Gebärdensprache ist zwar seit 2005 eine verfassungsrechtlich anerkannte eigene Sprache. An Schulen kommt sie aber nur selten als Wahlfach oder Kurs vor. Das ändert sich nun im Zuge einer Lehrplannovelle. Ab dem kommenden Schuljahr können Schülerinnen und Schüler nämlich auch in der österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) maturieren.
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sprach am Mittwoch in einer Aussendung von einem wichtigen Schritt für mehr Inklusion im Schulsystem und einem „Zeichen der Wertschätzung und des Respekts für alle rund 9000 gehörlosen Menschen in Österreich“. Die Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes, Helene Jarmer, sah zwar einen „ersten wichtigen Schritt“ zur Anerkennung von ÖGS an den Schulen. Für eine inklusive Gesellschaft, in der alle Schülerinnen und Schüler gleiche Chancen haben, müssten aber weitere Maßnahmen folgen.
Ein Lehrplan für Gebärdensprache existiert derzeit ebenso wenig wie approbierte Schulbücher für Volks- und Sonderschule, kritisierte etwa der Unabhängige Monitoringausschuss, der die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Österreich überwacht, in seinem jüngsten Bericht. Gebärdensprache kann auch nicht offiziell als Unterrichtssprache verwendet werden, wenngleich das laut Monitoringausschuss an einem Dutzend Standorten in Österreich trotzdem getan wird.
Vereinzelte Standorte bieten unverbindliche Übungen an
Derzeit gibt es in der Pflichtschule laut Bildungsministerium Gebärdensprache nur als Teil der verbindlichen Übung „therapeutisch-funktionelle Übungen“ oder in Kombination mit anderen Manual- und Gebärdensystemen. Vereinzelt bieten Standorte im Rahmen der Schulautonomie Gebärdensprache als unverbindliche Übung an, die Schüler freiwillig belegen können. Für hörende Kinder gehörloser Eltern (CODA-Schüler) gibt es derzeit gar kein Angebot, obwohl sie mit Gebärdensprache aufwachsen.
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