Versuchter Mord?

Serbe wegen „Amokfahrt“ am Wiener Gürtel angeklagt

Gericht
15.07.2024 14:13

Kilometerweit raste ein 34-Jähriger letzten Dezember der Polizei davon – ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei fuhr er nicht nur einen Radfahrer um und rammte frontal ein Auto mit einer vierköpfigen Familie, sondern stieg trotz Straßensperre aufs Gaspedal und raste auf zwei Polizisten zu. Zweifacher Mordversuch, klagt die Staatsanwaltschaft an. 

Am 8. Dezember zog ein 34-Jähriger eine Spur der Verwüstung durch halb Wien. Als ihn die Polizei am Gürtel auf Höhe des Westbahnhofs anhalten wollte, raste er den Beamten einfach davon. Warum? „Weil ich keinen Führerschein hatte, ich illegal in Österreich war, einen Joint in der Hand hatte und auf dem Auto falsche Kennzeichen waren“, so der Angeklagte. Also stieg er in seinem schwarzen Jaguar aufs Gas – ohne Rücksicht auf Verluste.

Durch Straßensperre gerast
„Der Angeklagte wechselte ständig die Spur, fuhr rücksichtslos und verursachte am Wiener Gürtel fast mehrere Unfälle“, fasst die Staatsanwältin das zusammen, was sie als „Amokfahrt“ bezeichnet. Auf der Kreuzung zwischen Wiener Gürtel und der Eichenstraße errichtete die Polizei schließlich eine Straßensperre, um der wilden Verfolgungsjagd ein Ende zu bereiten. „Er machte aber keinerlei Anstand stehenzubleiben“, so die Anklägerin.

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Ich war mir einfach sicher, dass die Polizisten auf die Seite gehen. Das ist doch Menschenverstand.

Angeklagter (34) im Wiener Landesgericht

Mit 70 bis 80 km/h sei er auf zwei Beamte zugerast, die mit gezogener Dienstwaffe in seinem Weg standen. In letzter Sekunde konnten sie zur Seite springen – ein Mordversuch, klagt die Staatsanwaltschaft an. Der Serbe verteidigt sich: „Ich war mir einfach sicher, dass die Polizisten auf die Seite gehen. Das ist doch Menschenverstand. Es war außerdem so viel Zeit, dass wenn ich auf die Bremse gestiegen wäre, ich stehen bleiben hätte können.“

Radfahrer niedergeführt
Damit endet die Amokfahrt aber noch lange nicht: Mit hoher Geschwindigkeit fährt der 34-Jährige weiter den Gürtel entlang. Bis er am Matzleinsdorferplatz im 5. Bezirk einen Radfahrer niederfuhr. „Nur, weil er einen Helm trug, erlitt er ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma“, erklärt die Staatsanwältin. Laut ihr hätte dem Mann auch schlimmeres passieren können.

„A... und Krimineller“
Auf Höhe der Fasangasse kollidierte der Raser schließlich mit dem Gegenverkehr – einem Pkw, in dem eine vierköpfige Familie saß. Die Anklägerin: „Erst dieser Unfall markiert das Ende der brandgefährlichen, rücksichtslosen Amokfahrt des Angeklagten.“ Die Mutter, die in dem Auto saß, wurde schwer verletzt. Die restliche Familie kam glimpflich davon.

Die Anwälte Rudolf Mayer und Lukas Hruby. (Bild: Sophie Pratschner)
Die Anwälte Rudolf Mayer und Lukas Hruby.

Gefährdung der körperlichen Sicherheit, Nötigung, fahrlässige Körperverletzung, versuchte Körperverletzung und versuchter Mord – die Liste der angeklagten Delikte ist lang. „Dass er ein A... und ein Krimineller ist, steht außer Frage“, räumt Anwalt Rudolf Mayer ein, der den 34-Jährigen zusammen mit Lukas Hruby verteidigt. Er sei jedoch kein Mörder, hätte nie eine Tötungsabsicht gehabt. Das sollen mehrere Zeugenaussagen an einem weiteren Prozesstermin klären. 

Nicht die erste Raserei
Die wilde Verfolgungsjagd durch Wien war für den Serben scheinbar auch keine Premiere. Im März 2019 kam es zu einem ähnlichen Vorfall in Brünn in Tschechien. Mit einem Kilogramm Cannabis, drei Pistolen und einer Kalaschnikow im Gepäck raste er durch die Stadt, der Polizei davon – wie im Dezember 2023. Dafür fasste er damals sieben Jahre Haft aus, wurde nach der Hälfte wegen guter Führung und einem Aufenthaltsverbot entlassen.

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