Festspiel-Eröffnung

„All die Tage, an denen wir nicht sterben“

Vorarlberg
17.07.2024 12:50

Bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele am Mittwochvormittag hat nicht nur der Bundespräsident eine eindrückliche Rede gehalten: Vizekanzler Werner Kogler rief dazu auf, Irrtümer zuzugeben und den Kompromiss zu feiern – das Ganze mit „Sympathy for the Devil“. 

Wie immer bei der Festspiel-Eröffnung wurden auch heuer drei Reden gehalten – keine davon allerdings von einem eigens dazu eingeladenen Festredner. Stattdessen machten das Festspiel-Präsident Hans-Peter Metzler, der Bundespräsident und der Vizekanzler.  Letzterer brachte recht viel Popkulturelles auf die Hochkultur-Bühne des Bregenzer Festspielhauses:

Nachdem er die leicht holprige Zwischenmoderation der „Freischütz“-Teufelsfigur mit einem gemurmelten „Sympathy for the devil, ja so alt bin ich schon“ kommentierte, ging er in medias res: „Was tun für ein besseres Miteinander?“ Kogler schlug einen Verzicht von Gewalt in der Sprache vor, Großzügigkeit, die Fähigkeit, Irrtümer zuzugeben und Widersprüche zuzulassen. Dabei gab er zu, dass er sich da durchaus auch selbst an der Nase nehmen könnte.

Vizekanzler Werner Kogler bei der Festspiel-Eröffnung.  (Bild: Mathis Fotografie)
Vizekanzler Werner Kogler bei der Festspiel-Eröffnung. 

Entscheidungen in Grabesstille
Als Mittel gegen die gezielte Desinformation von Trollfabriken und Co empfahl er eine Handlungsanweisung von Kant: die Nutzung des Verstands. Er warnte vor der Denunziation des Kompromisses als ledigliche Verwässerung der Wahrheit. „Wer die Kompromissfähigkeit ablehnt, fährt automatisch über andere drüber“. Deshalb brauche es keinen Volkskanzler, sondern frei gewählte Abgeordnete. Eine Demokratie, so Kogler (er muss es schließlich wissen), sei auch an ihren Betriebsgeräuschen zu erkennen, denn in Grabesstille werde nur in Autokratien entschieden. Zum Schluss brachte er noch die Peanuts ins Spiel und erinnerte das Publikum daran, dass jeder Tag eine Chance ist, achtsam und wachsam durch die Welt zu gehen.    

Elisabeth Sobotka war von Hans-Peter Metzlers rede gerührt.  (Bild: Mathis Fotografie)
Elisabeth Sobotka war von Hans-Peter Metzlers rede gerührt. 

Tränen in den Augen
Festspielpräsident Hans-Peter Metzler schließlich streute der scheidenden Festspielintendantin Rosen – und zwar in einem solchen Ausmaß, dass es der toughen Kulturmanagerin die Tränen in die Augen trieb. Metzler betonte insbesondere das unermüdliche Engagement Elisabeth Sobotkas für die Festspiele, ihre visionäre Kraft und Leidenschaft. 

Die hohen von ihr gesetzten Standards wolle man nun weiterführen. Abgesehen von den lobenden Worten für Sobotka, die es bekanntermaßen zur „Staatsoper Unter den Linden“ nach Berlin zieht, stellte Metzler die Kraft der Kunst in den Mittelpunkt seiner Rede: „Unsere Antwort auf Gewalt ist es, Musik lauter und schöner erklingen zu lassen. Mit den Worten von Leonard Bernstein sagte Metzler, dass Musik nicht nur Trost in sich trage, sondern auch die Kraft der Hoffnung.

Begnadeter Erzähler: David Pountney.  (Bild: Mathis Fotografie)
Begnadeter Erzähler: David Pountney. 

Zwischen den Reden gewann das Publikum einen Einblick in die diesjährigen Produktionen. Ein Highlight der Darbietungen war sicher der Auftritt des Ex-Festspielintendanten David Pountney, der heuer für die Produktion „Hold your Breath“ an den Bodensee zurückgekehrt ist.

Er rezitierte eine Stelle aus dem Opern-Libretto, das auf einen alten „nursery rhyme“ zurückgeht, wie der Brite erklärte. Dass Geschichten für Kinder früher etwas rauer als heute ausgefallen sind, dafür war dieses Murder Mystery ein gutes Beispiel – und so hatte diese Eröffnung wohl zum allerersten Mal auch wahrhaft Gruseliges zu bieten.    

       

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