Ein niederösterreichisches Ärztepaar hat dem Wiener Leopold Museum 37 Werke von 24 Künstlern – von Egon Schiele über Richard Gerstl bis Anton Kolig – geschenkt: Gesamtwert 14 Millionen Euro!
Im Laufe einer vierzigjährigen leidenschaftlichen Sammeltätigkeit ist es einem niederösterreichischen Ärztepaar gelungen, einen außergewöhnlichen Bilderschatz zusammenzutragen. Der Schwerpunkt der Kollektion liegt auf der österreichischen Moderne. 37 Werke von 24 Künstler/innen im Gesamtwert von 14 Millionen Euro schenken die beiden, die anonym bleiben wollen, nun dem Wiener Leopold Museum. Dessen Gründer Rudolf Leopold und seine Frau Elisabeth waren übrigens ebenfalls Ärzte.
Bei den Exponaten handelt es sich größtenteils um Gemälde, aber auch Aquarelle und Zeichnungen von Egon Schiele, Richard Gerstl, Broncia Koller-Pinell, Tina Blau-Lang oder Anton Kolig.
„Es ist großartig, auf Menschen zu treffen, die ihre Sammelleidenschaft als Lebenswerk begreifen und sich dafür entscheiden, ihre Kollektion der Öffentlichkeit durch eine Schenkung zugänglich zu machen“, freut sich Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums, „dies deutet auf ein ausgeprägtes philanthropisches Wesen der Donator/innen hin und passt in diesem speziellen Fall besonders gut zu einer vom ärztlichen Ethos geleiteten Vorstellung der Conditio humana als Grundbedingung menschlichen Lebens und Handelns. Diese Schenkung stellt eine essenzielle Bereicherung unserer Sammlungsbestände dar und bedeutet zugleich die Verpflichtung zur Erfüllung der vornehmsten Aufgabe musealer Arbeit: die Werke zu bewahren, zu erforschen und unserem Publikum zu vermitteln.“
Von Egon Schiele, einem der wichtigsten österreichischen Expressionisten, von dem das Museum die weltweit größte und bedeutendste Sammlung besitzt, stammen zwei Ölgemälde: Ein 1907 entstandenes Selbstporträt, das den jungen Künstler mit langem Haar zeigt sowie ein Porträt von Schieles Onkel Leopold Czihaczek aus demselben Jahr. Ebenfalls Teil der Schenkung sind drei Schiele-Arbeiten auf Papier. Mit der Zeichnung „Mädchen mit Haarmasche (1909), dem Aquarell „Schwangere“ (1910) und einem weiblichen Akt aus dem Jahr 1917 sind Arbeiten aus wichtigen Schaffensphasen des Künstlers vertreten.
Das Interieur mit Thonetstuhl schuf der bahnbrechende Pionier des österreichischen Expressionismus Richard Gerstl in seinem letzten Lebensjahr 1908. Die farbige Kreidelithografie Selbstbildnis von zwei Seiten als Maler von Oskar Kokoschka entstand 1923. Das Motiv verwendete Kokoschka für das Plakat der Ausstellung im Kunstsalon Wolfsberg in Zürich.
Von Anton Kolig sind das Aquarell „Märchen“ (um 1926) und zwei Männerakte Teil der Donation. Wie Kolig zählte auch Anton Mahringer zur Kärntner Künstlergruppierung des Nötscher Kreises. Von ihm stammt ein Selbstporträt (1952) sowie die „Blaue Landschaft“ aus dem Jahr 1961.
Durch die aktuelle Schenkung zweier Gemälde – Koller-Pinells „Stillleben mit Orangen, Blumenvase und Statuette“ (1890) und ein Porträt ihrer Tochter Silvia aus dem Jahr 1910 – erfährt diese bedeutende Künstlerin eine weitere Betonung im Leopold Museum.
Das früheste Gemälde der Schenkung ist der „Platz in Szolnok“ von Tina Blau-Lang (1874): Bereits um 1850 hatte August von Pettenkofen die Szolnoker Malerschule begründet, eine Malerkolonie, der auch Theodor von Hörmann und später Tina Blau angehörten.
„Die Neuzugänge fügen sich wunderbar in das Sammlungsprofil des Leopold Museum ein und stammen überwiegend von KünstlerIinnen, von denen sich bereits wichtige Exponate im Leopold Museum befinden“, so Wipplinger. Die Werke dieser Schenkung in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages werden künftig im Rahmen der permanenten Sammlungspräsentation sowie punktuell im Zuge von Sonderausstellungen zu sehen sein.
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