Der europäische Fußball-Thron ist fest in spanischer Hand. Mit dem 2:1-Sieg gegen England am Sonntag im Berliner Olympiastadion hat sich „La Roja“ den insgesamt vierten EM-Titel gesichert. Um einen mehr als Gastgeber Deutschland. Damit thront das Team von Trainer Luis de la Fuente jetzt für mindestens vier Jahre einsam auf dem Gipfel Europas.
Erstmals seit der Epoche des „Tiki-Taka“ ist Spanien zurück auf den Thron des europäischen Fußballs geklettert. Mit einer veränderten Spielidee und einer gesunden Mischung aus Routiniers und Jungstars krönte sich das Team von Trainer Luis de la Fuente am Sonntag im Berliner Olympiastadion gegen England zum Rekordeuropameister. Nach 1964, 2008 und 2012 ist es bereits der vierte Titel bei dem Kontinentalwettbewerb für „La Roja“.
Vor Turnierstart lediglich als Mitfavorit betitelt, hievten sich die Spanier nach dem Gewinn der „Todesgruppe“ B zum Topfavoriten der Endrunde. Die Iberer überzeugten gegen Kroatien (3:0) und Italien (1:0), eine immer noch hervorragend bestückte B-Elf sicherte gegen Albanien (1:0) eine makellose Vorrunde. Dem souveränen 4:1 im Achtelfinale gegen das Überraschungsteam aus Georgien folgte ein geschichtsträchtiger 2:1-Erfolg gegen Deutschland. Erstmals in der langen Historie hatte Spanien einen Gastgeber bei einem EM- oder WM-Turnier bezwungen.
Der Riese ist wieder erwacht
Im Halbfinale gegen nicht in Topform agierende Franzosen drehten die Spanier einen Rückstand in ein 2:1. Fünf Tage später folgte unter dem Berliner Nachthimmel eine Krönung, die nach den misslungenen Endrunden der vergangenen Jahre nicht unbedingt vorhersehbar war. Seit der legendären Tiki-Taka-Ära geprägt von Andres Iniesta, Xavi und Sergio Busquets, die zwei EM-Titel (2008, 2012) sowie den bisher einzigen WM-Triumph (2010) hervorgebracht hatte, befand sich der spanische Verband in einer Krise. Nur einmal in den vergangenen fünf großen Turnieren kam man über das Achtelfinale hinaus.
Nach zwölf schlafenden Jahren ist der Fußball-Riese also wieder erwacht. Beträchtlichen Anteil daran verbucht De la Fuente. Der 63-Jährige übernahm Anfang 2023 den Posten als Nationaltrainer vom renommierten Luis Enrique und implementierte nach Jahren des Ballbesitzfußballs eine neue Idee ins spanische System: den Pragmatismus. Partien können nun auf verschiedenste Weise gewonnen werden, und nicht bloß durch Tiki-Taka. „Auch Tempo und Konter gehören jetzt zu den spanischen Kerntugenden“, sagte De la Fuente nach dem EM-Auftaktsieg gegen Kroatien.
Umgesetzt wird die Spielidee von einem Gemisch aus Routine und Jugend. Neben den langjährigen Nationalspielern wie Alvaro Morata, Rodri, Aymeric Laporte und Dani Carvajal, die das Fundament bilden, dürfen die jungen Wilden unbekümmert aufspielen. Besonders die Flügelspieler Nico Williams und Lamine Yamal, der zum jüngsten Spieler und Torschützen der EM-Geschichte avancierte, drückten der Endrunde in Deutschland ihre Stempel auf. Und boten dem Spiel der Spanier aufgrund ihrer Stärke im Eins-gegen-Eins zudem eine weitere Facette.
Eine konstante Entwicklung
Bei der Entwicklung und dem Umgang mit jungen Talenten erweist sich De la Fuentes Erfahrung als ehemaliger Coach spanischer Jungendnationalteams als hilfreich. 2015 gewann er gemeinsam mit Rodri, Unai Simon oder Mikel Merino den U19-EM-Titel, vier Jahre später triumphierte er bei der U21-EM. Zu seinen Schützlingen zählten damals unter anderem Dani Olmo, Fabian Ruiz oder Mikel Oyarzabal.
Fünf weitere Jahre später feierte der in der nordspanischen Region La Rioja geborene Trainer den bisher größten Erfolg seiner Laufbahn und hievte das fußballfanatische Spanien zurück an die Spitze. „La Roja“ darf sich nun, zumindest bis zur Endrunde 2028 in Großbritannien und Irland, vor Deutschland (drei EM-Triumphe) als alleiniger Rekordeuropameister betiteln.
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