine Ansage gemacht.
„Soviel dazu, dass meine Kampagne auseinanderfällt“, sagte der 81 Jahre alte Demokrat bei einem Auftritt in Detroit. Wie bereits bei der Pressekonferenz nach dem NATO-Gipfel ließ sich der Präsident keine Selbstzweifel anmerken. Er wolle und werde seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump erneut schlagen, machte Biden deutlich.
Seine Rede las er dabei von Telepromptern ab, improvisierte nur wenig. An einer Stelle schien er den Faden zu verlieren, lenkte aber schnell mit einer Anekdote davon ab.
Demokraten fürchten Debakel
Der demokratische Minderheitsführer des US-Repräsentantenhauses, Hakeem Jeffries, teilte indes mit, sich am Donnerstagabend (Ortszeit) persönlich mit dem US-Präsidenten getroffen und ihm die Sorgen seiner Parteikollegen übermittelt zu haben.
Davor hatte die „New York Times“ unter Berufung auf zwei nicht namentlich genannte Quellen berichtet, einige Spender der Demokratischen Partei hielten Wahlkampfunterstützung in Höhe von schätzungsweise 90 Millionen US-Dollar zurück, solange Biden an der Kandidatur festhalte.
Vergangene Woche gab es bereits Berichte, dass eine wohlhabende Disney-Erbin ihre finanzielle Unterstützung für die Partei so lange zurückhalten wolle, bis Biden sich aus dem Rennen zurückzieht.
Buh-Rufe für Kritiker
In Detroit schien von alldem nichts zu spüren zu sein. Bidens Publikum war animiert, jubelte laut immer wieder „Wir stehen hinter Dir“, „Gib ja nicht auf“ und „Wir lieben Dich“. Als Biden die negativen Schlagzeilen der vergangenen Tage ansprach, gab es Buh-Rufe, denen der Demokrat allerdings Einhalt gebot und die „guten Männer und Frauen“ in der Presse verteidigte.
Er kritisierte dennoch, ungerechtfertigt in die Mangel genommen zu werden, weil er manchmal Namen verwechsle. „Ich sage Charlie statt Bill. Aber wisst Ihr was? Donald Trump hat einen Freifahrtschein bekommen.“ Der Fokus müsse auf seinen Kontrahenten gerichtet werden, den er als Straftäter, Betrüger und Vergewaltiger bezeichnete. Der Menge brüllte er entgegen: „Ich trete an!“ Er höre aufs Wahlvolk und nicht auf Experten, die Presse oder Großspender.
Seinen Fokus legte Biden im restlichen Teil seiner Rede vor allem auf den republikanischen Herausforderer. In der Autoindustriestadt Detroit bezeichnete er Trump als Gegner von Gewerkschaften und Arbeiterklasse. Die Kernbotschaft: Er selbst kümmere sich um die Probleme der Menschen, während der verurteilte Straftäter Trump nur auf seinem Golfkurs herumfahre.
Jeffries verweigert öffentliche Unterstützung
Minderheitsführer Hakeem Jeffries schrieb nach seinem Treffen mit dem Präsidenten in einem Brief an die demokratischen Abgeordneten seiner Parlamentskammer, er habe Biden gegenüber „direkt die ganze Bandbreite an Erkenntnissen, aufrichtigen Perspektiven und Schlussfolgerungen“ seiner Fraktion zum Ausdruck gebracht.
Es liegt an Biden
- Biden soll beim Parteitag der Demokraten im August offiziell zu ihrem Kandidaten gekürt werden.
- Die nötigen Delegiertenstimmen dafür hat er bei den Vorwahlen bereits gewonnen.
- Deshalb kann auch nur er entscheiden, aus dem Rennen auszusteigen.
Auffällig war, dass er dabei nicht erwähnte, Biden seine Unterstützung für dessen Präsidentschaftskandidatur ausgesprochen zu haben.
Auch unter Kongressmitgliedern sind alle Augen auf den US-Präsidenten gerichtet: Seit seinem katastrophalen Auftritt beim TV-Duell gegen Trump haben sich rund 20 demokratische Parlamentarier offen gegen Biden gestellt.
Nicht nur Präsidentenamt wird gewählt
Viele demokratische Kongressmitglieder sorgen sich, dass fehlende Unterstützung für Biden auch sie die Wiederwahl kosten könnte. Neben dem Präsidentenamt wird im November über alle Sitze im Repräsentantenhaus abgestimmt und über ein Drittel der Sitze im Senat.
Bei den Demokraten geht die Befürchtung um, dass die Republikaner nach der Wahl sowohl beide Kammern im Kongress als auch das Weiße Haus kontrollieren könnten.
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