Mehrfach pämiert

Eigene Wissenschaft: Die Kunst des Schnapsbrennens

Vorarlberg
21.07.2024 11:25

Hobby-Brenner Andreas Tscholl räumt mit seinen Schnäpsen internationale Preise ab. Der „Krone“ hat er mehr über seine edlen Brände verraten. Für seine auch international ausgezeichneten Destillate setzt er gern auf alte Obstsorten. 

Wenn sich Spirituosenerzeuger aus der ganzen Welt in London messen, dann bekommt die Jury nur das Beste vorgesetzt. Zwischen all den großen Namen findet man auch jenen des Thüringers Andreas Tscholl, der vielen Kennern als bester Brenner Vorarlbergs gilt. Was wahrscheinlich noch untertreiben ist: So ist er heuer als einziger Österreicher bei der weltweit zweitgrößten Spirituosen-Prämierung ausgezeichnet worden – für seine „Alte Birne“ gab es nicht nur Gold, sondern auch die höchstmögliche Auszeichnung als „Bester Obstbrand des Jahres“. Zudem holte er sich noch zweimal Silber für die „Zwetschke“ und seine Safran-Variante eines Gins. Auch in Vorarlberg räumte er schon etliche Prämierungen ab, unter anderem wurde er zum „Brenner des Jahres“ gekürt.

Andreas Tscholl hat mit seinen Obstbränden schon viele Auszeichnungen abgeräumt. Besonders stolz ist er auf die Prämierungen bei der internationalen „London Spirit Competition“. Ehefrau Helga unterstützt ihren Mann tatkräftig bei seinem Hobby. (Bild: Mathis Fotografie)
Andreas Tscholl hat mit seinen Obstbränden schon viele Auszeichnungen abgeräumt. Besonders stolz ist er auf die Prämierungen bei der internationalen „London Spirit Competition“. Ehefrau Helga unterstützt ihren Mann tatkräftig bei seinem Hobby.

„Wann immer es nicht ganz für Gold reichte, hat mich das nur noch mehr angespornt“, erzählt der ehrgeizige 73-Jährige. Seit 28 Jahren frönt er seinem Hobby, in dieser Zeit hat er seinen Erfahrungsschatz durch Weiterbildungen und den intensiven Austausch mit Brennkollegen stetig erweitert.

Jede Menge Arbeit in guter Gesellschaft
Um aus einer Frucht etwas Besonderes zu erzeugen, ist sauberes Arbeiten unerlässlich. Hauptakteur sei aber das Grundprodukt – nämlich das Obst, das in die Flasche kommen soll. Und zwar nicht irgendein Obst: „Marille oder Williams gibt es eh überall.“ Andreas Tscholl reizen vielmehr alte Sorten, die in Vorarlberg kaum mehr wachsen. Vereinzelt findet man noch Bäume im Walgau. „Heutzutage will jeder nur noch Tafelobst. Die alten Sorten dienten hingegen als Most- und Brennobst.“ Daher verschwinden diese Raritäten immer mehr.

Um einen guten Schnaps zu brennen, braucht es sauberes Arbeiten und ein gutes Grundprodukt. Andreas Tscholl bevorzugt alte Obstsorten, die nur noch rar in Vorarlberg sind. Das Wasser sollte möglich wenig Kalk aufweisen, daher holt er es von einer Quelle in Gaschurn. Viele Details, auf die es zu achten gilt. (Bild: Mathis Fotografie)
Um einen guten Schnaps zu brennen, braucht es sauberes Arbeiten und ein gutes Grundprodukt. Andreas Tscholl bevorzugt alte Obstsorten, die nur noch rar in Vorarlberg sind. Das Wasser sollte möglich wenig Kalk aufweisen, daher holt er es von einer Quelle in Gaschurn. Viele Details, auf die es zu achten gilt.

Für sechs bis sieben Liter fertigen Schnaps braucht er rund 100 Kilo Obst. Dafür benötigt er zwölf Stunden Arbeitszeit. Familie und Freunde helfen gerne mit. Man trifft sich bei den Tscholls in der Garage und dann ist „Beerla“ angesagt. Oder Obst ausschneiden, einmaischen und Glasballone auswaschen. Die viele Arbeit geht in guter Gesellschaft leichter von der Hand. „Obwohl wir schon so viele Jahre Schnaps brennen, ist es immer wieder spannend, was dabei herauskommt, weil das Obst immer anders schmeckt“, schwärmt Ehefrau Helga, die ihren Mann tatkräftig unterstützt. Bei diesem Hobby ist man eben von der Natur abhängig und kann nur auf das zurückgreifen, was reif und verfügbar ist. „Bei mir gibt es nur ehrliche Schnäpse ohne Aroma und Chemie“, umreißt Andreas Tscholl seine Arbeitsphilosophie.

Ein ebenso wichtiger Faktor im Brennprozess ist das Wasser, mit dem der Schnaps verschnitten wird. Um einen möglichst geringen Härtegrad zu haben, holt er es von einer Quelle in Gaschurn. „Viele filtern den Kalk heraus oder kochen das Wasser ab, aber dann verliert man auch alle Mineralien.“ All diese kleinen Puzzleteile, gepaart mit der Liebe zum Produkt, ergeben ein großes Ganzes, das einfach exzellent schmeckt. „Ich habe eine feine Nase, arbeite sorgfältig und traue mich auch was“, verrät der Hobby-Brenner sein Erfolgsrezept. Seine Raritäten sind übrigens nur bei ihm „ab Hof“, manchmal am Markt oder in ausgesuchten Gastro-Betrieben erhältlich.

Experimente und Wertschätzung
Seine Neugierde treibt ihn immer wieder dazu an, neue Dinge entstehen zu lassen. Etwa seinen „548 Gin“, für den er 14 verschiedene Kräuter verarbeitet. Die Variante mit heimischen Safran vom Viktorsberg ist eine Innovation, die bei Ginliebhabern besonders gut ankommt. Und für was steht die Zahl 548? „Das ist der Meeresspiegel meiner Brennerei“, lacht Tscholl.

Gin gehört zum Repertoire des Hobbybrenners. Die Zahl 548 leitet sich übrigens vom Meeresspiegel der Brennerei ab. (Bild: Benjamin Salizzoni)
Gin gehört zum Repertoire des Hobbybrenners. Die Zahl 548 leitet sich übrigens vom Meeresspiegel der Brennerei ab.

Für ein Hotel kreierte er sogar einen Heidelbeer-Gin in einer roten Farbe, die jedoch nach ein paar Wochen nachlässt. „Das ist eben die Natur. Entweder man trinkt ihn gleich oder man stellt die Flasche in einen dunklen Kasten“, erzählt er amüsiert. Ihn freut es, wenn seine Erzeugnisse geschätzt werden – gleich ob nun bei Carola Purtschers hochkarätig besetzten „Tafelrunde“ in Wien oder von einer 100-Jährigen, die noch gerne einen Enzian trinkt. „Es berührt mich einfach, wenn die Leute von meinem Schnaps aus Thüringen schwärmen.“

Das Genussmittel gehört für Andreas Tscholl nach einem guten Essen dazu. Am liebsten ist ihm persönlich übrigens ein Obstler: „Leider ist er etwas verpönt, aber der Obstler wäre eigentlich unser Schnaps in Vorarlberg. Apfel, Birne, Zwetschke – einfach sensationell!“

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