Kaum Interesse an KI

Österreich, das Land der Künstlichen Unintelligenz

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17.07.2024 17:00

Die Österreicherinnen und Österreicher verfügen über relativ wenig Wissen zu Künstlicher Intelligenz – dafür ist die Skepsis beträchtlich. Das geht aus der aktuellen Ausgabe des Digital Skills Barometers hervor, das sich heuer schwerpunktmäßig mit dem Thema KI befasst hat.

Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist in aller Munde. Wie viel Herr und Frau Österreicher darüber wissen und ob sie damit umgehen können, wollte „fit4internet“ wissen. Fürs jährliche Digital-Skills-Barometer wurden 2000 internetnutzende Österreicher (16 bis 87 Jahre alt) befragt.

Das Ergebnis (siehe auch Grafik) ist ernüchternd: Österreich droht den Anschluss an die digitale Zukunftsfähigkeit zu verlieren, heißt es trocken. Und das, obwohl wir das Grundlagenwissen als „solide“ einschätzen. In Wahrheit jedoch Anleitung benötigen, um einfachste KI-Routinearbeiten erledigen zu können. Viel zu wenige, nur 35Prozent, nutzen KI, mehr Männer als Frauen, mehr Junge als Alte. So weit, so wenig überraschend.

Angst vor Jobverlust
Dass nur elf Prozent der Firmen KI nutzen, sollte dann doch zu denken geben. Führungskräfte beklagen den Wissensmangel, unklare Rechtsvorgaben und schwache Akzeptanz durch Mitarbeiter. Unter den Arbeitnehmern selbst herrscht Unsicherheit. Vier von zehn glauben, dass Berufe bald durch KI ersetzt werden. Doch sind nur 28 Prozent bereit, selbst in digitale Bildung zu investieren. Immerhin 38 Prozent würden dies machen, wenn der Staat oder die Firma die Ausbildung finanzieren.

Um den Anschluss nicht komplett zu verlieren, fordern die Studienautoren Bewusstseinsbildung und einen öffentlichen Diskurs zum Thema künstliche Intelligenz. Infokampagnen seien ebenso wichtig wie adäquate Wochenstunden zu KI an den Gymnasien sowie Förderprogramme für Unternehmen. Denn, wie Martin Heimhilcher von der Wirtschaftskammer betont: „KI ist keine vorübergehende Erscheinung, sondern verändert die Wirtschaft grundlegend.“ Mit 61 Prozent KI-Nachzüglern gibt es hierzulande aber zu viele, die dann abgehängt würden.

Nur 35 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher nutzen KI. (Bild: Krone KREATIV)
Nur 35 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher nutzen KI.
„KI-Einsatz kann zu weniger Arbeitsstress beitragen“

Lena Marie Glaser, Autorin des Buchs „Künstliche Konkurrenz“, erzählt über die Chancen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz in der künftigen Jobwelt.

„Krone“: Was sind die größten Chancen, die KI für Arbeitnehmer bietet?
Lena Marie Glaser: KI hat das Potenzial, Arbeitnehmenden administrative und eintönige Aufgaben abzunehmen, aber auch als Inspiration für kreative, neue Lösungen zu dienen. Wenn KI sinnvoll eingesetzt wird, kann das zu weniger Arbeitsstress beitragen als auch zu besseren Arbeitsergebnissen und mehr Lebensqualität führen.

Auf der anderen Seite sprechen Sie von KI als „Jobkiller“. Wo liegen die größten Gefahren, die durch einen verstärkten Nutzen von KI ausgehen?
Ich sehe die Gefahr, dass Unternehmen dem KI-Hype verfallen und glauben, die KI ersetzt ihre Belegschaft und die KI kann die Arbeit viel günstiger erledigen. Das ist ein Irrglaube. Daher rate ich verantwortungsvollen Betrieben, auf einen vernünftigen Einsatz von KI – zur Beschleunigung von Prozessen – zu setzen und darauf fokussieren, wie sie die gewonnene Zeit nutzen können, um das Wohlbefinden des Personals zu fördern. Anstatt es zu kündigen. Immer mehr österreichische Betriebe gehen diesen Weg. Hier sollten Unternehmen nicht ihren Wettbewerbsvorteil liegen lassen: Zufriedene Mitarbeitende, die nicht überlastet sind, sind der Schlüssel für einen nachhaltigen Erfolg der Zukunft. Die KI kann dabei helfen.

Welche neuen Fähigkeiten sollten Mitarbeiter entwickeln, um im Zeitalter der KI relevant zu bleiben?
Neben den technischen Skills ist vor allem das Erlernen einer kritischen KI-Nutzung notwendig. Denn bei weitem ist nicht alles, was die KI ausgibt, richtig. Für mich als studierte Juristin gehört es dazu, Ergebnisse der KI kritisch zu hinterfragen und auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Es ist aber für alle wichtig, diesen Umgang zu erlernen. Auf keinen Fall darf man die Ergebnisse ungeprüft übernehmen. Die KI halluziniert nämlich gerne und spuckt falsche Informationen aus. Für eine sinnvolle KI-Nutzung müssen Arbeitnehmende lernen, wie sie die eigene Vorstellungskraft aktivieren, wie sie die richtigen Fragen stellen.

Marc Leon Baloun
Marc Leon Baloun
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