Schneiders Brille

Nun ist Schluss mit Dr. Best

Vorarlberg
21.07.2024 15:45

Autor Robert Schneider wagt sich ans Eingemachte: Österreich und seine Titel-Liebhaberei. Doch es könnte Ungemach drohen: Ist es bald vorbei mit der untertänig-hörigen Besserbehandlung von Herrn und Frau Doktor?

Ein Doktortitel vor dem Namen macht noch immer Mordseindruck. Besonders in einem autoritätshörigen Land wie Österreich, wobei angeblich der Grad der Ehrerbietung und Unterwürfigkeit von Westen nach Osten hin zunimmt. Dass ein Doktortitel den Absatz eines Produktes fördern kann, hat die Werbung schon längst erkannt. Er soll Seriosität und ergo Qualität suggerieren. Das gilt bei Puddingpulver wie bei Zahnbürsten. Wird gar noch ein Professor draus, kennt die Devotheit kein Halten mehr. Der Schauspieler Klausjürgen Wussow hatte sich, wie er in einem Interview einmal sagte, längst mit dem Namen Professor Brinkmann abgefunden. Der Chefarzt der „Schwarzwaldklinik“ hatte irgendwann einfach resigniert.

Nun haben natürlich unzählige Plagiatsaffären den kostbaren Titel etwas in Misskredit gebracht. Ihre Lichtgestalten waren Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), Annette Schavan (CDU) oder zuletzt die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU), welcher der Doktortitel aberkannt wurde, weil sich in ihrer Dissertation über zwei Drittel Zitate ohne genügende Kennzeichnung fanden. In der Zwischenzeit ist es ein medialer Sport geworden, Dissertationen von Politikern und Politikerinnen auf Punkt und Komma zu prüfen. Spätestens beim Eintritt in die Politik werden die Arbeiten endlich gelesen. Wie der Journalist David Denk im ZEIT-Magazin vom 1. Mai 2024 schrieb, soll das mit dem Doktortitel jetzt aber grundlegend anders werden. Zumindest in Deutschland. Dort wird in Zukunft der Titel nicht wie bisher vor dem Familiennamen stehen, sondern, so Denk weiter: „(...) in einem neuen Datenfeld auf der Rückseite des Ausweisdokuments.

Österreich und Deutschland
Die Bundesregierung begründet das mit einer Angleichung an internationale Gepflogenheiten und Irritationen bei ausländischen Grenzbehörden, da die beiden Buchstaben oftmals für die Anfangsbuchstaben des Familiennamens gehalten werden (...)“ Aus Dr. Eck, der beim Zoll als Herr Dreck angesprochen wurde, wird also endlich Herr Eck, ohne sich lange erklären zu müssen. Tröstlich für diesen Herrn. In Österreich wird die Änderung vermutlich noch lange auf sich warten lassen. Frau Doktor hat sich einfach zu sehr an den Titel ihres Mannes gewöhnt. Umgekehrt neuerdings auch.

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