Plastikflut in Adria

Geisternetze als Gefahr: WWF-Chefin taucht ab!

Österreich
20.07.2024 19:34

Die Wiener Öko-Aktivistin Andrea Johanides kämpft in der Adria gegen die Plastikflut. Sie hievt Geisternetze aus dem Mittelmeer.

„Mehr als elf Millionen Tonnen Plastik gelangen jährlich in die sensiblen Ökosysteme. Diverse Fischereiausrüstung macht einen Löwenanteil dieser Bedrohung aus“, warnt der WWF beim Lokalaugenschein in der Tiefe.

Tatsächlich machen herrenlose treibende Geisternetze weltweit etwa zehn Prozent der gesamten Kunststoffpest aus. Sie werden zu tödlichen Fallen für Meeresbewohner und sind die gefährlichste Form von Plastikmüll in diesen gewaltig wogenden Lebensräumen.

Der Meeresboden in der Adria ist übersät mit unzähligen dieser tödlichen Fallen für die Fischwelt unter Wasser. (Bild: Matko Pojatina)
Der Meeresboden in der Adria ist übersät mit unzähligen dieser tödlichen Fallen für die Fischwelt unter Wasser.
(Bild: Matko Pojatina)

„Delfine, Haie, Rochen und andere rare Fauna verfangen sich in ihnen. Sie alle erleiden einen langsamen und qualvollen Tod. Denn die Kadaver locken weitere Tiere an, die sich beim Fressen wiederum verheddern – ein tödlicher Teufelskreis“, schildert WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides betrübt.

Umso entschlossener stürzte sich die sympathische Aktivistin in die Fluten. Als erfahrene Taucherin machte sie sich selbst ein Bild von der schleichenden Umweltkatastrophe. Erschütternde Tatsache in der geheimnisvollen Welt in 40 Metern Tiefe: Neben der direkten Gefahr für die zerbrechlichen Geschöpfe, sich in den Netzen zu verheddern oder an Plastikteilen zu ersticken, zerstört der Abfall auch ganze Korallenriffe. „Die Geisternetze, die sich da unten an die Felsen klammern, werden sich früher oder später auflösen und zersetzen sich letzten Endes zu Mikroplastik, das auch für Menschen riskante Folgen haben kann – denn über die Nahrungskette gelangt Mikroplastik auf unsere Teller“, warnt Johanides.

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Das Lösen der Netze in bis zu 40 Metern Tiefe erfordert äußerst viel Erfahrung und auch große Ausdauer beim Tauchen.

(Bild: WWF)

WWF-Meeresexperte Axel Hein

Einsatzgebiet ihrer Ökomission gemeinsam mit Naturschützern des WWF Kroatien: das Mittelmeer rund um die Insel Molat. „Allein bei unserer letzten Mission konnten wir mit unseren kroatischen Freunden fast eine Dreivierteltonne Plastik aus dem Meer fischen“, berichtet Johanides.

Die Menge, die das Team hier selbst auf kleinstem Raum vorfand, ist gerade an diesen Stellen besorgniserregend. Denn das Gebiet rund um die Insel Molat gilt als besonders wertvoller Lebensraum mit außergewöhnlicher Artenvielfalt, darunter mehrere Hai- und Rochenarten. Um das Problem an der Wurzel packen zu können, will der WWF, dass die Region zum Meeresschutzgebiet erklärt wird!

Mutig, Wasser-affin und entschlossen, die Natur zu retten: WWF-Chefin Andrea Johanides, die jetzt auch körperlich in Sachen Geisternetze ihr Äußerstes gab (Bild: Matko Pojatina)
Mutig, Wasser-affin und entschlossen, die Natur zu retten: WWF-Chefin Andrea Johanides, die jetzt auch körperlich in Sachen Geisternetze ihr Äußerstes gab

Tauchgänge sind riskant und äußerst anstrengend
„Das Eindringen in die Untiefen zur Entfernung der Geisternetze ist riskant, körperlich enorm anstrengend und höchst aufwendig. Pro Tauchgang können zwei Personen rund 100 bis 250 Kilo bergen. Das Lösen der Netze in bis zu 40 Metern Tiefe erfordert viel Erfahrung und Ausdauer beim Tauchen“, zollt WWF-Experte Axel Hein seiner Chefin höchste Anerkennung. Problematik: Die Netze müssen freigeschnitten, mit Hebe-Ballons an die Oberfläche gebracht und per Boot eingesammelt werden.

Seit dem Projektstart konnten dennoch schon rund 1,5 Tonnen Unrat geborgen werden, der Großteil davon Kiemennetze sowie eine erhebliche Menge an Reusen. Dafür waren rund 40 Bergungseinsätze nötig und zahlreiche weitere zur Lokalisierung und Kartierung vorab. Erklärtes Ziel des WWF: bis zum Jahr 2028 jährlich rund eine Tonne an Land zu holen.

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