Macht Grenzen dicht

Kreml arbeitet an Ausreise-Sperre für junge Russen

Ausland
16.07.2024 20:55

Seit Beginn des brutalen Angriffskrieges auf die Ukraine haben mindestens 650.000 Russen dauerhaft ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Der Kreml will nun der Flucht ins Ausland einen Riegel vorschieben, warnt die britische Regierung.

Seitdem im Herbst 2022 die Teilmobilisierung im flächenmäßig größten Land der Erde verkündet wurde, sind Hunderttausende – vornehmlich junge und gut ausgebildete – Russen ins Ausland geflüchtet. Die Folgen für den Arbeitsmarkt sind enorm. Um dem Umstand in Zukunft Einhalt zu gebieten, soll derzeit laut einem Geheimdienst-Update zum Krieg in der Ukraine des britischen Verteidigungsministeriums ein spezielles System entwickelt werden:

 Die Mitteilung stützt sich auf einen Bericht der unabhängigen russischen Medienorganisation „Medusa“: Demnach arbeitet das Verteidigungsministerium in Moskau mit dem Geheimdienst FSB an einer Plattform zum Informationsaustausch über potenzielle Wehrpflichtige. Sie soll noch vor dem Einziehen des Wehrpflichtjahrgangs im Herbst funktionsfähig sein. Jährlich verpflichtet Russland 250.000 junge Männer für ein Jahr Militärdienst zu leisten. Das neue System soll verhindern, dass sich vor der kommenden Einberufung oder im Fall weiterer Mobilisierungswellen viele weitere im Ausland absetzen.

Russische Aggression hat viele Bürger vertrieben
Die meisten der Flüchtlinge sind nach Armenien (110.000), Kasachstan und Israel (je 80.000) emigriert, wie das unabhängige Internetportal „The Bell“ vorrechnete. Dort benötigen Russen demnach kein Visum zur Einreise. Es folgen Georgien (73.562) und die USA (48.033).

Ein bevorzugtes Ziel russischer Flüchtlinge ist auch Deutschland – dort werden 36.000 russische Flüchtlinge verzeichnet. Darauf folgen Serbien (30.000) und die Türkei (28.308). Österreich liegt hingegen mit 3406 Personen nur im hinteren Feld und reiht sich damit zwischen der Republik Moldau und Bulgarien ein. Offizielle Informationen aus Moskau über die Zahl der Ausgereisten gibt es nicht.

In der russischen Hauptstadt ist jede Menge Kriegspropaganda zu sehen. (Bild: APA/AFP/Natalia KOLESNIKOVA)
In der russischen Hauptstadt ist jede Menge Kriegspropaganda zu sehen.

„The Bell“ führt an, dass die Berechnungen auf den Angaben von Migrationsbehörden fußen. Insgesamt seien Daten von mehr als 70 Ländern herangezogen worden, darunter etwa neu vergebene Aufenthaltsgenehmigungen oder Anträge auf politisches Asyl. Vollständig sind die Daten laut dem Portal nicht. Einige bei Russen beliebte Ausreiseländer wie Thailand, Aserbaidschan oder auch Zypern hätten auf Anfragen nicht geantwortet. Andere Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate, in die auch sehr viele Russen nach Kriegsbeginn gezogen sind, wurden gar nicht in die Berechnung aufgenommen.

Kriegsdienstverweigerer bekommen in EU kein Asyl
Nicht alle, die Russland den Rücken gekehrt haben, sind Kriegsgegner. Unter ihnen sind auch viele Menschen, die anderswo Geschäfte machen, um Sanktionen zu umgehen. In Europa ist die Zahl der geflohenen russischen Kriegsflüchtlinge im Übrigen gering. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass die EU rasch die Grenzen nach Russland geschlossen hat. Kriegsdienstverweigerung allein gilt zudem nicht als Grund für politisches Asyl. Daher zählt von den EU-Ländern neben Deutschland nur noch Spanien (+16.000) zur Top-10 der Zielländer russischer Auswanderer.

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