Live in der METAstadt

Jungle: Briten-Soul-Disco für den Freiluftsommer

Musik
16.07.2024 23:54

Disco, Soul und noch mehr Disco – die britischen Stilverweigerer Jungle begeisterten in der Wiener METAstadt bei ihrem ersten Österreich-Konzert nach zehn Jahren Abwesenheit mit sommerlichen Beats, grellbunten Effekten und viel Spielfreude. Hier kam zusammen, was zusammengehört.

(Bild: kmm)

Äußerst seltene Gäste in unseren Breitengraden machen sich Dienstagabend in der Wiener METAstadt im 22. Bezirk breit – das britische Neo-Soul-Funk-Disco- und sonst noch alles-Duo Jungle lockt rund 6.500 Besucher an. Mit ihren feingliedrigen Songs, die gleichermaßen als gemütliche Hintergrundbeschallung wie auch als Unterlage für eine niveauvolle Disco-Sause dienen, haben sich die beiden Schulfreunde Josh Lloyd-Watson und Tom McFarland einen Namen weit über die britischen Grenzen hinaus gemacht. Vor exakt zehn Jahren bespielte das Duo zuerst die Grelle Forelle, dann die Wiener Arena, damals noch mit dem ersten Album im Rücken. Seitdem sind die Songs Fixstarter in diversen Videospielen, auf großen Festivals und den schönsten Bühnen bis nach Mexiko. In der METAstadt wurde hinter den Kulissen kurz gezittert, wieder einmal hat im Vorfeld eine Airline (fast) ausgelassen.

Josh Lloyd-Watson ist so etwas wie der inoffizielle Frontmann von Jungle. (Bild: Andreas Graf)
Josh Lloyd-Watson ist so etwas wie der inoffizielle Frontmann von Jungle.

Spontanität als Trumpf
Davon gezeichnet sind die zwei Jugendfreunde plus Sängerin Lydia Kitto dann auch im spontanen Interview. „Wir dachten schon, wir schaffen es nicht mehr. Wir sind direkt zur Venue geeilt, machen hier noch schnell Interviews und springen dann quasi auf die Bühne“, so Lloyd-Watson, dem man die Anreisetortur auch ein bisschen ansieht. Bei den aktuellen Shows setzen die Briten vornehmlich auf das aktuelle Album „Volcano“, das man vor knapp einem Jahr veröffentlichte und das die Combo nun so zeigt, wie man es schon länger vorhat. „Wir haben drei Alben lang darauf aufgebaut, um endlich so zu klingen“, so Lloyd-Watson weiter, „erstmals haben wir nicht alles überdacht, sondern uns von den ersten Ideen leiten lassen, uns viel spontaner präsentiert.“ Dass man sich den Sound bis zur Gegenwart kontinuierlich aufgebaut hat, sei für die Band unerlässlich. „Ansonsten würden wir irgendeinen abgedrehten Heavy-Metal-Techno machen. Und bei aller Offenheit unserer Fans – das wollen sie dann wohl doch nicht hören.“

Hatte das begeisterte Publikum in Donaustadt stets im Griff: Tom McFarland. (Bild: Andreas Graf)
Hatte das begeisterte Publikum in Donaustadt stets im Griff: Tom McFarland.

Dass man das Publikum schnell verlieren kann, hat man beim eher misslungenen Zweitwerk „For Ever“ gemerkt. „Beim Debüt haben wir uns ein bisschen wie Daft Punk gefühlt. Wir haben die Musik für sich sprechen lassen und uns nicht limitiert. Das ist nicht so wie bei Adele, die nur Adele sein kann. Jungle kann alles sein, aber der Druck war nach dem erfolgreichen Debüt so hoch, dass uns das zweite nicht mehr gut gelang.“ Auch in der METAstadt beweisen Jungle souverän, dass man Dance-, Disco- und Soultracks mühelos vereinen und zu einer qualitätsvollen Party-Gemengelage vermischen kann. „Wenn wir jüngere Acts inspirieren können, wäre das natürlich nett. Als wir die Strokes das erste Mal gesehen haben, waren wir auch hin und weg. Wir haben selbst zwar total andere Musik gemacht, aber die schiere Bühnenenergie hat uns beeindruckt und beeinflusst.“ Eine perfekte Location gäbe es für Jungle laut McFarland nicht: „Es kommt auch immer auf das Publikum an. Wenn die Chemie passt, können die kleinsten Gigs die besten werden.“

Ohne Lydia Kitto wäre Jungle überhaupt nicht mehr vorstellbar. (Bild: Andreas Graf)
Ohne Lydia Kitto wäre Jungle überhaupt nicht mehr vorstellbar.

Schwungvoll und rockig
In der METAstadt finden sich rund 6.500 Fans ein, die bei perfekten Sommertemperaturen Zeuge einer gleichermaßen gemütlichen, wie energetischen Show werden. Unter einem riesigen Jungle-Schriftzug zelebriert das Stammtrio samt Liveband seine Songs aus unterschiedlichsten Karrierephasen. Die angesprochene Chemie zwischen Publikum und Band passt von der ersten Sekunde an und mit „Candle Flame“ und „Dominoes“ schleichen sich schon früh zwei neue Songs ein, die mit ihrer entspannten Lässigkeit den Ton für den Rest des Abends vorgeben. Auf Zwischenansagen verzichten Jungle bis auf wenige Animationsausnahmen völlig, dafür lässt man lieber die Musik sprechen. Mit „The Heat“, „Fire“ oder „Us Against The World“ hat man richtige Brecher im Köcher, die das METAstadt-Areal zu einer einzigen Tanzfläche verwandeln. Lebensbejahend, schwungvoll, zeitweise sogar rockig – ein sommerlicher Live-Volltreffer.

Rund eineinhalb Stunden lang zogen Jungle alle mit einer effektreichen Disco-Soul-Show in ihren Bann. (Bild: Andreas Graf)
Rund eineinhalb Stunden lang zogen Jungle alle mit einer effektreichen Disco-Soul-Show in ihren Bann.

Das Finden und Kreieren von neuen Songs und Sounds verläuft bei Jungle in trauter Einigkeit. „Es mag sich komisch anhören“, so McFarland, „aber wir haben eigentlich immer dieselbe Vision von etwas. Oder es bahnt sich in diese Richtung. Meistens gibt es eine Grundidee, von der aus wir dann ganz natürlich weitergehen und uns hinentwickeln.“ Erste Ideen für ein fünftes Studiowerk werden im Jungle-Camp bereits hin- und herjongliert, aber spruchreif ist nach dem starken „Volcano“ noch nichts. „Wir brauchen ein bisschen Zeit dafür, wollen nichts überstürzen. Wichtig ist nur, dass wir auch weiterhin nichts überdenken und uns lieber von den ersten Impulsen und Eingebungen leiten lassen.“ Die Schiene der pumpenden Disco-Songs mit viel Groove und einem sommerlichen Feeling will man bei Jungle nicht verlassen. „Wir werden unseren eingeschlagenen Weg auf jeden Fall weiterführen.“

Beliebte Stammgäste in der Bundeshauptstadt: Das deutsche Kollektiv Giant Rooks. (Bild: Andreas Graf)
Beliebte Stammgäste in der Bundeshauptstadt: Das deutsche Kollektiv Giant Rooks.

Giant Rooks waren schon mal schwungvoller
bei Tageslicht im Vorprogramm von Jungle zeigen sich die deutschen Soft-Rocker Giant Rooks von ihrer gewohnt guten Seite. In Wien sind Sänger Frederik Rabe und Co. längst liebgewordene Stammgäste, dementsprechend zahlreiches und begeistertes Publikum findet sich früh ein, um bei Songs wie „New Estate“, „Fight Club“ oder „Bright Lies“ gute Laune zu versprühen. Die ganz in schwarz gekleideten Musiker trotzen der Schwüle mit viel Bewegung und einer ganzen Palette an Hits. Insgesamt hat man das Kollektiv aus Hamm aber schon einmal etwas schwungvoller und feuriger gesehen, was vielleicht auch an den eben angesprochenen Temperaturen liegen mag. Zumindest die dürstenden Kehlen der Besucher werden beim zweiten METAstadt-Open-Air-Gig befeuchtet. Nach Anlaufschwierigkeiten ein paar Tage zuvor bei Cypress Hill ist während der Jungle-Show dahingehend nichts zu bekritteln. So klingt der Pop-Sommer in Wien.

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