Das drohende Aus für den Verein Aktion Tagesmütter OÖ bereitet nicht nur den 108 betroffenen Tageseltern Sorgen. Für Mütter, Väter und betreute Kinder wäre das Abhandenkommen der Tageseltern ein „Desaster“. Ein Lokalaugenschein der „Krone“ mit Betroffenen zeigt, wie bitter das für alle Betroffenen wäre.
Es geht nicht um uns, sondern um die Kinder.“ Die Tagesmütter Jacqueline Bauer und Michaela Kaksa sind beim „Krone“-Lokalaugenschein im Linzer Franckviertel den Tränen nahe. „Das jüngste Kind, das bei mir angefangen hat, war drei Monate alt. Wenn ich ein Kind aufnehme, geb’ ich ihm das Versprechen, dass ich es so lange begleite, wie es mich braucht. Sollte es tatsächlich zur Schließung kommen, wird mir das Versprechen einfach verwehrt“, seufzt Bauer.
Wie berichtet, wurde vergangene Woche bekannt, dass dem Verein Aktion Tagesmütter OÖ eine Teilschließung droht. Davon betroffen sind 108 Tageseltern und 480 Kinder.
„Erste Lösungen zeichnen sich ab: Der Verein prüft intern, ob er diesen Bereich doch nicht vollständig schließt“, sagt LH-Vize Christine Haberlander (ÖVP) auf „Krone“-Anfrage. Andere Vereine und Gemeinden würden planen, Kinder und Tageseltern zu übernehmen. „Die Fördergelder wurden nicht gekürzt“, versichert Haberlander. In den Stundensätzen seien schon 30 Prozent Fehlzeiten mit eingepreist. „Aber ich verspreche: Wenn es Sorgen wegen der neuen Verordnung gibt, so wird selbstverständlich reagiert.“
In ihren neun Jahren als Tagesmutter hat Bauer bereits um die 65 Kinder betreut. Zwei der ersten waren die Geschwister Elena und Elias – mittlerweile 16 und 17 Jahre alt: „Es war wie eine zweite Familie. Wir haben zum Beispiel einmal eine Parkuhr gebastelt, und die verwenden wir immer noch. Was auch in Erinnerung bleibt, ist die sehr persönliche Betreuung.“
Diese besondere Nähe und Verbindung spürt man als Außenstehender, wenn die Kinder am Spielplatz herumtoben. „Die Qualität der Betreuung ist unschlagbar, ich könnte mir nichts besseres für meine Kleine vorstellen“, sagt Veronika Miron, die jetzt aber auch vor einer ungewissen Zukunft steht: „Ich habe im Dezember wieder angefangen zu arbeiten. Ich arbeite 30 Stunden, mein Mann 40. Gibt es die Jacqui nicht mehr, müsste einer von uns zwei die Arbeitszeit verkürzen. Das Risiko, dass sich Gloria mit zwei Jahren noch einmal wo anderes neu eingewöhnen muss, wollen wir nicht eingehen.“
Eine Wegnahme der Tageseltern wäre ein Desaster. Wir brauchen noch ein Jahr bis zum Kindergarten, haben aber keinen Platz in Aussicht.
Leopold Weilheim
Ähnlich sieht es Leopold Weilheim: „Eine Wegnahme der Tageseltern wäre für uns ein Desaster. Wir brauchen noch ein Jahr bis zum Kindergarten, haben aktuell aber keinen Platz in Aussicht.“
Aber auch zukünftige Tageskinder sind betroffen. „Mein Sohn hätte im September als Tageskind anfangen sollen, das geht jetzt aber leider nicht mehr. Einen Platz in der Krabbelstube bekommt er aber erst im September 2025. Außerdem endet meine Karenz Mitte Oktober“, sucht Alleinerzieherin Sarah noch nach der passenden Lösung für ihren Liam (zehn Monate). Die Hoffnung, dass es für den Verein doch noch weitergehen könnte, haben sie (noch) nicht ganz aufgegeben.
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