Glücksspiel zerstört Existenzen. Das zeigen die Erlebnisse eines Salzburgers, der einst in einer illegalen Spielhalle gearbeitet hat. Im Gespräch mit der „Krone“ berichtete er von den verheerenden Konsequenzen. Auch ein Suchtexperte kennt die Problematik: „Wir müssen Spieler besser schützen.“
Ein knappes Jahr lang arbeitete Stefan (Name von der Redaktion geändert) in einem illegalen Glücksspiel-Lokal in der Stadt Salzburg: „Dort habe ich Dinge gesehen, die ich sonst nie erlebt habe“, berichtet er im „Krone“-Gespräch von seinen Erfahrungen und Methoden der illegalen Glücksspiel-Szene. „Ich habe zum Beispiel sofort gemerkt, dass die Automaten manipuliert sind. Die Betreiber wissen genau, wie die Spieler ticken und das nützen sie für sich aus.“
Gezielt werden Spielsüchtige angelockt, damit sie so lange wie möglich am einarmigen Banditen verweilen und so viel Geld wie möglich verlieren. „Ich habe auch beobachtet, wie der Chef Spielern ein paar Tausender als Boni übergab.“ Wer Schulden machte, konnte sogar im Lokal Kredite bekommen. Nicht nur mit Geld wurde bezirzt, sondern auch mit Drogen oder Gratis-Getränken – zur Enthemmung. Die Lokale waren immer versteckt, getarnt und von außen überwacht.
Experte: Mehr Kontrolle durch legale Automaten
Die Schattenseiten der Glücksspiel-Sucht waren für Stefan gut sichtbar: „Diese vielen verzweifelten Gesichter vergesse ich nicht. Ich habe da so viele Geschichten gehört, wo es um Kinder, um Existenzen ging. Diese Schicksale berühren einen, die Leute verspielen ihr gesamtes Leben.“ Ab einem Punkt war für Stefan klar: „Da will ich nicht mehr mitmachen.“
Durch mehr Kontrolle können Suchtprobleme früher erkannt werden. Wenn einer auffällig wird, sollen auch die Betreiber verpflichtet werden, darauf zu reagieren.
Roman Nesshold, Berater und Experte in puncto Spielsucht
Roman Nesshold, ein Experte und Berater für Spielsüchtige, kennt diese versteckte Welt: „Dort hilft keiner den Spielern, da geht es nur um Geld und Sucht.“ Obwohl es in Salzburg klare Verbote gibt und legale Glücksspielautomaten nur von den Casinos Austria betrieben werden dürfen, gibt es die illegalen Spielhöllen. Während es bei den Casinos klare Regeln gibt – etwa eine maximale Spielzeit – kann in illegalen Lokalen „unendlich lange gespielt und unendlich viel Geld ausgegeben“ werden, weiß Nesshold.
Man müsse neue Wege gehen wie in anderen Bundesländern, findet der Experte und nennt Oberösterreich und Steiermark als Beispiele. Gerade in Oberösterreich seien durch die Legalisierung des kleinen Glücksspiels die illegalen Lokale um 95 Prozent zurückgedrängt worden: „Dazu braucht es aber ein starkes Gesetz und es muss dabei auch der Spielerschutz mit einfließen“, so Nesshold. Die Salzburger Landesregierung plant ebenfalls eine Legalisierung.
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