Am Freitagabend entlud sich eine heftige Gewitterzelle über Vorarlberg, insbesondere das Rheintal war von Starkregen und Hagel betroffen. Die Einsatzmannschaften hatten alle Hände voll zu tun.
Extremer Regen hat am Freitagabend in Vorarlberg zu rund 300 Feuerwehreinsätzen geführt. Gegen 18.30 Uhr zog eine Gewitterfront mit Starkregen und Hagel über das Land. Betroffen war vor allem das Rheintal, allen voran Lustenau. Die Niederschläge fielen so heftig aus, dass Bäume knickten, Dächer abgedeckt wurden und viele Straßen wegen verstopfter Abflüsse unter Wasser standen. Ein Blitz schlug in ein Segelboot ein.
Innerhalb von wenigen Minuten gingen vielerorts über 30 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. Bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle war von einem „Großereignis“ die Rede. Hagelkörner färbten Straßen und Wiesen weiß, in weiterer Folge – bei anhaltendem Regen – gingen Garagen, Keller, Unterführungen und Straßen im Wasser unter. Wassereintritt meldete auch das Kunsthaus Bregenz, das möglichen Sachschaden bedauerte und am Wochenende geschlossen bleibt. Am stärksten betroffen waren der Großraum Bregenz, Lustenau und das Rheindelta. Aber auch im Süden des Landes, etwa in Feldkirch, waren die Feuerwehren beschäftigt. Über Verletzte war indes nichts bekannt.
Kurz aber heftig
So schnell wie das heftige Unwetter gekommen war, sei es wieder vorbei, erklärte ein Sprecher der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Samstagfrüh. Die Nacht sei ruhig verlaufen, die Einsätze habe man „an einer Hand abzählen“ können. Die Einsatzkräfte hätten vor allem „Klassiker“ wie das Auspumpen von Kellern, das Verhindern dass Wasser von diesen in die Wohnbereiche dringt, Aufarbeiten von Sturmschäden sowie Sturmsicherungsarbeiten auf Trab gehalten, hieß es.
In vielen Gemeinden sorgten umgestürzte Bäume für Behinderungen oder Sperren, in Lustenau wurde mindestens ein Gebäude von einem Baum getroffen. In manchen Kommunen traten Bäche über die Ufer. Die Bahnstrecke zwischen Hard und St. Margrethen in der benachbarten Schweiz war wegen einer Oberleitungsstörung laut ÖBB bis mindestens 22.10 Uhr gesperrt.
Im Zollhafen in Hard geriet kurz nach 19 Uhr ein Boot nach einem Blitzeinschlag in den Mast in Brand. Nachdem das Feuer gelöscht war, wurde es zu einer Werft geschleppt. Der Sicherungsverteiler an Land, an den das Boot angeschlossen war, wurde durch die Überspannung zerstört. Benachbarte Boote, die ebenfalls an den Verteiler angeschlossen waren, dürften Schaden an der Elektrik davongetragen haben.
Die Schäden in der Landwirtschaft aufgrund des Unwetters dürften jedenfalls beträchtlich sein. Man rechne mit einem Gesamtschaden im „Ländle“ in der Höhe von rund 1,2 Millionen Euro, teilte die Österreichische Hagelversicherung am Samstag mit. In den Bezirken Dornbirn, Bregenz und Feldkirch sei eine Agrarfläche – vor allem Mais, Kartoffeln und Grünland – von mehr als 5000 Hektar stellenweise „regelrecht verwüstet“ worden.
Rheinvorländer auch unter Wasser
Am Rhein wurde am Samstagvormittag eine Abflussspitze von rund 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erwartet. Die Schutzdämme des Rheins sind auf 3000 Kubikmeter ausgerichtet, das entspricht einem 100-jährlichen Hochwasserereignis. Dennoch wurden die Vorländer auf österreichischer Seite von Lustenau bis zur Rheinmündung gesperrt. „Die Bevölkerung wird gebeten, sich nicht in der Nähe des Rheins aufzuhalten, um mögliche Arbeiten der Einsatzkräfte nicht zu behindern. Auch aus Gründen der persönlichen Sicherheit sollen Rheindämme, Vorland und insbesondere die Innenwuhre gemieden werden“, hieß es.
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