„Krone“-Kommentar

Hat Trump am Samstag die Wahl gewonnen?

Ausland
14.07.2024 20:00

Das könnten am Samstagabend die entscheidenden Sekunden, die entscheidenden Zentimeter der jüngeren politischen Geschichte der USA gewesen sein.Die Art, wie der blutende Trump auf das Attentat reagierte, diese hochgereckte Faust, dieses „Kämpft! Kämpft!“ an seine Anhänger, das hat etwas von Siegesgewalt, von Heldentum im amerikanischen Selbstverständnis:Trump auf dem Weg zur Ikone, zum American Hero.

So wie nach dem Attentat 1981 auf Ronald Reagan. Die Art, wie der damals schon älteste Präsident der USA den Lungendurchschuss überwand, machte ihn bei den nächsten Wahlen unschlagbar.Der Wildwest-Reiter aus Hollywood gewann den Rekord von 49 der 50 Bundesstaaten.

Trump und Biden: Hat Amerika diese beiden Kandidaten verdient? Vielleicht liegt es gar nicht an den Kandidaten, sondern an dem Land selbst. In den USA, die sich als Leuchtturm der Demokratie verstehen, werden die Geschicke des Landes viel zu oft nicht durch Wahlen, sondern durch Waffen bestimmt. Vier Präsidenten wurden ermordet.

Heute ist die US-Politik eine einzige Hassmaschine. Auch hier stellt sich die Frage nach der Ursache. Das politische System ist seit etwa drei Jahrzehnten in einer Sackgasse erstarrt. Die Modernisierung der altehrwürdigen amerikanischen Demokratie der Gründungsväter war versäumt worden. Aus den beiden Parteien sind feindliche Stammesverbände geworden.

Alle spüren den Niedergang, sonst würde Trump nicht mit „Make America great again“ punkten können. Schöne Sprüche, nichts dahinter. Eine zweite Präsidentschaft Trump wäre der Übergang von der ermatteten Römischen Republik zum Kaisertum.

Donald Trump ist ein arger Wüterich. Schon am Montag bei der „Krönungsmesse“ am Parteitag der Republikaner Parteitag in Milwaukee wird sich zeigen, ob der Schock Besinnung, Mäßigung ausgelöst hat.

So etwas hätte eigentlich die ganze Nation nötig. Nicht zufällig ist sie der Hort Zehntausender Psychiater. Die US-Geschichte ist eine Abfolge von entsetzlichen Tragödien und großartigen Heldentaten.

Im Jahr 1981 überlebte Präsident Reagan ein Schuss-Attentat: Danach gewann er in 49 der 50 US-Bundesstaaten. (Bild: AP/(Archiv))
Im Jahr 1981 überlebte Präsident Reagan ein Schuss-Attentat: Danach gewann er in 49 der 50 US-Bundesstaaten.

Eines steht zu befürchten:Schon Präsident Reagan sah in seinem „zweiten Leben“ nicht den geringsten Anlass, irgendetwas gegen den Waffenwahn zu unternehmen. Im Gegenteil: „Nicht Waffen töten, Menschen töten“, sagen gerade die bigottesten Allerchristlichsten im Land.

Wir werden den Wahnsinn Amerika wohl nie verstehen können. Und hoffen, dass der Wahnsinn nicht auch zu uns kommt.

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