Was wir bisher wissen

Trump-Attentat: Schütze drückte auf Dach den Abzug

Ausland
14.07.2024 12:36

Eine Nation steht unter Schock: Ein 20-Jähriger hat versucht, Donald Trump während eines Wahlkampfauftritts zu erschießen. Der Ex-Präsident entging dem Tod offenbar um wenige Zentimeter. Ein Versagen der Sicherheitskräfte steht im Raum – was wir bisher über den Tathergang wissen.

Puff! Puff! Puff! Drei zischende Geräusche und danach großes Chaos. Bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Butler, Pennsylvania, wurde auf den Präsidentschaftskandidaten das Feuer eröffnet.

Trump wurde laut eigenen Angaben am rechten Ohr getroffen, der Schütze nach wenigen Sekunden vom Secret Service „neutralisiert“. Doch, warum konnte der vom FBI identifizierte Thomas Matthew Crooks (20) überhaupt einen Schuss abgegeben?

Eklatante Sicherheitslücken?
Die Trump Kundgebung fand in der Kleinstadt Butler statt. Der Veranstaltungsort ist ländlich geprägt, in der Umgebung befinden sich nur wenige Häuser, wie „Krone“-Recherchen zeigen.

Die Leiche des Schützen wurde etwa 130 Meter von Trump entfernt gefunden. (Bild: Google Maps/Krone KREATIV)
Die Leiche des Schützen wurde etwa 130 Meter von Trump entfernt gefunden.

Laut der Polizei von Butler waren ihr VOR den Schüssen mehrmals „verdächtige Aktivitäten“ gemeldet worden. Ein Augenzeuge berichtete der BBC, er habe gesehen, wie der Schütze mit einem Gewehr auf das Dach eines niedrigen Gebäudes außerhalb des Sicherheitsbereichs geklettert sei. Er habe Polizisten in der Nähe gerufen, um sie auf die potenzielle Gefahr aufmerksam zu machen.

Die Scharfschützen „neutralisierten“ den mutmaßlichen Attentäter. (Bild: AP ( via APA) Austria Presse Agentur/Gene J. Puskar)
Die Scharfschützen „neutralisierten“ den mutmaßlichen Attentäter.

Die Beamten schienen verwirrt und reagierten nicht sofort auf die Warnung, sagte er. „Als Nächstes fielen fünf Schüsse“, schilderte der Augenzeuge die historischen Augenblicke. „Der Geheimdienst schoss ihm den Kopf weg. Sie kletterten auf das Dach, hatten ihre Waffen auf ihn gerichtet, vergewisserten sich, dass er tot war, er war tot, und das war‘s, es war vorbei.“

Stunden nach dem versuchten Attentat ist die Lage noch immer unübersichtlich. Es wird wohl noch Wochen dauern, bis alle Details aufgeklärt sind. Hier ein Überblick, über das, was wir gesichert wissen.

Was ist über den Schützen bekannt?
US-Medien berichteten übereinstimmend, das FBI habe den Schützen als den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park in Pennsylvania identifiziert. Er sei registriertes Mitglied von Trumps Republikanischer Partei gewesen. Auffällig sei jedoch, dass seine einzige politische Spende in Höhe von 15 Dollar an eine demokratische Gruppe ging. Die Hintergründe der Tat sind unklar, die Ermittlungen laufen.

Crooks feuerte offiziellen Angaben zufolge zwei Salven in Trumps Richtung. Zuerst drei, dann fünf Schüsse. Diese Schilderungen decken sich mit Videos des Vorfalles. Der Schütze hatte nach ersten Erkenntnissen etwa 130 Meter von der Bühne entfernt auf einem Dach Position bezogen und das Feuer eröffnet.

Auch der Secret Service teilte mit, der Angreifer habe mehrere Schüsse von einer „erhöhten Position“ außerhalb des Versammlungsortes abgefeuert. Es dauerte daraufhin wenige Sekunden, bis der mutmaßliche Attentäter von Scharfschützen erfasst und „neutralisiert“ wurde.

Ein Video zeigt offenbar den Schützen auf dem Dach in der Nähe der Bühne:

Zwei Polizisten sagten der „New York Times“, dass die Behörden ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15 neben der Leiche des Schützen gefunden haben. Das Gewehr ist äußerlich fast identisch mit dem Sturmgewehr M16, das der Hersteller Colt an das Militär verkauft. 

Das AR-15 ist die Ausführung für Zivilisten. Anders als bei der militärischen Version ist mit dieser Waffe technisch gesehen kein Dauerfeuer möglich. Geübte Schützen können dennoch sehr viele Schüsse in sehr kurzer Zeit abgeben. Wobei halbautomatische Waffen mithilfe von Zubehör einfach umgebaut werden können, sodass sie ein Schnellfeuer wie bei Maschinengewehren ermöglichen.

Das Gewehr steht immer wieder im Mittelpunkt der Debatten um die losen Waffengesetze in den USA, da es meist von Amokläufern verwendet wird. 

Wie wurde das Event gesichert?
Im Zentrum steht die Frage, wie es dem mutmaßlichen Attentäter gelingen konnte, auf das Dach eines Gebäudes zu gelangen, während nur wenige Meter entfernt ein ehemaliger und potenziell zukünftiger US-Präsident sprach.

Strenge Checks

  • Vor Beginn der Veranstaltungen wird die Lokalität nach Bomben durchsucht, auch andere mögliche Gefahren werden überprüft.
  • Trump fährt zu den Kundgebungen immer in einer Wagenkolonne.
  • Besucher müssen durch Metalldetektoren und werden auf Waffen überprüft. 
  • Trump verfügt über mehr Personenschützer als seine Vorgänger, auch weil er erneut Präsidentschaftskandidat ist.

Ein Vertreter des FBI sagte gegenüber Reportern, es sei überraschend, dass der Verdächtige mehrere Schüsse habe abgeben können. Nach Medienberichten soll sich der Schütze außerhalb des sogenannten Sicherheitsbereichs befunden haben.

Der ehemalige Secret-Service-Mitarbeiter Paul Eckloff sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass Secret-Service-Agenten routinemäßig alle Dächer mit Sicht auf die Kundgebung überwachen. „Diese Person hat sich entweder versteckt, bis sie zu einer Bedrohung wurde, oder sie war keine Bedrohung, bis sie ihre Waffen zeigte.“

Szenen des versuchten Attentats:

Wahlkampfveranstaltungen sind unheimlich schwer zu sichern. Trumps Auftritte finden häufig – so wie im aktuellen Fall auch – im Freien statt. In weitläufigen Parks, auf Messegeländen oder auf Golfplätzen. Diese Veranstaltungen werden zudem von Tausenden Menschen besucht. 

Wie geht es Donald Trump?
Der Republikaner hatte gerade mit seiner Rede begonnen, als die Schüsse fielen. Der 78-Jährige griff sich mit der rechten Hand an sein rechtes Ohr, senkte dann die Hand, um es zu betrachten, und ließ sich hinter dem Podium auf die Knie fallen. Secret-Service-Agenten umringten ihn sofort.

Ein Fotograf der „New York Times“ hat offenbar den historischen Moment festgehalten, als ein Projektil an Trumps Ohr vorbeizischte:

Trump nutzte den Augenblick, um sein Publikum anzuheizen. Er wandte sich mit Blutspuren im Gesicht an die Menge, hob die Faust und rief: „Kämpfen! Kämpfen! Kämpfen!“ Anschließend brachten ihn die Agenten des Secret Service zu einem schwarzen Geländewagen. Der 78-jährige Ex-Präsident wurde in einer medizinischen Einrichtung an Ort und Stelle untersucht.

Auf seiner Online-Plattform Truth Social schilderte Trump, eine Kugel habe „den oberen Teil meines rechten Ohres durchbohrt“. Es sei „unglaublich, dass sich in unserem Land solch eine Tat ereignen kann“. Später stieg Trump ohne Hilfe aus seinem Flugzeug, wie auf einem von seinem Presseteam veröffentlichten Video zu sehen war. Das verletzte Ohr war darauf nicht zu erkennen. Trump dankte zudem „den Sicherheitskräften und Ersthelfern für ihr schnelles Handeln während dieser schrecklichen Tat“.

Außer dem mutmaßlichen Schützen starb nach Behördenangaben auch ein Zuschauer, zwei weitere wurden schwer verletzt.

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