Grazer Hitprodzuzent

„Schlager sind für mich die reinste Popmusik“

Steiermark
14.07.2024 12:00

Hinter jedem erfolgreichen Sänger steht für gewöhnlich ein „starker“ Komponist. Hinter den Schlagerstars Beatrice Egli, Semino Rossi, Michelle oder DJ Ötzi der Grazer Produzent Hubert Molander. Doch wie lange noch, wenn die KI per Knopfdruck zur Hitmaschine wird? 

Auf der Suche nach dem nächsten Schlager fackelt Hubert Molander nicht lange: „Wenn mich etwas packt, schreibe ich es auf meinem Ideenzettel auf, singe Melodien in mein Handy. Ich warte nicht, sonst ist es weg und das wäre das Schlimmste für mich“. Aus dem Leben und den Gesprächen holt sich der Grazer Hitschreiber die Anregungen, brutale Akkorde und schräge Harmonien sind dem Grazer Komponisten fremd.

Egal ob Schlager oder volkstümliche Musik – es muss schnell ins Ohr gehen und dennoch nicht banal klingen. Dabei hat der 52-Jährige nie komponieren gelernt. „Ich habe die HTL für Flugtechnik gemacht und die Schule für mein erstes selbstgeschriebenes Lied abgebrochen. Das war leider kein Hit und so bin ich reumütig an die Schule zurück, aber die Musik  hat mich nie mehr losgelassen.“ Seit 1995 arbeitet Molander als freiberuflicher Songwriter, Musikproduzent in seinem Grazer Tonstudio.

Schlager ist für mich reinste Popmusik
In den 90ern, als Eurodance bei uns populär war, startete er seine Karriere mit dem „Rimini project“, das europaweit in den Hitparaden vertreten war. Nachdem die Schlagermusik immer moderner und gefragter wurde, verschoben sich die Tätigkeiten auch vermehrt in diese Richtung. „Schlager ist für mich reinste Popmusik. Ich habe Hunderte Titel geschrieben“, unter anderem für Beatrice Egli, DJ Bobo, Vanessa Mai, Nockis, Thomas Anders, Michelle, die Paldauer und DJ Ötzi.

Ein Megahit in der Millionen bringenden Liga a la „Atemlos“ war jedoch nicht darunter. „So einen Bombenhit strebt ein jeder Komponist an“, bedauert Molander, der danach strebt, die größten Künstler mit seinen Songs zu beliefern. „Das war früher leichter. Da haben dich die Plattenfirmen gezielt um Lieder für ihre Künstler gebeten. Das gibt es nicht mehr. Heute haben Helene Fischer & Co ihr eigenes Team und da müssen Glück und Beziehungen im Spiel sein, um bei den Big Playern unterzukommen“.

Semino Rossi vertraut der Grazer Hitfabrik, bald auch Roland Kaiser
Nun geht der Grazer mit dem Gespür für eingängige Schlagerhits selbst auf Entdeckungsreise und fördert mit der 30-jährigen Kärntnerin Charlien Hitpotential. Beim Polieren des aufgehenden Sternchens greift Millionenseller Semino Rossi unter die Arme, der dem Musikproduzenten Rosen streut und mit dem Duett Song „The music of my heart“ an die bisherigen Hits aus der Grazer Hitfabrik anschließen möchte.

Hubert Molander mit Semino Rossi (Bild: z.V.g.)
Hubert Molander mit Semino Rossi

Semino Rossi vertraut dem Grazer, von anderen Schlagergrößen gibt es wiederholt Absagen. Howard Carpendale ist so eine Nummer, die der Grazer bislang noch nicht knacken konnte. Dafür hat Roland Kaiser fünf Songs aus der Grazer Schlagerwerkstätte angeboten bekommen. Des Kaisers neue Lieder aus Graz sind noch ohne künstliche Intelligenz produziert, weil Molander diese hypermoderne Form des Komponierens (noch) ablehnt. „Aber ganz ehrlich. Ausprobiert habe ich es natürlich, bin aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden“.

Des Teufels Werk: An der KI führt kein Weg vorbei
Neue Musik zu schaffen, ist heute so einfach wie nie. Die größte Sorge der Musikurheber ist es, dass KI-generierte Musik in vielen Bereichen die menschlich gemachten Songs ersetzen und den Markt mit Masse überschwemmen wird. Hits auf Knopfdruck. Ist damit ein ganzer Berufsstand in Gefahr? „An der KI wird kein Weg vorbeiführen. Ich werde damit unterstützend arbeiten, auch wenn ich dem Teufel dabei in die Augen schaue.“ Warum? „Weil eine ganze Berufsgruppe ausgerottet werden könnte. Ich vergleiche es mit der Fotoentwicklung. Seit der Digitalisierung sind alle Geschäfte weg. So wird es auch in meiner Branche viele persönliche Schicksale geben“. Für sich selbst sieht der zweifache Familienvater nicht schwarz, denn: „Ich bin der KI voraus, weil ich mit Herz schreibe und komponiere, und das wird die KI niemals können. Aber wer weiß, was in zehn Jahren sein wird.

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