800 Trauergäste erwiesen Hans Seitinger am Samstag in Frauenberg die letzte Ehre: Der im 64. Lebensjahr verstorbene Politiker war 20 Jahre lang steirischer Landesrat. „So einen werden wir nicht mehr kriegen“, sagte Alt-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer unter Tränen.
Das Bild vor seinem Eichensarg, auf dem ein schwarzer Feuerwehrhelm und ein weißes Rosenbouquet lag, zeigte Hans Seitinger, wie ihn die meisten Steirer aus vielen persönlichen Begegnungen kannten: herzlich lachend auf der Balustrade des Grazer Landhauses.
Dort war er 20 Jahre lang ein und ausgegangen, hatte unzählige Hände geschüttelt, zähe Verhandlungen geführt, mit seinen Mitarbeitern gescherzt. Von dort aus fuhr er Zigtausende Kilometer jährlich hinaus in die Regionen, traf „seine“ Bauern und Forstwirte, war stets gern gesehener und humorvoller Gast bei Festen und Veranstaltungen.
Auch wenn die Termine bis spät in die Nacht gingen, verließen ihn Schmäh und Herzlichkeit nicht. Er war ein Politiker, mit dem man per Du sein durfte, der selbst lieber „Du“ als „Sie“ sagte, der sich die Namen jener, die er einmal getroffen hatte, merkte.
„Die Menschen mochten ihn“
„Er mochte die Menschen und die Menschen mochten ihn“, sagte Hermann Schützenhöfer, der beim Begräbnis des Langzeit-Landesrates am Samstag mit den Tränen kämpfte. „Kein Problem war ihm zu groß, kein Anliegen zu klein. So einen werden wir nicht mehr kriegen.“ Der frühere Landeshauptmann sprach damit vielen Wegbegleitern, Kollegen und Freunden und jenen, für die Seitinger ein offenes Ohr hatte, aus der Seele.
Viele von ihnen erwiesen ihm am Samstagnachmittag die letzte Ehre. 800 Trauergäste kamen in die Wallfahrtskirche Frauenberg in St. Marein, darunter die frühere Landeshauptfrau Waltraud Klasnic, Alt-Landeshauptmann Franz Voves, fast die gesamte Landesregierung und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. „Für die anderen da zu sein, das war sein Lebensprogramm. Er konnte zuhören wie kein anderer“, unterstrich Landeschef Christopher Drexler.
Beiden ÖVP-Parteichefs war Seitinger ein langjähriger Ratgeber, er war ein harter, unermüdlicher Arbeiter, auf den sie sich verlassen konnten. Selbst vom Krankenbett aus schrieb er Drexler noch Textnachrichten und gab den einen oder anderen Tipp. „Du hast der Steiermark deinen Stempel aufgedrückt, du warst einer der treuesten Diener des Landes.“
Seitinger kämpfte als Landesrat, er kämpfte nach seinem Ausscheiden um seine Gesundheit. Am vergangenen Sonntag verstarb der über die Parteigrenzen hinweg beliebte Politiker an einer schweren Krankheit. Er wurde 63 Jahre alt.
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