Politiker-Attentate
Von Kennedy bis Trump: Gefährliche Kandidatur
Fünf US-Präsidenten wurden während ihrer Amtszeit ermordet, auf vier der letzten sechs gab es Attentate. Doch auch wer sich für das höchste politische Amt in den Vereinigten Staaten bemüht, lebt gefährlich. Nicht erst seit dem Attentat auf Ex-US-Präsident Donald Trump.
„Wer in die Politik geht“, resignierten bei einer Meinungsumfrage 51 Prozent der Amerikaner, „muss eben damit rechnen, dass er eines Tages getötet wird.“ In den USA gebe es zu viele bewaffnete Psychopathen. Diese Analyse eines US-Magazins stammt aus dem Jahre 1972 – und ist noch heute gültig.
Nach Attentat im Rollstuhl
Kurz davor war der Gouverneur des US-Bundesstaats Alabama und damalige Bewerber um die Nominierung der Demokratischen Partei für das Präsidentenamt, George Wallace, während einer Wahlkampfveranstaltung von Arthur Bremer angeschossen und schwer verletzt. Er blieb infolge des Attentats gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Das Attentat war scheinbar nicht politisch motiviert, sondern durch den Wunsch Bremers, berühmt zu werden.
Zwei Kennedy-Brüder erschossen
Erst vier Jahre zuvor war der US-Senator und demokratische Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy, Bruder des 1963 ebenfalls bei einem Attentat ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, im Anschluss an eine Rede im Ambassador Hotel in Los Angeles von dem palästinensischen Immigranten Sirhan Bishara Sirhan angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Kennedy starb am nächsten Tag. Als Motiv für die Tat gelten betont israelfreundliche Aussagen Kennedys.
Lange Liste an Attentaten
Der erste in dieser Liste wurde allerdings nicht unbedingt wegen seiner Präsidentschaftskandidatur bekannt.
Am 27. Juni 1844 wurde Joseph Smith, der zu diesem Zeitpunkt Präsidentschaftskandidat war, als Untersuchungshäftling in einem Gefängnis in Carthage, Illinois, von einer Menschenmenge umgebracht. Grund für seine Verhaftung und wohl auch für seine Ermordung war sein Angriff auf die Pressefreiheit, als er in seiner Eigenschaft als Bürgermeister von Nauvoo die Zeitung „Nauvoo Expositor“, die in ihrer ersten und einzigen Ausgabe kritisch über ihn und die von ihm gegründete Mormonen-Bewegung berichtet hatte, schließen ließ. Damit war er der erste US-amerikanische Präsidentschaftskandidat, der während des Wahlkampfs ermordet wurde.
Attentate auf US-Präsidenten
Von den 42 Personen, die als Präsident gedient haben, waren zehn tatsächlichen oder versuchten Attentaten ausgesetzt. Vier dieser zehn Amtsträger — Abraham Lincoln, James A. Garfield, William McKinley und John F. Kennedy — wurden getötet.
Vier der letzten sechs Präsidenten waren Ziel von Angriffen: Gerald Ford (zweimal im Jahr 1975), Ronald Reagan (bei einer beinahe tödlichen Schießerei im Jahr 1981), Bill Clinton (als das Weiße Haus im Jahr 1994 beschossen wurde) und George W. Bush (als ein Angreifer eine Granate, die nicht explodierte, auf ihn und den Präsidenten von Georgien bei einer öffentlichen Versammlung in Tiflis im Jahr 2005 warf).
Zwei andere, die als Präsident dienten, wurden angegriffen, entweder als gewählter Präsident (Franklin D. Roosevelt im Jahr 1933) oder als Präsidentschaftskandidat (Theodore Roosevelt im Jahr 1912, als er nach fast vier Jahren ohne Amt das Präsidentenamt anstrebte).
Zwei weitere Präsidentschaftskandidaten — Robert F. Kennedy, der 1968 getötet wurde, und George C. Wallace, der 1972 schwer verwundet wurde — waren ebenfalls Opfer, während der Vorwahlen.
Bei nur einem dieser 15 Vorfälle (dem Lincoln-Attentat) wurde eine weitreichende Verschwörung nachgewiesen, obwohl solche Behauptungen bei anderen Gelegenheiten aufkamen. Nur ein anderer Vorfall betraf mehr als einen Teilnehmer (der Angriff auf das Blair House im Jahr 1950, die vorübergehende Residenz von Präsident Harry S. Truman); aber keine Beweise für andere Verschwörer ergaben sich aus der anschließenden Untersuchung oder Strafverfolgung.
Von den 15 direkten Angriffen wurden 11 mit Pistolen, zwei mit automatischen Waffen, einer mit einem Gewehr und einer mit einer Granate verübt. Alle Angriffe, außer zwei (beide gegen Gerald Ford), wurden von Männern ausgeführt.
Bis auf einen der 15 Angriffe ereigneten sich alle in den Vereinigten Staaten.
Bekannt ist auch das Schussattentat auf Teddy Roosevelt. Dieser war von 1901 bis 1909 Präsident der USA und zog sich dann aus der Politik zurück. 1912 wollte „The Bull Moose“ (dt.: Der Elchbulle), wie Roosevelt genannt wurde, ins Weiße Haus zurück. Das war damals durchaus möglich. Der erste US-Präsident George Washington hatte seinen Nachfolgern empfohlen, nicht länger als zwei Perioden im Amt zu bleiben. Erst 1951 wurde durch den 22. Zusatzartikel der Verfassung wurde die Amtsdauer des Präsidenten auf zwei Wahlperioden beschränkt.
Am 14. Oktober 1912 wurde Roosevelt bei einer Wahlkampfrede in Milwaukee, Wisconsin, angeschossen. Während er die Öffentlichkeit vor dem Gilpatrick Hotel begrüßte, schoss der Barkeeper John Schrank aus nächster Nähe auf ihn. Schranks 32-Kaliber-Kugel zielte direkt auf Roosevelts Herz.
Die Kugel verletzte Roosevelt jedoch nicht tödlich, weil der Schuss durch ein Brillenetui und ein gefaltetes Manuskript gedämpft wurde.
Das Manuskript, das in der Brusttasche von Roosevelts schwerem Mantel steckte, enthielt Roosevelts Rede für den Abend. Schrank wurde sofort festgehalten. Als Motiv gab er an, dass „jeder Mann, der eine dritte Amtszeit anstrebt, erschossen werden sollte.“
Roosevelt erlitt nur eine Fleischwunde und hielt seine Rede – während die Kugel noch in seinem Körper steckte. Nach wenigen Worten holte der ehemalige „Rough Rider“ das zerrissene und blutbefleckte Manuskript aus seiner Brusttasche und erklärte: „Sehen Sie, es braucht mehr als eine Kugel, um einen Elchbullen zu töten.“ Roosevelt sprach eine Stunde lang und fuhr dann ins Krankenhaus. Bei der Wahl unterlag er Woodrow Wilson.
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