Begegnung in Leoben

Geschundene Esel verbinden die Herzen von Menschen

Steiermark
16.07.2024 07:00

Sie heißen „Lancelot“, „Emmerich“ oder „Susi“, lieben trotz ihrer zumeist schlimmen Schicksale Menschen immer noch  – und sie verbinden Herzen: Tierliebe Klienten von Jugend am Werk und „Sommerspaß“-Kinder kamen sich bei den herzigen Langohren des Vereins „Eselrettung“ in Leoben jetzt näher.

„Emmerich“ hat ein entsetzliches Leben hinter sich. Der Esel wurde einem Steirer zum Geschenk gemacht – der sich das Grautier weder gewünscht hatte noch ihn artgerecht unterbringen konnte. Also vegetierte der arme Kerl 15 Jahre lang in einer Garage auf zehn Quadratmetern vor sich hin. Ohne Sonne, auf Beton, vor allem, ganz schlimm für das soziale Wesen, ohne einen Artgenossen. Schließlich konnte die „Eselrettung Leoben“ ihm ein neues Leben schenken; seither steht er auf der Wiese mit seinen Freunden und ist einfach nur glücklich. 

Vom Schlachthof ins Paradies
So wie „Lancelot“. Erst sechs Monate alt gaben ihn seine Besitzer empathielos zum Schlachter, wollten dafür den Fleischpreis kassieren. Doch das gesunde, aufgeweckte Tier rührte den Fleischhacker, er informierte Uli Kettner, der ihn rettete. Und „Lancelot“ hat sich prächtig entwickelt, ist sichtlich glücklich.

Ulrich Kettner, Schutzpatron der Esel (Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)
Ulrich Kettner, Schutzpatron der Esel
(Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)

Uli Kettner ist eigentlich ein „Heiliger“ der Tiere, so etwas wie ein Schutzpatron der Esel. 207 Exemplare hat er derzeit auf seinen Weiden stehen, die meisten aus vormals miserabler Haltung oder nach Todesfällen verwaist.
104.000 Kilometer hat der Pensionist allein im Vorjahr dafür zurückgelegt, im Schnitt jedenzweiten Tag ein armes Tier abgeholt. Aufgepäppelt, wenn es halb verhungert war, gesund gepflegt, die Hufe machen lassen, die manchmal so lang und deformiert sind, dass das Lauftier kaum noch gehen kann.

Engagement frisst viel Zeit und Geld
75.000 Euro im Jahr kostet das den Pensionisten, der mit  seiner Initiative schon die höchsten Tierschutzpreise (auch den von Land und „Krone“) gewonnen hat, weil es so etwas in der Form kaum gibt. Aber Uli  (und sein großartiges Team!) versorgt nicht „nur“ die Esel, bringt sie im Sommer auf Almen, pflegt die Wiesen, mistet aus, hat so viel zu tun, dass der Tag dreimal so viele Stunden bräuchte. Ihm ist auch das Verbindende wichtig.

Die Kinder, die am „Sommerspaß“-Programm der Gemeinde Leoben teilnahmen, hatten sichtlich richtig viel Spaß (Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)
Die Kinder, die am „Sommerspaß“-Programm der Gemeinde Leoben teilnahmen, hatten sichtlich richtig viel Spaß
Gerne beim Streicheln zugegriffen haben auch Leopold und Johanna mit ihrer Mama und der kleinen Schwester Elisabeth (Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)
Gerne beim Streicheln zugegriffen haben auch Leopold und Johanna mit ihrer Mama und der kleinen Schwester Elisabeth

Und daher fand am Montag das erste offizielle Begegnungstreffen statt. Direkt auf der Wiese, inmitten der gutmütigen Langohren, in fröhlichem Sommerambiente. Eingeladen waren Kinder eines jeden Alters, zudem auch erwachsene Klienten von Jugend am Werk.

Auch für Erwachsene ein Gewinn
„Ich bin die Bine“, begrüßte uns etwa eine 48-jährige Frau, die bei Jugend am Werk vor allem begeistert strickt und häkelt. Und auch Esel seit ihrer Kindheit liebt, weil die Uroma welche gehabt hat. „Der scheckige dort ist schon mein Liebling“, schilderte sie begeistert. „Überhaupt alle Tiere“ liebt wiederum Gerti, die sonst bei Jugend am Werk in der Instandhaltung brilliert, zudem Friedhöfe blühend in Schuss hält.

Jugend am Werk

Zur „Eselrettung“ kamen am Montag Klienten von Jugend am Werk, Zweigstelle Leoben

Dort sind derzeit 33 Steirer beschäftigt

Viermal pro Woche helfen einige von ihnen schon bei der „Eselrettung“ beim Stallausmisten, werden dafür natürlich auch entlohnt.

Die Teilnehmer haben körperliche oder geistige Beeinträchtigungen

Sie arbeiten in verschiedenen Gruppen, etwa bei der Poststelle, der Instandhaltung, bei Handwerk oder Handarbeit.

Auch eine Produktionsschulung gibt es, bei der Jugendliche trainiert werden, vor allem in den Bereichen Tischler, Metallwerkstatt.

Es dauert nicht lang, und schon kommen sich alle Gäste näher, über die Vierbeiner, beim Striegeln, Putzen, Kraulen. „Das geht gar nicht anders“, freut sich Uli Kettner, der diesen Tag auch genießt, und solche Treffen noch weiter ausbauen möchte.

Kein Wunder, wenn Lob von allen Seiten kommt: „Wir finden es großartig, was hier bei der ,Eselrettung´geschafft wird. Und dass die Kinder die Tiere hautnah erleben können, etwas über sie und ihre Bedürfnisse lernen“, sagt etwa die Mama von Johanna, Leopold und der kleinen Elisabeth. Die Augen ihrer Kleinen strahlen schon, als sie den Esel von weiten sehen.

Bine (re.) und Gerti waren entzückt von den Langohren (Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)
Bine (re.) und Gerti waren entzückt von den Langohren

Was für ein schöner Tag für die Großen, die Kleinen, die Langohren und Ulrich Kettner.

Was Uli Kettner da auf die Beine gestellt hat, was er und sein Team tagtäglich leisten, ist eigentlich übermenschlich. Die Kosten dafür sind mit 75.000 Euro im Jahr kaum zu stemmen. Wer helfen möchte, denn hier wird wirklich herausragender Tierschutz betrieben: IBAN: AT14 2081 5000 4169 9117, Info: eselrettung.at

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