Tragischer Badeunfall

Stirbt ein Kind, braucht die Seele Hilfe

Oberösterreich
18.07.2024 20:15

Ein 20 Monate altes Mäderl starb trotz Schwimmweste nach Sturz in ein Innviertler Pool. Wie geht man als Angehörige mit so einem Schicksal um, kann man so eine Tragödie überhaupt verarbeiten? Die „Krone“ hat mit Krisen-Expertinnen gesprochen, die Bescheid wissen.

Trauer im Innviertler Ort St. Aegidi: Eine Woche, nachdem ein erst 20 Monate altes Mädchen von seinem Vater reglos in einem aufblasbaren Pool gefunden worden war, verstarb es im Linzer Kepler Universitätsklinikum.

Obwohl die Kleine eine Schwimmweste getragen hatte und mit ihrem fünfjährigen Bruder gemeinsam planschte, konnte der Unfall nicht verhindert werden. Der Vater, der nur wenige Meter entfernt saß und sofort herbeieilte, konnte seine Tochter noch gemeinsam mit dem Notarzt reanimieren, schlussendlich verloren die Ärzte aber den Kampf um das Leben der Eineinhalbjährigen.

Wie es nach einer solchen Tragödie weitergeht
„Wir werden in solchen akuten Krisenfällen alarmiert – oft wenn ein Familienmitglied auf traumatische Weise ums Leben gekommen ist“, erklärt Ursula Kettenhuber, Leiterin des Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes OÖ. „Dann geben wir Ruhe, Stabilität, Sicherheit und Informationen.“ Im Vordergrund stehen dabei die Bedürfnisse der Betroffenen, das soziale Auffangnetz von Freunden und Verwandten zu spannen, organisatorische Fragen zu klären.

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Ertrinkungsunfälle von Kindern sind leider nicht so selten, wie man es sich wünschen würde. Rechtlich sind solche Fälle oft rasch geklärt, aber ein Gefühl der Schuld bleibt oft dennoch.

Katja Sieper, Leiterin Krisenhilfe Oberösterreich

Einsätze mit Kindern besonders schwer
„Unsere Einsätze dauern aber nur rund dreieinhalb Stunden, also in der ganz akuten Phase“, klärt Kettenhuber auf. „Danach übergeben wir etwa an die Krisenhilfe, Psychologen oder Verwandte und Freunde.“ Obwohl alle Fälle schlimm sind, „sind Einsätze mit Kindern auch für uns immer besonders schwer“. 

1036 Einsätze hatten die Ersthelfer für die Seele im Vorjahr, bei nicht wenigen davon war auch die Krisenhilfe involviert.

Kinderzimmer und Schuldgefühle
„Wenn Kinder im Spiel sind, werden auch wir meist gleich alarmiert“, so Katja Sieper, Leiterin der OÖ-Krisenhilfe. „Wir bieten Betroffenen zehn kostenfreie Betreuungsstunden bei ihnen zu Hause.“ Dabei unterstützen die psychosozialen Fachkräfte bei der Verarbeitung des Geschehenen, etwa, wie man mit einem nun stillen Kinderzimmer oder Schuldgefühlen umgeht.

„Wir können nichts ungeschehen machen, aber wir helfen Menschen, die jemand verloren haben, gut weiterleben zu können und dass sie sich in einer guten Art an die Verstorbenen erinnern können“, nennt Sieper ihre Aufgabe.

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