Politik inoffiziell

ÖVP: Wer einmal Adieu sagt, kommt nicht mehr heim

Oberösterreich
19.07.2024 09:55

Die Geschichte in der oberösterreichischen Landes-ÖVP wiederholt sich: Ein Abgang nach Wien macht eine Karriere in Oberösterreich praktisch unmöglich. Das trifft auch auf Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer zu. Die „Krone“ kennt Hintergründe und Details. 

Entscheidungen über die Besetzungen von Funktionen an der Spitze des Landes folgen in der oö. ÖVP einer gewissen Logik: Wer einmal ausschert, ist nicht mehr dabei. Und so wird auch dem vor allem in eigener Sache ehrgeizig arbeitenden Noch-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer klar sein, dass er sich mit seinem Abgang nach Wien – der 44-jährige Familienvater aus Linz folgt Karlheinz Kopf als Generalsekretär in der Wirtschaftskammer – als Nachfolger von Landeschef Thomas Stelzer aus dem Spiel genommen hat

Ritterte einst um die LH-Nachfolge, ging dann aber nach Wien: Christoph Leitl (Bild: Dostal Harald/© Harald Dostal)
Ritterte einst um die LH-Nachfolge, ging dann aber nach Wien: Christoph Leitl

Leitl, Mitterlehner, Strugl: Keine Rückkehr nach Linz
Generell ist es ja so: Wer einmal nach Wien gegangen ist, kommt nicht mehr zurück. Beispiele dafür gibt es einige. Da wäre in der chronologischen Reihenfolge einmal Christoph Leitl. Ihm wurde als Konkurrent von Alt-LH Josef Pühringer stets eine große Lust auf den Landeshauptmann nachgesagt. Bis zum LH-Stellvertreter und Wirtschaftslandesrat schaffte er es auch. Dann folgte er aber dem (von OÖ aus inszenierten?) Ruf aus Wien und wurde Präsident in der Wirtschaftskammer. Dort schrieb Leitl Geschichte, wurde 2004 und 2009 sogar zweimal wiedergewählt.

Der Mühlviertler Reinhold Mitterlehner kam als Vizekanzler bis an die Staatsspitze. (Bild: EXPA Picture/Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com)
Der Mühlviertler Reinhold Mitterlehner kam als Vizekanzler bis an die Staatsspitze.

Oberösterreicher von der Sebastian-Kurz-Partie abgesägt
Da wäre aber auch noch Reinhold Mitterlehner. Von der Bank der Abgeordneten aus schaffte er es als Wirtschaftsminister, ÖVP-Bundesobmann und Vizekanzler an die Spitze des Staates. Er war nach dem Abgang von Michael Spindelegger neben dem damaligen SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern ganz oben, ehe er von der jungen Partie rund um Sebastian Kurz abgesägt wurde. Interessant in diesem Zusammenhang: Auch der Mühlviertler Mitterlehner hatte seine Wurzeln in der Wirtschaftskammer in Linz.

Zuerst Politiker, jetzt Top-Manager: Michael Strugl. (Bild: Bartel Gerhard/Gerhard Bartel)
Zuerst Politiker, jetzt Top-Manager: Michael Strugl.

Abschied aus der Politik nach 21 Jahren
Wirtschaftslandesrat und Landeshauptmann-Vize war auch Michael Strugl, der einst mit Stelzer um die LH-Nachfolge ritterte. Nach 21 Jahren in der Landespolitik sagte er 2018 Adieu und ging zum Stromkonzern Verbund. Zuerst als Mitglied des Vorstands, seit 2021 ist er Vorsitzender. Der Manager gilt als politischer Ziehvater von Hattmannsdorfer und zu hören ist, dass ihm Strugl seine Entscheidung, nach Wien zu gehen, nicht ausgeredet hat.

Amt des Landeschefs in ganz weiter Ferne 
Wo wird Hattmannsdorfer nach dem Sprungbrett nach Wien – gemeint ist der Posten des WK-Generalsekretärs – landen? Sicher im Nationalrat, weil er ja auf Platz 5 der Bundesliste kandidiert. Eher nichts wird’s mit einem Amt an der Staatsspitze (Ministerposten oder mehr). Aus seinem Umfeld heißt es, dass er sich diesen Schleudersitz nicht antun möchte.

Eher hält er es wie Strugl – und strebt einen Managerjob in einem Top-Unternehmen an. Mit dem Amt des Generalsekretärs (4000 Mitarbeiter in Österreich) könnte er sich das Rüstzeug dazu holen. Und auch die Kontakte. Das Amt des Landeshauptmanns von OÖ rückt da in ganz weite Ferne.

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