„Krone“-Kommentar

Nach Attentat: Wie echt ist der „neue Trump“?

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Wenn das wirklich stimmt, dass der „neue Trump“ seine für den Parteitag vorbereitete Hass-Rede gegen eine Versöhnungs-Rede ausgetauscht hat, dann macht ihn das für seine Gegner doppelt gefährlich. Er nutzt die Gelegenheit für eine Wahlkampfanpassung. Stimmen werden in der politischen Mitte gewonnen – siehe Marine Le Pen oder Giorgia Meloni.

Als Versöhner („Ich will versuchen, die Nation zu einen“) schlägt Trump Joe Biden die letzte Wahlkampfwaffe aus der Hand. So wie Trump als tobender Extremist der ideale Wahlkampfgegner ist, so ist es Biden als stotternder Greis. Die Hoffnung der Republikaner muss sein, dass Biden ja nicht ausgetauscht wird.

Wie lange hält Selbstzügelung?
Man hört zwar immer wieder, dass Schock-Erlebnisse Menschen zur Umkehr verändern können, etwa die Verwandlung des Saulus zum Paulus, aber ob aus Trump ein Paulus werden kann? Mäßigung und Zurückhaltung zählen gewiss nicht zu seinen natürlichen Instinkten. Wir werden sehen, ob diese Selbstzügelung bis zu den Wahlen anhält.

Jedenfalls hat es nicht lange gebraucht, bis die ersten T-Shirts und Kaffeetassen mit dem ikonischen Foto der zum Himmel ausgestreckten Faust aufgetaucht sind. So etwas verleitet zu Größenwahn. Mao Zedong machte damit Politik.

Einen Biden als Gegner und eine Kugel knapp daneben: So viel Glück muss man haben! Womit hat Trump dieses Glück verdient?