„Hipster-Salafisten“

Religionsalarm um muslimische „Missionare“

Politik
15.07.2024 18:30

Eiferer der Koranlehre peitschen die Spaltung der Gesellschaft voran. Die Dokumentationsstelle Politischer Islam warnt in ihrem neuen Bericht vor den Gefahren des Salafismus. Hinter den „Hipster-Salafisten“ oder harmlosen Quizspielen mit Geldpreisen verbirgt sich mehr. 

Die „Krone“ hat einen ersten Blick in den aktuellen Report der Dokustelle Politischer Islam (DPI) – quasi eine Wasserstandsmeldung im Land – werfen können, und der Bericht hat es in sich. Dabei geht es unter anderem um neue alarmierende Trends im salafistischen Milieu. Ähnlich wie im identitären Rechtsextremismus kam es zu einer Professionalisierung, was sich in einer zeitgemäßen Bildsprache – die intellektuell anspruchsvoller ist – zeigt.

Seit der Corona-Pandemie verlagerten sich verschiedenartige Aktivitäten von islamistischen Bewegungen vermehrt von der Straße in die sozialen Medien, wozu auch die Ausbreitung salafistischer Missionstätigkeiten gehört. Die „Hipster-Salafisten“ treten äußerlich unauffällig in Erscheinung, sie orientieren sich an der Ideologie der Verachtung Andersgläubiger.

Islam geht immer als überlegen hervor
Allen Gruppierungen ist eine Schwarzmalerei gemeinsam, bei der der Islam immer als überlegen hervorgeht. Durch die Verbreitung im Internet erreichen die „Missionare“ längst nicht mehr nur die großen Ballungszentren, sondern jeden noch so entlegenen Winkel in ländlichen Regionen.

In Österreich sind die Gruppierungen FITRAH und IMAN aktiv – Letztere „missioniert“ bereits seit 2014, ihr Ton hat sich aber verschärft. Die beiden scheinen laut DPI-Jahresbericht in ein großes transnationales Netzwerk eingebunden zu sein, insbesondere mit Verbindungen zur Islamic Education and Research Academy, einer in Großbritannien ansässigen karitativen Missionsgesellschaft. Die „Missionare“ – dazu zählen auch Personen aus Österreich, wie ein ehemaliger Wiener Bezirkspolitiker und Jugendvertreter – stehen außerdem mit publikumsträchtigen salafistischen Aktivisten in Deutschland, wie Marcel Krass oder Stef Keris, in Kontakt.

Reporter befragt Passanten zum Islam
Mit Interviews auf der Straße oder in Talkshows werden Christen und Atheisten vorgeführt. Ihre Anhänger verfolgen die Diskussionen im Livestream. Da lautet etwa eine Ankündigung auf IMAN TV: „Im heutigen Video durchläuft unser agnostischer Gast Benjo ein Gedankenexperiment, mit welchem wir eine tolle Diskussion über Gott, Sinn, Tod, Religion, Jenseits und natürlich den Islam einleiten. Sei gespannt auf das erste VR-Dawah-Projekt im deutschsprachigen Raum, wodurch wir Menschen zum Islam einladen.“ Es wird um Likes und um Spenden gebeten.

(Bild: Screenshot youtube.com/@imanoffiziell, Krone KREATIV)

Früher erregte die „Lies!-Aktion“ mit ihrer Gratis-Koran-Verteilung in diversen Fußgängerzonen die Aufmerksamkeit der Passanten. Heute werden die Menschen mit einem Quiz geködert: So harmlos, wie es klingt, ist es aber nicht. Da werden etwa vorbeieilende Frauen und Männer in der Wiener Mariahilfer Straße gefragt, wie es um ihr Wissen über den Islam stehe. Immer wieder gibt es Passanten, die sich vom charismatischen, wortgewandten Reporter in ein Gespräch verwickeln lassen.

Für Teilnehmer am Islam-Quiz winkt Geld
Dabei werden Fragen gestellt, wie: Wie oft beten die Muslime pro Tag? Oder: Wie lautet die 1. Sure des Koran? Es stehen drei Möglichkeiten zur Auswahl. Wer mitmacht, dem winken sogar zehn Euro. Da versprechen die Teilnehmer gerne, im Koran zu blättern.

Die Fangemeinde in den sozialen Medien ist groß: Ein User schreibt: „Durch dich habe ich das Christentum verlassen und den Islam angenommen!“ Ein anderer meint: „Ihr seid der muslimischen Community im deutschsprachigen Raum wirklich eine große Bereicherung. Möge Allah euch reichlich dafür belohnen und eure Arbeit erleichtern!“

„Wir werden dir eine Schwester zuweisen, die dich an der Hand nimmt“
Die Schweizerin Nicole, die aus einer christlichen Familie stammt, erklärt auf IMAN TV, dass sie zu 98 Prozent zum Islam konvertieren will. Mit einem Problem hadere die Mutter eines Sohnes aber noch: Wer soll mit ihr Ramadan feiern? Muslim Sertac verspricht, dass es in der Schweiz genügend Mentorinnen gebe, die sich um sie kümmern würden: „Wir werden dir eine Schwester zuweisen, die dich an der Hand nimmt.“

Propagandiert wird von jungen Männern ein rigides und rückwärtsgewandtes Gesellschaftsbild mit einem antiliberalen und antidemokratischen Weltbild, womit unsere pluralistische Demokratie gezielt angegriffen wird und die bestehende europäische Lebensart infrage gestellt wird.

Zitat Icon

Die muslimische Community wird unter Druck gesetzt, radikalen Glaubensvorstellungen auch zu folgen.

(Bild: DPI Dokumentationsstelle Politischer Islam)

Lisa Fellhofer, Dokustellen-Direktorin

„Schafft Nährboden für Extremismus“
„Der Trend hin zu einem anschlussfähigeren und subtileren Hipster-Islamismus mit professionellen Online-Auftritten zeigt sich auch bei salafistischen Missionsbewegungen im deutschsprachigen Raum“, erklärt DPI-Direktorin Lisa Fellhofer. „Dabei wird die muslimische Community vereinnahmt und unter Druck gesetzt, den radikalen Glaubensvorstellungen zu folgen. Andere Religionen und Minderheiten werden diskriminiert und Geschlechtergerechtigkeit abgelehnt, was gesellschaftliche Spaltung fördert und einen Nährboden für Extremismus schafft.“

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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