Ein kleines boreaux-rotes Häuschen im niederösterreichischen Eichgraben, rundum alles wintergrau. Besuch bei Monika Salzer, jener Kandidatin, die bei der kommenden Staffel von "Dancing Stars" durch unsere Wohnzimmer wirbeln wird. "Kommt herein!", lacht sie, zupft an ihrem schwarzen Minikleid und huscht mit ihrem knallroten Lippenstift zurück zum kleinen Wandspiegel neben der Küche. "Schminken", seufzt die evangelische Pfarrerin, "ist mir sowas von zuwider." Was man ihr gar nicht ansieht, genausowenig wie die 65 Jahre.
Sie ist eine ungewöhnliche Kandidatin, kein Klischee, keine Tanzmaus. Dafür erste Pfarrerin in diesem Bewerb und achtfache Großmutter. Wie der ORF ausgerechnet auf SIE kam, ist auch ihr ein Rätsel. Letzten Sommer hat eines Tages das Telefon geläutet, man wollte wissen, ob sie mitmachen würde. Monika Salzer wollte. Sie hat nicht lange nachgedacht, sondern zugesagt.
Mehr Leichtigkeit im Leben
20 Jahre Krankenhaus-Seelsorge, die tägliche Konfrontation mit dem Tod – "ich war zu wenig lustig. Ich will noch gerne mehr Leichtigkeit in meinem Leben", steckt sich die Wienerin ein sehr besonderes Ziel. Denn, "mit 65 kann man die Probleme der Welt nicht mehr alle lösen".
Amüsiert hat sie auch die Reaktion ihres Bischofs, als sie ihn mit ihrer Entscheidung konfrontierte: "Er war herrlich! Er hat gemeint: 'Gut so, in der Kirche spielt's auch immer wieder Tango!'" Außerdem sei der Tanz sowieso ein Kind der Religionen, sagt die seit fünf Jahren im Ruhestand befindliche Pfarrerin: "Die Kirche tut sehr gut daran, zu berühren. Der Körper ist das Gefängnis der Seele. Wir müssen Körper und Seele verbinden. Der Körper ist nichts Schmutziges. Die Sexualität auch nicht." Ihr bald 90-jähriger Vater Anton Jagoschitz hat ihr vor 50 Jahren das Tanzen im Wohnzimmer beigebracht: "Wenn irgendwo Musik gespielt hat, war keine Frau vor ihm sicher."
"Eigentlich ist mein Mann der Star"
Glanz und Glamour waren nie Teil ihres Lebens. Mit ihrer neuen Rolle fremdelt sie noch ein wenig. Die gelernte medizinisch-technische Assistentin, Psychotherapeutin, Sterbebegleiterin und "Krone"-Kolumnistin ist verheiratet. Ihr Mann Professor Dr. Martin Salzer, ein renommierter Onkologe. "Er hat Kinder, Jugendliche, Erwachsene von ihren Knochentumoren geheilt", erzählt seine Frau stolz. Sein Leben ist die Entwicklungshilfe. "Eigentlich ist mein Mann der Star." In eine Tanzshow würden ihn aber keine zehn Pferde bringen. Seine Unterstützung hat sie trotzdem: "Er, der überkritische Professor, hat gesagt: 'Das kannst du! Das wirst du gut machen!'", erzählt die Pfarrerin und ist in diesem Augenblick das erste Mal so etwas wie ein bisschen stolz.
Über "Sieg" spricht die Pfarrerin nicht, er ist ihr nicht wichtig. "Ich will nicht siegen, das brauch ich als alte Schachtel nicht." Weiterkommen? Ja, das will sie schon: "Sonst bräuchte ich erst gar nicht antreten." Monika Salzer hat sich ein einziges Ziel gesteckt: Menschlich will sie sein in der Show – und nicht perfekt. "Es ist ein Spiel."
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